Der Bücherboom bleibt aus
Verkauf Eine Untersuchung bescheinigt klassischen Buchhandlungen eine gute Entwicklung. In der Region ist davon aber wenig zu spüren. An der Arbeit der Städte gibt es Kritik
Landkreis Nicht lange ist es her, dass große Onlineunternehmen, später das E-Book, die Buchhändler in Angst und Schrecken versetzten. Vor Kurzem gab der Börsenverein des Buchhandels leichte Entwarnung. Der Verein, der Verleger, Zwischenhändler und Bucheinzelhändler vertritt, beschreibt den Buchhandel als „relativ stabil“. Der Umsatz der stationären Buchhändler sei im Laden zwar etwas zurückgegangen, online dafür aber kräftig gestiegen. Die Kunden hätten für ihre Bücher generell mehr investiert als noch im Vorjahr.
In der Buchhandlung Greno in Nördlingen ist am Dienstagvormittag viel Betrieb, im Minutentakt muss Tina Greno Kunden bedienen. Dennoch kann sie nicht bestätigen, dass die Buchbranche sich positiv entwickle. „Die Kundenfrequenz nimmt stetig ab, damit auch der Umsatz.“Zwar stimme es wohl, dass die weniger werdenden Kunden im Schnitt mehr ausgeben, wie es in der Untersuchung des Börsenvereins heißt, allerdings sei das auf steigende Buchpreise zurückzufüh- ren. Auf Dauer könne man die Umsätze damit nicht sichern. Greno fordert, dass die Stadt sich mehr für die Belange der Einzelhändler einsetzt. Am dringendsten sei, dass die Parksituation in Nördlingen verbessert werde. Dabei sei man in der Nördlinger Innenstadt vergleichsweise noch gut dran, die Stadt lebe. Der Tourismus helfe auch, sagt Greno. „Ich würde meinen Kindern aber nicht empfehlen, im Buchhandel zu arbeiten.“
Auch ihr Bruder Nicholas Greno, der die Buchhandlung in Donauwörth führt, kann eine positive Entwicklung nicht bestätigen. In allen Städten könne man eine Abnahme der Kundenfrequenz beobachten, sagt er. Schlechte Parkmöglichkeiten, verstopfte Straßen – die Städte „machen ihre Hausaufgaben oft nicht“, findet er. Schon heute sei der Kunde theoretisch nicht auf den Einzelhandel angewiesen und könne ausschließlich online einkaufen, trotzdem tue er dies nicht. Greno sieht als Grund dafür, dass er mit Qualität, Service und dem persönlichen Kontakt punkten könne. „Der Kunde muss merken, dass man Spaß daran hat, ihn zu beraten“, sagt er.
Die Buchpreisbindung helfe dem Einzelhandel freilich, sagt Greno. Anders als in anderen Branchen sei Preisdumping großer Unternehmen dadurch keine Bedrohung. Dennoch sei es wichtig, die eigenen Produkte auch im Internet zu vertreiben. Dies mache bei der Buchhandlung Greno nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus, eine Buchhandlung ohne Onlineshop sei jedoch nicht mehr zeitgerecht.
„Die Baustelle in Oettingen hat uns in eine wirklich schwierige Situation gebracht“, sagt Jasmin Fleichaus mit besorgtem Blick. Seit 2013 führt sie die Oettinger Bücherstube. Die ersten zwei Jahre seien wunderbar gelaufen, darauf folgte ein „katastrophales Jahr“während der Bauarbeiten. Etwas besser geworden sei es zwar seitdem – um langfristig bestehen zu können, müsse es aber noch mehr aufwärtsgehen, sagt Fleichaus. Erfreulich sei, dass junge Erwachsene scheinbar wieder öfter zu Büchern greifen, sagt sie. Auch das E-Book sei nicht mehr so bedrohlich, wie es einmal schien. Trotzdem mache ihr die Entwicklung der Oettinger Innenstadt große Sorgen. Zwar leiste die Oettinger Werbegemeinschaft große Dienste, der Stadt fehle aber trotzdem eine „Belebung“.
Bei der Buchhandlung Rain habe sich das Geschäft hingegen einigermaßen stabilisiert, sagt die Filialleiterin Melanie Legg. Auch in Rain habe sich das E-Book, wenn auch verspätet, bemerkbar gemacht, das Geschäft damit sei aber wieder rückläufig. Zwar vertreibe die Buchhandlung Rain auch elektronische Bücher, deren Gewinnspanne sei aber relativ gering. Sehr positiv sieht Legg den Verkauf über die Internetseite der Buchhandlung: Zwar mache der bisher einen kleinen Teil des Umsatzes aus, allerdings habe er sich in den vergangenen Jahren „fast verselbstständigt“. Mehrere Faktoren wirkten sehr vorteilhaft auf: Viele Einwohner Rains seien „regional orientiert“und unterstützten heimische Geschäfte bewusst, sagt sie. Die einzige richtige Buchhandlung im Ort zu sein sei natürlich ebenfalls förderlich.
Städte „machen ihre Hausaufgabe oft nicht“