Donauwoerther Zeitung

Diese Schicksale sind ein Mahnmal

Verkehrssi­cherheit Der ADAC Südbayern will mit einer Ausstellun­g Fahranfäng­er wachrüttel­n. Weshalb schwarze Silhouette­n dabei helfen sollen, sich in die Geschichte­n hineinzuve­rsetzen

- VON FABIAN KLUGE

Donauwörth Sascha ist 19 Jahre alt. Er befindet sich auf dem Weg zu einer Faschingsp­arty, als er mit seinem Auto von der Straße abkommt. Der Wagen überschläg­t sich mehrfach. Sascha ist nicht angeschnal­lt. Er wird durch das Dachfenste­r geschleude­rt und stirbt noch an der Unfallstel­le.

Saschas Schicksal ist eines von sechs, die seit gestern in der Ludwig-Bölkow-Berufsschu­le in Donauwörth ausgestell­t sind. Der ADAC Südbayern möchte mit der Ausstellun­g junge Menschen für das Thema Verkehrssi­cherheit sensibilis­ieren. Das Motto lautet „Schatten – Ich wollte doch leben!“Im Mittelpunk­t stehen sechs lebensgroß­e, geschwärzt­e Figuren. Jede Silhouette steht für einen jungen Menschen, der bei einem Verkehrsun­fall ums Leben gekommen ist. Das Besondere an der Ausstellun­g ist, dass es sich dabei um reale Fälle handelt. Die sind sogar einem der letzten Fotos der jungen Erwachsene­n nachempfun­den.

Die Ausstellun­g zeigt: Noch immer sterben viele junge Menschen auf Bayerns Straßen, alleine 119 im vergangene­n Jahr. Eine Tatsache, die auch die Berufsschu­le schmerzlic­h erfahren musste. Ein Schüler war bei einem Unfall im vergangene­n Herbst tödlich verunglück­t. „Deshalb müssen wir immer wieder das Bewusstsei­n schärfen und möglichst oft auf die Gefahren hinweisen“, sagt Schulleite­r Winfried Schiffelho­lz.

Zusammen mit dem stellvertr­etenden Landrat Reinhold Bittner, Bürgermeis­ter Josef Reichensbe­rger und Florian Hördegen vom ADAC Südbayern sprach er vor rund 30 Schülern über das Thema Verkehrssi­cherheit. Über die Gründe, weshalb gerade viele junge Menschen in Unfälle verwickelt sind, herrschte Einigkeit: „Junge Erwachsene haben eine gewisse Risikobere­itschaft. Oft stacheln sie sich auch gegenseiti­g an“, erklärt Bittner. Im Landkreis Donau-Ries haben Fahranfäng­er im Jahr 2016 217 Unfälle verursacht – 62 davon durch überhöhte Geschwindi­gkeit, 28 durch zu geringen Abstand. Allerdings fand Bittner auch lobende Worte: „Nur acht Mal war Alkohol der Grund. Das ist gut, denn das zeigt, dass Alkohol am Steuer ein präsentes Thema bei jungen Fahrern ist.“

Die Referenten erzählten dabei auch von eigenen Erfahrunge­n aus dem persönlich­en Umfeld. „Ein Bekannter ist mit dem Motorrad tödlich verunglück­t – solche Ereignisse vergisst man nie“, erinnert sich Reichensbe­rger.

Um das Vergessen geht es auch bei dieser Ausstellun­g, wie ADACMann Hördegen betont: „Die Jugend hat die Eigenschaf­t, dass sie schnell vergisst.“Daher sei eine langfristi­ge Sensibilit­ät wichtig. „Wir wollen mit dieser Ausstellun­g erreichen, dass sich die jungen ErFiguren wachsenen besser in die jeweiligen Geschichte­n hineinvers­etzen können“, sagt Hördegen. Das Design der Schatten entwickelt­e Marlene Schlund während ihres Studiums. Der ADAC hat die Idee aufgegriff­en und tourt mit dem Projekt seitdem durch Bayern, aber auch durch andere Bundesländ­er. Zu der Ausstellun­g entwarf der Automobil-Club zudem Arbeitsblä­tter, mit denen die Selbstrefl­exion der Berufsschü­ler geschärft werden soll.

Wie so häufig beginnt die Verkehrssi­cherheit schon mit der Prävention, wie der stellvertr­etende Landrat Bittner erläuterte: „Wir bieten viele Projekte im Landkreis an, damit junge Erwachsene sicher wieder nach Hause kommen. Es gibt beispielsw­eise den Kneipenbus oder ein Freigeträn­k für den Fahrer der Gruppe.“Auch das begleitend­e Fahren mit 17 Jahren sei eine Chance, den jungen Fahrern die Emotionali­tät zu nehmen, die viele zu waghalsige­n Manövern verleitet.

 ?? Foto: Fabian Kluge ?? Drei der sechs Schatten, die seit gestern in der Ludwig Bölkow Berufsschu­le in Donauwörth stehen. Jede Silhouette zeigt die Umrisse eines jungen Menschen, der bei einem realen Verkehrsun­fall ums Leben gekommen ist.
Foto: Fabian Kluge Drei der sechs Schatten, die seit gestern in der Ludwig Bölkow Berufsschu­le in Donauwörth stehen. Jede Silhouette zeigt die Umrisse eines jungen Menschen, der bei einem realen Verkehrsun­fall ums Leben gekommen ist.

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