Sterne, Stühle, Stars
Freiluftkino In den kommenden Wochen finden zahlreiche Filmabende unter freiem Himmel in der Region statt. Was deren Reiz ausmacht
Der Mond am Himmel, den Liebsten im Arm, Popcorn zwischen den Zähnen – und ein paar Meter entfernt betreibt ein Mafia-Clan rege Geldwäsche. So eine Szene macht nur Freiluftkino möglich. In den kommenden Wochen gibt es zahlreiche Möglichkeiten in der Region, an einem solchen Erlebnis teilzunehmen. Vielerorts werden Leinwände in Parks, auf Marktplätzen und vor historischen Gebäuden aufgespannt.
In Augsburg startet am Mittwoch, 21. Juni, zum mittlerweile 28. Mal das Lechflimmern. Den Auftakt der Reihe bildet die bayerische Krimikomödie „Maria Mafiosi“. Bis Mitte September können die Kinofans im Familienbad am Plärrer auf zwei Leinwänden mitverfolgen, was die Filmbranche Neues zu bieten hat. Veranstalter Franz Fischer erklärt, worauf es seiner Meinung nach beim Programm eines OpenAir-Kinos ankommt: „Die Filme sollten anspruchsvoll sein und einen gewissen Unterhaltungswert haben“. Zudem müssten sich alle Altersgruppen wiederfinden. Freiluftkino sei schließlich ein Gruppenerlebnis. Komödien, Dramen, Krimis seien besonders beliebt. Er tippt darauf, dass die Biografie „Mein Blind Date mit dem Leben“in diesem Jahr am meisten Augsburger in die Kinosessel locken wird – Pardon: auf die Plastikstühle und den Rasen. Der Film zeichnet das Leben des Saliya nach, der verschweigt, dass er fast blind ist, um einen Job in einem Luxushotel zu bekommen.
Zudem stehen Filmvorpremieren auf dem Programm, die erst ein paar Wochen später ins Kino kommen. Beim Lechflimmern wird etwa Sönke Wortmanns Drama „Sommerfest“zum ersten Mal gezeigt. Bei den Kemptener Filmnächten ist es Ed Herzogs Krimikomödie „Grießnockerlaffäre“mit Dorfpolizist Eberhofer (Sebastian Bezzel). Beide Filme basieren auf Romanen.
Neben den Filmen trägt die Kulisse zur Atmosphäre eines Freiluftkinos bei: In Ingolstadt nehmen Kinobesucher in einem Brückenkopf Platz, in Ulm am Donauufer. In Kempten verwandelt sich die Burghalde in einen Kinosaal, ein bewaldeter Hügel inmitten der Stadt, auf dem einst eine Burg thronte. In Oberstdorf macht das Publikum es sich nahe der Skisprungschanzen bequem, Alpenpanorama inklusive. Bei manchen Veranstaltungen dür- fen Zuschauer sich Kuscheldecken, Liegestühle oder eine Flasche Rotwein mitbringen. Eigene Getränke und Snacks sind nicht überall gestattet. Manche Veranstalter bieten Bewirtung und Sitzgelegenheiten an.
Mit dem Abspann des Films ist der Abend nicht immer vorbei. In Augsburg begleiten Gesprächsrunden einzelne Vorführungen. Dann stehen Schauspieler, die eben noch über die Leinwand gehuscht sind, in persona auf der Bühne. „Sie nutzen die besondere Stimmung, um sich zu präsentieren. Ein Sommerabend, viele Leute, große Leinwände – das passt einfach“, sagt Fischer. In diesem Jahr hat er unter anderem Lucien Jean-Baptiste eingeladen. Der französische Regisseur und Schauspieler spricht über seine Komödie „Zum Verwechseln ähnlich“.
Doch egal, wie rührend, spannend, lustig die Filme sind oder die Gäste erzählen, egal, wie schön die Kulisse ist – letztlich entscheiden Regen, Blitz und Donner über den Erfolg des Freiluftkinos. Macht das Wetter nicht mit, ziehen die Zuschauer Sofa und Fernseher zu Hause vor. Die meisten Veranstalter informieren nachmittags, ob das Open-Air-Vergnügen an diesem Tag möglich ist. »Kino