Der Wohnwagen als Luxusgefährt
Wirtschafts Bilanz Fendt-Caravan vergrößert erneut Absatz, Umsatz und auch die Belegschaft. Das mobile Zuhause liegt voll im Trend. Wie genau die Nordschwaben davon profitieren
Bäumenheim/Mertingen Zu erahnen, was sich die Kunden wünschen, ist eine Kunst, die in Firmenzentralen gefragt ist. Man spricht dabei vom „guten Riecher“. Diesen hat FendtCaravan seit 47 Jahren. Und die Mertinger halten Kurs: Sie haben im vergangenen Jahr Absatz, Umsatz und Belegschaft vergrößert – und setzen dabei auf Erfahrung und eigenes Erleben. Der Wohnwagenhersteller hat am Freitag wieder ein Top-Jahresergebnis vorgelegt.
Im laufenden Geschäftsjahr steigerte das Unternehmen europaweit nicht nur den Absatz, sondern auch den Umsatz um 7,5 Prozent und die Zahl der Mitarbeiter auf nunmehr 706. „Wir sind für die Zukunft zuversichtlich“, berichtete Geschäftsführer Hans Frindte vor Pressevertretern aus ganz Europa in der Schmutterhalle in Bäumenheim. Ohnehin sei der Blick nach vorne gerichtet. „Fit for future“(zu deutsch: „Fit für die Zukunft“) lautet denn auch das Motto des Caravan-Produzenten.
Im laufenden Geschäftsjahr, das bis Ende Juli dauert, sollen 9229 im Werk vom Band rollen. Diese Zahl dokumentiert die starke Nachfrage nach den Modellen von Fendt-Caravan, das zusammen mit dem Mutterkonzern Hobby deutschlandweit an der Spitze rangiert. Laut Frindte profitieren die Mertinger davon, dass sich der europäische Markt wieder stabilisiert habe und kontinuierlich nach oben bewegt – wobei das nordschwäbische Unternehmen von Flauten ohnehin immer am wenigsten getroffen worden sei. Und auch die aktuellen Zahlen belegen, dass Fendt Caravan stärker als andere zulege. Den Jahresumsatz steigert die Firma von 169 auf voraussichtlich 182 Millionen Euro. Die guten Geschäfte wirken sich auch positiv auf die Arbeitsplatzsituation aus. Erstmals wurde, Auszubildende und Leiharbeiter eingerechnet, die 700er-Grenze geknackt.
In allen wichtigen Märkten belegt Fendt-Caravan Spitzenplätze, so der Geschäftsführer. Einen besonderen Blick verdient der französische Markt: 41,2 Prozent aller im Nachbarland verkauften Wohnwagen kommen aus Mertingen. Und alle werden ausschließlich von Sinti und Roma erworben, wie das Unternehmen auf Nachfrage erklärte. An den Modellen wird ständig getüftelt. Manchmal würde sich Frindte, der die Geschicke gemeinsam mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Andreas Dirr leitet, mehr Rückmeldungen von den Händlern hinsichtlich des KundenFeedbacks wünschen. Wenn dies nicht geschehe, probieren die Geschäftsführer die eigenen Wohnwagen selbst aus. „Unsere Beobachtungen und Erfahrungen fließen dann in die Produktion ein“, erklärt Frindte auf Nachfrage den beiden Bürgermeistern Albert Lohner (Mertingen) und Martin Paninka (Bäumenheim). Ihnen wie den Journalisten brachte das Unternehmen unter anderem mit einem eigens produzierten Video die Neuheiten der Produktpalette nahe. Die Schmutterhalle war gefüllt mit neuen Wohnwagen der sechs Modellreihen Saphir, Bianco, Tendenza, Opal, Diamant und Brillant. Die sind insgesamt in 43 unterschiedlichen Grundrissen erhältlich. Der Brillant, das Topmodell, hat einen Listenpreis von 48990 Euro. Einsteiger können aber einen WohnwaWohnwagen gen aus Mertingen auch günstiger erstehen: Der Bianco Selection ist mit einem Verkaufspreis unter 18000 Euro gelistet. Die Tendenz geht weiter zur Luxuswohnung auf Rädern. Das neu gestaltete Heck ist die auffälligste Änderung, die das äußere Erscheinungsbild prägt. Die Rückenansicht mit hochwertigen Chrom- und Carbonapplikationen wurde vollkommen neu gestaltet. Die einzelnen Baureihen unterscheiden sich durch 13 verschiedene Stoffvarianten und sechs Holzdekore. „Wir bieten individuelle Wohnwelten“, sagt Frindte. Man setze auf vielfältige Kombinationen und Designlinien bei Holz- und Stoffelementen.
Neu sind höhere Betten, ein neuer Einstiegsteppich, neue Kühlschrankfronten und eine sogenannte iNet-Box. Mit ihrer Hilfe lässt sich über eine Smartphone-App die Heizung fernsteuern. Aber auch ganz banale Neuerungen sind eingeflossen. Ab sofort wird der Einfülldeckel am Wassertank mit einem Halteband versehen – eine Verbesserung übrigens, die der Geschäftsführer selbst nach einer Probefahrt angeregt hat.