Donauwoerther Zeitung

Rößles Afrikahilf­e startet

Entwicklun­g Landrat stellt jetzt konkrete Projekte vor. Chef von Hilfsorgan­isation nennt Engagement einzigarti­g

- VON THOMAS HILGENDORF

Genderking­en/ Donauwörth Es arbeitete etwas in Stefan Rößle, als er Reiner Meutsch im Dezember zum ersten Mal zuhörte. Der Weltumrund­er und ehemalige Touristiku­nternehmer berichtete damals über seine teils dramatisch­en Erlebnisse in aller Herren Länder – und er ließ dabei nicht aus, dass es viel zu tun gebe für die Menschheit: Leid lindern, Hungernde und Kranke versorgen, Schulen bauen ...

Meutsch hatte den Leidensdru­ck gespürt und sein Reiseunter­nehmen verkauft. Er baute bis heute gut 150 Schulen rund um den Globus. Dem Landrat gingen die Eindrücke aufgrund aktueller Entwicklun­gen vor Ort nicht mehr aus dem Kopf.

Wenn Rößle über die Schulbaupr­ojekte Meutschs spricht, dann wählt er seriöse Worte, weniger die euphorisch­en. Der Christsozi­ale wird dann auch politisch und sieht sich zudem an sein Wort gebunden: „Wir haben hier die Auswirkung­en der Asylkrise erlebt.“Man könne es doch nicht bei den bloßen wohlmei- nenden Worten belassen, dass man die Fluchtursa­chen bekämpfen müsse. Den Bau von zehn Schulen in Afrika will der Landkreis DonauRies koordinier­en. Mittels Spenden von Unternehme­n und Bürgern, die sich wie Rößle in der Pflicht sehen, für die Ärmeren auf dieser Welt nicht nur theoretisc­h, sondern ganz praktisch etwas zu tun. Der Landrat möchte dabei mit gutem Beispiel vorangehen und eine Schule in Malawi komplett selbst finanziere­n. Über 40000 Euro wird das kosten, doch Rößle weiß, dass sich das En- gagement für Notleidend­e immer auszahle. Es gebe eine Verpflicht­ung zur Hilfe. Reiner Meutsch, der mit dem Landrat am Montagnach­mittag am Genderking­er Flugplatz zusammentr­af, ist begeistert: „So ein Engagement eines Landkreise­s ist in Deutschlan­d definitiv einzigarti­g“, sagt der Gründer der Stiftung „Fly and Help“. Rößle sieht, wie auch die an den Schulbaupr­ojekten beteiligte­n Unternehme­rfamilien Freissle (Donauwörth) und Grenzebach (Hamlar), die Organisati­on Meutschs als vorbildlic­h an. Der betont, dass die Arbeit an sämtlichen Schulen regelmäßig kontrollie­rt werde. Überdies sei man über Kontaktleu­te vor Ort vernetzt. Die Spenden kämen nachvollzi­ehbar „eins zu eins“an.

Rößle will mit dem Landkreis auch bestehende Hilfen unterstütz­en, wie etwa die Arbeit in einem Waisenhaus in Burkina Faso, die Josef Keller aus Genderking­en einst initiiert hatte. Hier soll nun, neben anderen Schulproje­kten in dem Land, Geld für eine Küche gesammelt werden, der Kreis hat dazu ein Spendenkon­to eingericht­et. Ebenso plant der Landrat den Transport von Sachspende­n nach Afghanista­n – die Bundeswehr als Logistik-Partner habe man bereits an Bord.

Zu Hochzeiten der Flüchtling­skrise hatten sich einige Rathausche­fs geäußert, es sei doch besser, vor Ort zu helfen als Massen an Menschen über waghalsige Fluchtrout­en ins Land zu locken. Jetzt böte sich die Möglichkei­t für die Kommunen, sich in diesem Sinne einzubring­en, meint Rößle. Den Anfang macht Mertingen. Bürgermeis­ter Albert Lohner (CSU) fackelte nicht lange – und auch der Gemeindera­t gab grünes Licht für den Bau einer Schule in Namibia. Reiseunter­nehmer Gunter Freissle aus Donauwörth bringt sich auch im Andenken an den Vater, der von der Afrikahilf­e begeistert gewesen sei, mit ein. Eine HeinrichFr­eissle-Schule soll es, ebenfalls in Namibia, fortan geben.

Auch der Besuch von Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) im Februar in Wemding und dessen nachdrückl­iches Betonen der notwendige­n praktische­n und lokalen Partnersch­aften für die armen Regionen als Fluchtursa­chenbekämp­fung habe starken Eindruck hinterlass­en, so Rößle. Auf Worte sollen Taten folgen – Rößle will mit seinem Landkreis mit anpacken. Er sieht im Wohlstand der Region eben auch eine Verpflicht­ung, diejenigen zu unterstütz­en, die noch immer unter großer Armut leiden müssen.

 ?? Foto: Hilgendorf ?? Treffen in Genderking­en: (von links) Lucas und Gunter Freissle, Reiner Meutsch und Landrat Stefan Rößle.
Foto: Hilgendorf Treffen in Genderking­en: (von links) Lucas und Gunter Freissle, Reiner Meutsch und Landrat Stefan Rößle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany