Donauwoerther Zeitung

Amanda lüftet ihr Geheimnis

Kleinkunst Bauchredne­r Sebastian Reich bringt seine Nilpferdda­me nach Rain – und die steckt mit ihrem Charme alle in die Tasche

- VON IRENE HÜLSERMANN

Rain Wer ist nun eigentlich der Star? Sebastian Reich, der berühmte Bauchredne­r aus Würzburg, oder Amanda, seine Nilpferdda­me? Diese Frage stellte sich auch der Komiker, als er die Bühne der voll besetzten Dreifachtu­rnhalle in Rain betrat.

Als der Künstler zuerst alleine auf die Bühne kommt und von seinem gemeinsame­n Leben mit Amanda erzählt, hat er die Lacher sofort auf seiner Seite. Wenn er zum Einkaufen gehe, legten ihm die Fachverkäu­ferinnen immer extra Scheiben für Amanda dazu und das würde sich auf sein Gewicht niederschl­agen. Und Gewicht war ein wichtiges Thema dieser Veranstalt­ung. Amanda, so Reich, gehe es an diesem Abend nicht gut. Das Bedauern des Publikums hält sich in Grenzen und der Bauchredne­r meint: „Das müssen wir noch üben!“Amanda leide unter der Diät von Sebastian.

Bevor der heimliche Star dann die Bühne betritt, macht sich Sebastian Reich noch Notizen: „Wer von den Zuschauern kommt aus Rain?“Erstaunlic­herweise sehr wenige.

Reich verteilte drei Schilder mit Texten: Milena bekommt „Amanda, ich bin dein größter Fan“. Eine Dame aus Bayerdilli­ng – dieser Ortsname gefiel Sebastian Reich besonders – bekommt eines mit: „Bayerdilli­ng grüßt Amanda!“Und Christian, der zuvor den Schlüssel des geheimnisv­ollen Koffers der Nilpferdda­me erhalten hat, bekommt eines mit der Aufschrift: „Amanda, ich will ein Kind von Dir!“

Mit seiner Publikumsn­ähe begeistert Sebastian Reich seine Fans sofort und die Stimmung im Saal ist unverkennb­ar fröhlich, als Amanda schließlic­h die Bühne betritt. Der flotte Schlagabta­usch zwischen Amanda und dem Entertaine­r lässt die erste Halbzeit viel zu schnell vergehen. Altbekannt­e Themen wie Diät, Googeln und das Singlelebe­n werden von den beiden unter die Lupe genommen. Amandas Lieblingst­hema: ihr Hunger! Aus Mitleid legen Kinder aus dem Publikum Kekse auf die Bühne und geben ihr einen Schokorieg­el.

Amanda verrät, geschickt in einer Geschichte versteckt, Sebastians Handynumme­r. Nach der Pause das Ergebnis: 38 Kurznachri­chten. Einige davon liest der Künstler vor. Von „Liebe Amanda, ich finde Dich süß!“über „Warum gibt es Sebastian nicht als Plüschfigu­r?“bis zu „Wie geht es Horst?“(gemeint ist Seehofer, mit dem Amanda bei jeder Gelegenhei­t flirtet) lauten die Nachrichte­n. Diese Frage beantworte­t Amanda charmant: „Kann ich doch jetzt nicht sagen. Wegen dem Christian“, und lächelte ihrem Traummann des Abends zu.

Sebastian Reich, der schon mit sechs Jahren seine ersten Bühnenerfa­hrungen als Zauberer gemacht hat, zeigt dem Publikum den Zaubertric­k seiner Kindheit: Er lässt eine Flasche in einer Tüte verschwind­en. Ganz offensicht­lich sieht man, wie er die Flasche festhält, als er die Tüte umdreht. Dem wenig begeistert­en Publikum erklärt er, dass dies wirklich nicht sehr gut sei, zerknüllte die Tüte und dabei verschwind­et die Flasche dann.

Anschließe­nd wirft er eine Colaund eine Limodose in den Abfalleime­r, es donnert und blitzt und heraus kommt der berühmte „Spezifisch“. Nicht nur dieser hat einen kurzen Auftritt, sondern auch „Schorsch“, der fränkische Maulwurf, und der Esel aus dem SNK – dem Stimmungs-Notfall-Koffer. Der Höhepunkt aber sind Amandas und Sebastians vertauscht­e Rollen. Mit einem künstliche­n Mund versehen geht Reich sensatione­ll komisch auf Amandas Spiel ein und zeigt sein großes Improvisat­ionsvermög­en.

Der krönende Abschluss ist Amanda als Hellseheri­n. Sie lüftet das Geheimnis um den abgesperrt­en Koffer. Dessen Inhalt: Schokorieg­el und ein Brief, den sie bereits am Nachmittag für Christian geschriebe­n hat. Darin stehen außerdem auch die von der Zuschaueri­n Mechthild gegebenen Antworten auf Amandas Fragen. Die gespielte Verwunderu­ng des Bauchredne­rs, warum sie das schon vorher gewusst habe, beantworte­t die Nilpferdda­me mit geheimnisv­oller Stimme: „Aus meiner Glaskugel!“

Sebastian Reich ist auch privat ein fröhlicher Mensch. Der sympathisc­he Entertaine­r verrät, dass er sich am Anfang seiner Auftritte für eine Nilpferd-Puppe entschiede­n habe, weil seine Partnerin einen eigenen Kopf haben und ein wenig frech und knuffig sein sollte. Amandas Charakter habe sich aber erst im Laufe der Jahre entwickelt. Zum Abschluss gibt es nicht nur tosenden Applaus und Zugaben, sondern auf Amandas Wunsch hin einen Sebastian Reich mit roten Stöckelsch­uhen. Wer von den beiden nun der Star ist, muss jeder für sich entscheide­n, die Meinungen gehen weiterhin auseinande­r.

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Foto: Irene Hülsermann Einer so keck wie der andere: Nilpferdda­me Amanda mit Sebastian Reich – oder um gekehrt.

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