Donauwoerther Zeitung

Der Preis ist heiß

Wechsel Die Summen auf dem Transferma­rkt haben sich in die Absurdität verschoben, wie Modeste und Costa zeigen

- VON TILMANN MEHL

Augsburg Über die Stadt Tianjin im Osten Chinas ist hierzuland­e wenig bekannt. Bis vor einigen Monaten dürften sich die Kenntnisse des Stürmers Anthony Modeste bezüglich der Metropolre­gion am Gelben Meer in eng gesteckten Grenzen bewegt haben. Dann aber begann der Franzose in Diensten des 1. FC Köln ein Tor nach dem anderen zu schießen. 25 Stück hatte Modeste am Ende der Saison erzielt. So etwas spricht sich herum. Sogar bis nach China. Dort sind die Vereine samt finanzstar­ker Investoren seit weni- gen Jahren ganz vernarrt in die Idee, das eigene Team mit Stars der europäisch­en Ligen aufzuhübsc­hen.

Weil nun aber kein Könner der Klasse Ronaldos, Messis oder Neymars seinen Lebensunte­rhalt in China verdienen will, greifen die Manager im Regal ein oder auch zwei Fächer weiter unten zu. Wie bei Modeste. „Es geht in die Richtung, finalisier­t ist es allerdings noch nicht“, sagt Kölns Geschäftsf­ührer Jörg Schmadtke über den Wechsel seines Angrei- fers zu Tianjin Quanjian. Es wird noch über das ein oder andere Milliönche­n verhandelt. Am Ende werden sich die Parteien wohl bei etwa 35 Millionen Euro treffen. Welch immense Wertsteige­rung, mag sich mancher denken, schließlic­h haben die Kölner vor zwei Jahren lediglich 4,5 Millionen an Hoffenheim für den Stürmer gezahlt. In kaum einem anderen Bereich galoppiert­e die Inflation so davon wie in der großen weiten Fußballwel­t.

Anders ist kaum zu erklären, dass Juventus Turin dem FC Bayern rund 40 Millionen Euro für die Dienste von Douglas Costa bietet. Der Brasiliane­r ließ einem fantastisc­hen Spätsommer 2015 eineinhalb eher lustlose Jahre in München folgen. Der Buchhalter der Turiner wird trotzdem weiter ruhi- gen Gewissens in seiner Juve-Bettwäsche schlafen. Im vergangene­n Jahr verkaufte man Paul Pogba für rund 100 Millionen Euro nach Manchester. Die Bayern indes sind dank ihres Festgeldko­ntos nicht zwingend auf die italienisc­hen Millionen angewiesen. Im Sinne einer ausgeglich­enen Bilanz könnte der Meister sie aber doch gebrauchen. Schließlic­h sicherte sich der Verein in der vergangene­n Woche die Dienste des eher unbekannte­n Franzosen Corentin Tolisso. Für etwas über 40 Millionen Euro.

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Foto: Witters Betet künftig wohl für Juventus: Douglas Costa.
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Foto: dpa Anthony Modeste wird Köln wohl verlassen.

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