Ein Versäumnis rächt sich
Das Tanzhaus ist und bleibt das Sorgenkind im Ensemble der Reichsstraßenhäuser. Zwar hat das Gebäude selbst – anders als das Wagenknechthaus – keinerlei historische Bedeutung. Doch die Geschichte des Ortes und dessen Bedeutung für die Bürger seit Hunderten von Jahren ist es, was der Entscheidung über einen Verkauf eine so emotionale Note verleiht.
Oberbürgermeister Armin Neudert tut gut daran, jetzt endlich mit ein paar sehr wesentlichen Fakten an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Kosten, die das Haus – so wie es dasteht – allein jetzt schon verursacht, sind enorm. Seit 1975 gab es niemals auch nur ein Plus auf der Habenseite. In den genau 42 Jahren, die seit der Eröffnung des Nachbaus vergangen sind, haben sich schätzungsweise an die sechs Millionen Euro Defizit angehäuft – geht man, wie von Neudert angegeben, von einem jährlichen Durchschnittsfehlbetrag von 160 000 Euro pro Jahr aus. Mögen es vielleicht auch weniger gewesen sein – dieser Betrag ist eindeutig ein Argument, schnell eine Lösung für das in die Jahre gekommene Haus zu finden.
Ein Verkauf ist – so weit man sich mit dem Investor einigen kann – sicher die wahrscheinlichste Variante. Denn selbst wenn es die Stadträte gerne anders wollen würden – für eine Sanierung fehlt der Stadt das Geld und andere, wichtige Projekte müssten dafür auf die lange Bank geschoben werden. Das wird kaum umgesetzt werden. Das Versäumnis, in den vergangenen Jahren den Kostenfaktor Tanzhaus abzustellen, rächt sich jetzt. Zu lange hat man im Rathaus zugeschaut, wie sich Jahr für Jahr die Kosten anhäufen, und die Infrastruktur des Hauses vernachlässigt. Das endet nun mit einem Ausverkauf.