Das Visier der Sicherheit
Aus der an Bildern reichen Sprache der Sicherheitspolitiker ist es nicht wegzudenken: das Visier. Meist geht es nicht etwa um den aufklappbaren Gesichtsschutz am Motorrad- oder Ritterhelm, sondern um die Zielvorrichtung einer Feuerwaffe. Im Kampf gegen Terrorismus sollen immer mehr Bürger noch stärker, noch umfassender ins Visier genommen werden. Auch minderjährige Islamisten gehören für Bayerns Innenmister Joachim Herrmann dazu. Doch mit guten Zielvorrichtungen allein ist es nicht getan. Anis Amri konnte auf dem Berliner Weihnachtsmarkt mit einem Lastwagen ein Blutbad mit zwölf Todesopfern anrichten, obwohl er monatelang mittendrin stand im Visier der Behörden.
Ein Visier ist nur wirksam auf einer Waffe – noch so ein Dauerbrenner aus der Bildsprache der Politik. Gemeint sind vor allem die Waffen des Rechts – den Gebrauch echter Waffen sieht der Rechtsstaat nur als letztes Mittel zur Gefahrenabwehr vor. Doch auch hier gilt: So stumpf sind die vorhandenen Instrumente gar nicht. Nur krankt es wie im Fall Amri oft daran, dass sie niemand konsequent benutzt – obwohl der Blick durchs Visier Böses ahnen lässt.