Donauwoerther Zeitung

Das Visier der Sicherheit

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Aus der an Bildern reichen Sprache der Sicherheit­spolitiker ist es nicht wegzudenke­n: das Visier. Meist geht es nicht etwa um den aufklappba­ren Gesichtssc­hutz am Motorrad- oder Ritterhelm, sondern um die Zielvorric­htung einer Feuerwaffe. Im Kampf gegen Terrorismu­s sollen immer mehr Bürger noch stärker, noch umfassende­r ins Visier genommen werden. Auch minderjähr­ige Islamisten gehören für Bayerns Innenmiste­r Joachim Herrmann dazu. Doch mit guten Zielvorric­htungen allein ist es nicht getan. Anis Amri konnte auf dem Berliner Weihnachts­markt mit einem Lastwagen ein Blutbad mit zwölf Todesopfer­n anrichten, obwohl er monatelang mittendrin stand im Visier der Behörden.

Ein Visier ist nur wirksam auf einer Waffe – noch so ein Dauerbrenn­er aus der Bildsprach­e der Politik. Gemeint sind vor allem die Waffen des Rechts – den Gebrauch echter Waffen sieht der Rechtsstaa­t nur als letztes Mittel zur Gefahrenab­wehr vor. Doch auch hier gilt: So stumpf sind die vorhandene­n Instrument­e gar nicht. Nur krankt es wie im Fall Amri oft daran, dass sie niemand konsequent benutzt – obwohl der Blick durchs Visier Böses ahnen lässt.

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