Vom Theatervirus befallen
Porträt Wolfgang Schiffelholz ist das Gesicht des Donauwörther Theatervereins. Doch er selbst ist auf der Bühne noch nie in eine Rolle geschlüpft. Warum er dies durchaus könnte
Donauwörth Ihn selbst haben die Zuschauer noch nie in einer Rolle auf der Bühne gesehen. Dabei hat er ein großes Talent: Jedem und jeder in seinem Schauspielerteam spielt er vor, wie sie auf der Bühne zu agieren haben. Wolfgang Schiffelholz ist, einmal vom Theatervirus angesteckt, das Herz und die Seele der Freilichtbühne in Donauwörth. Bei jeder Probe ist er dabei. Nun fiebert er der Premiere zu „Die Päpstin“entgegen, die am kommenden Freitag, 23. Juni, sein wird.
Wolfgang Schiffelholz ist inzwischen ein Typ, der auch still sitzen kann. Das war nicht immer so. Damals führte er die Laienspieler der Landjugend im Stadtteil Auchsesheim zu einem so großen Erfolg, dass daraus nicht nur die Freilichtbühne am Mangoldfelsen in Donauwörth entstand, sondern sich auch noch deren Untergruppen entwickelten.
Vor 42 Jahren probten die Auchsesheimer gerade für die Aufführung des Stücks „Uschi“, als der etatmäßige Spielleiter das Handtuch warf. Wolfgang Schiffelholz sprang ein und hatte das richtige Händchen: Er ließ die Laienmimen richtige Lachschlager spielen. Immer mehr wollten auf die Bühnenbretter, aber auch immer mehr Zuschauer fanden Gefallen. Als letztlich auch immer mehr Kinder und Jugendliche mitmachen wollten, schlug die Geburtsstunde der Freilichtbühne. Fast wäre die Idee gescheitert, denn die Anschaffung einer Zuschauertribüne hätte die finanziellen Möglichkeiten des Vereins überstiegen.
Was tun? Eifrige Helfer sprangen ein und bauten für damals 40 000 Euro selbst eine Bühne – und schon konnte gespielt werden. Das war 1987. Schiffelholz, inzwischen Rentner, arbeitete seinerzeit in München. „Da musste ich mir viele freie Stunden aus den Rippen schneiden“, lacht er rückblickend. Umtriebig, aber auch mit Bedacht verhalf er der Freilichtbühne schnell zu einem guten Image. Die Laienschauspieler schickte er regelmäßig zu Workshops, die der Verband anbietet. Heute ist Schiffelholz Vorsitzender dieses Verbandes, unter dessen Dach alle Amateurfreilichtbühnen in Deutschland vereinigt sind.
In dieser Funktion kommt der mittlerweile 63-Jährige viel herum. Ist mal dort zu Gast, sieht mal hier etwas Neues. Was auf der Freilichtbühne gespielt wird, entscheidet Schiffelholz. Dabei hat er einiges im Kopf. Nach der „Päpstin“in diesem Jahr soll es 2018 wohl turbulent und mitunter vielleicht auch frivol auf den Brettern abgehen. Mehr aber will er noch nicht verraten, gilt das ganze Augenmerk doch erst mal der neuen Saison. Wenn dann die Generalprobe gut läuft, kann sich Schiffelholz noch lange nicht zurücklehnen. Vom Regieraum gibt er selbst die letzten Anweisungen, feilt immer wieder an den Rollen und stimmt sich mit dem Ton und der Beleuchtung ab.
Dass der Theatervirus noch längst nicht abgeklungen ist, überrascht Schiffelholz nicht. „Es macht einfach so viel Spaß zu sehen, wie die Schauspieler mit Leidenschaft und Freude bei der Sache sind“, erzählt er. Das sei für ihn immer wieder Ansporn, das Spiel und die Aufführungen zu perfektionieren. Die Freilichtbühne biete dazu in Donauwörth beste Voraussetzungen, ist er immer noch von Ambiente und Bau angetan. In der Bauphase hatte er sich regelmäßig mit der Architektin in München abgestimmt – „meistens in der Mittagspause.“
„Es ist einfach schee!“, sagt Schiffelholz und blickt auf die leere Bühne. Sie wird nun wieder jedes Wochenende mit Leben gefüllt, von einem „Mehrgenerationentheater“, so nennt er das Spiel seines Ensembles. Der Spielleiter ist ein Tausendsassa in Sachen Theater. Kaum ist die Freiluftsaison vorbei, widmet er sich der Bauernbühne, kümmert sich im Verein Theater Donauwörth um die Jugendgruppen. Und spätestens im September starten die Vorbereitungen für die nächste Saison. Da bleibt keine Zeit mehr, um anderen Hobbys nachzugehen. „Aber mein Rentnerleben ist ausgefüllt“, schmunzelt der Theatermann. Er sei jedenfalls nach dem Ende im Berufsleben in kein Loch gefallen.
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