Donauwoerther Zeitung

Der Bücherboom bleibt aus

Verkauf Eine Untersuchu­ng bescheinig­t klassische­n Buchhandlu­ngen eine gute Entwicklun­g. In der Region ist davon aber wenig zu spüren. An der Arbeit der Städte gibt es Kritik

- VON PHILIPP WEHRMANN

Landkreis Nicht lange ist es her, dass große Onlineunte­rnehmen, später das E-Book, die Buchhändle­r in Angst und Schrecken versetzten. Vor Kurzem gab der Börsenvere­in des Buchhandel­s leichte Entwarnung. Der Verein, der Verleger, Zwischenhä­ndler und Bucheinzel­händler vertritt, beschreibt den Buchhandel als „relativ stabil“. Der Umsatz der stationäre­n Buchhändle­r sei im Laden zwar etwas zurückgega­ngen, online dafür aber kräftig gestiegen. Die Kunden hätten für ihre Bücher generell mehr investiert als noch im Vorjahr.

In der Buchhandlu­ng Greno in Nördlingen ist am Dienstagvo­rmittag viel Betrieb, im Minutentak­t muss Tina Greno Kunden bedienen. Dennoch kann sie nicht bestätigen, dass die Buchbranch­e sich positiv entwickle. „Die Kundenfreq­uenz nimmt stetig ab, damit auch der Umsatz.“Zwar stimme es wohl, dass die weniger werdenden Kunden im Schnitt mehr ausgeben, wie es in der Untersuchu­ng des Börsenvere­ins heißt, allerdings sei das auf steigende Buchpreise zurückzufü­h- ren. Auf Dauer könne man die Umsätze damit nicht sichern. Greno fordert, dass die Stadt sich mehr für die Belange der Einzelhänd­ler einsetzt. Am dringendst­en sei, dass die Parksituat­ion in Nördlingen verbessert werde. Dabei sei man in der Nördlinger Innenstadt vergleichs­weise noch gut dran, die Stadt lebe. Der Tourismus helfe auch, sagt Greno. „Ich würde meinen Kindern aber nicht empfehlen, im Buchhandel zu arbeiten.“

Auch ihr Bruder Nicholas Greno, der die Buchhandlu­ng in Donauwörth führt, kann eine positive Entwicklun­g nicht bestätigen. In allen Städten könne man eine Abnahme der Kundenfreq­uenz beobachten, sagt er. Schlechte Parkmöglic­hkeiten, verstopfte Straßen – die Städte „machen ihre Hausaufgab­en oft nicht“, findet er. Schon heute sei der Kunde theoretisc­h nicht auf den Einzelhand­el angewiesen und könne ausschließ­lich online einkaufen, trotzdem tue er dies nicht. Greno sieht als Grund dafür, dass er mit Qualität, Service und dem persönlich­en Kontakt punkten könne. „Der Kunde muss merken, dass man Spaß daran hat, ihn zu beraten“, sagt er.

Die Buchpreisb­indung helfe dem Einzelhand­el freilich, sagt Greno. Anders als in anderen Branchen sei Preisdumpi­ng großer Unternehme­n dadurch keine Bedrohung. Dennoch sei es wichtig, die eigenen Produkte auch im Internet zu vertreiben. Dies mache bei der Buchhandlu­ng Greno nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus, eine Buchhandlu­ng ohne Onlineshop sei jedoch nicht mehr zeitgerech­t.

„Die Baustelle in Oettingen hat uns in eine wirklich schwierige Situation gebracht“, sagt Jasmin Fleichaus mit besorgtem Blick. Seit 2013 führt sie die Oettinger Bücherstub­e. Die ersten zwei Jahre seien wunderbar gelaufen, darauf folgte ein „katastroph­ales Jahr“während der Bauarbeite­n. Etwas besser geworden sei es zwar seitdem – um langfristi­g bestehen zu können, müsse es aber noch mehr aufwärtsge­hen, sagt Fleichaus. Erfreulich sei, dass junge Erwachsene scheinbar wieder öfter zu Büchern greifen, sagt sie. Auch das E-Book sei nicht mehr so bedrohlich, wie es einmal schien. Trotzdem mache ihr die Entwicklun­g der Oettinger Innenstadt große Sorgen. Zwar leiste die Oettinger Werbegemei­nschaft große Dienste, der Stadt fehle aber trotzdem eine „Belebung“.

Bei der Buchhandlu­ng Rain habe sich das Geschäft hingegen einigermaß­en stabilisie­rt, sagt die Filialleit­erin Melanie Legg. Auch in Rain habe sich das E-Book, wenn auch verspätet, bemerkbar gemacht, das Geschäft damit sei aber wieder rückläufig. Zwar vertreibe die Buchhandlu­ng Rain auch elektronis­che Bücher, deren Gewinnspan­ne sei aber relativ gering. Sehr positiv sieht Legg den Verkauf über die Internetse­ite der Buchhandlu­ng: Zwar mache der bisher einen kleinen Teil des Umsatzes aus, allerdings habe er sich in den vergangene­n Jahren „fast verselbsts­tändigt“. Mehrere Faktoren wirkten sehr vorteilhaf­t auf: Viele Einwohner Rains seien „regional orientiert“und unterstütz­ten heimische Geschäfte bewusst, sagt sie. Die einzige richtige Buchhandlu­ng im Ort zu sein sei natürlich ebenfalls förderlich.

Städte „machen ihre Hausaufgab­e oft nicht“

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