Rößles Afrikahilfe startet
Entwicklung Landrat stellt jetzt konkrete Projekte vor. Chef von Hilfsorganisation nennt Engagement einzigartig
Genderkingen/ Donauwörth Es arbeitete etwas in Stefan Rößle, als er Reiner Meutsch im Dezember zum ersten Mal zuhörte. Der Weltumrunder und ehemalige Touristikunternehmer berichtete damals über seine teils dramatischen Erlebnisse in aller Herren Länder – und er ließ dabei nicht aus, dass es viel zu tun gebe für die Menschheit: Leid lindern, Hungernde und Kranke versorgen, Schulen bauen ...
Meutsch hatte den Leidensdruck gespürt und sein Reiseunternehmen verkauft. Er baute bis heute gut 150 Schulen rund um den Globus. Dem Landrat gingen die Eindrücke aufgrund aktueller Entwicklungen vor Ort nicht mehr aus dem Kopf.
Wenn Rößle über die Schulbauprojekte Meutschs spricht, dann wählt er seriöse Worte, weniger die euphorischen. Der Christsoziale wird dann auch politisch und sieht sich zudem an sein Wort gebunden: „Wir haben hier die Auswirkungen der Asylkrise erlebt.“Man könne es doch nicht bei den bloßen wohlmei- nenden Worten belassen, dass man die Fluchtursachen bekämpfen müsse. Den Bau von zehn Schulen in Afrika will der Landkreis DonauRies koordinieren. Mittels Spenden von Unternehmen und Bürgern, die sich wie Rößle in der Pflicht sehen, für die Ärmeren auf dieser Welt nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch etwas zu tun. Der Landrat möchte dabei mit gutem Beispiel vorangehen und eine Schule in Malawi komplett selbst finanzieren. Über 40000 Euro wird das kosten, doch Rößle weiß, dass sich das En- gagement für Notleidende immer auszahle. Es gebe eine Verpflichtung zur Hilfe. Reiner Meutsch, der mit dem Landrat am Montagnachmittag am Genderkinger Flugplatz zusammentraf, ist begeistert: „So ein Engagement eines Landkreises ist in Deutschland definitiv einzigartig“, sagt der Gründer der Stiftung „Fly and Help“. Rößle sieht, wie auch die an den Schulbauprojekten beteiligten Unternehmerfamilien Freissle (Donauwörth) und Grenzebach (Hamlar), die Organisation Meutschs als vorbildlich an. Der betont, dass die Arbeit an sämtlichen Schulen regelmäßig kontrolliert werde. Überdies sei man über Kontaktleute vor Ort vernetzt. Die Spenden kämen nachvollziehbar „eins zu eins“an.
Rößle will mit dem Landkreis auch bestehende Hilfen unterstützen, wie etwa die Arbeit in einem Waisenhaus in Burkina Faso, die Josef Keller aus Genderkingen einst initiiert hatte. Hier soll nun, neben anderen Schulprojekten in dem Land, Geld für eine Küche gesammelt werden, der Kreis hat dazu ein Spendenkonto eingerichtet. Ebenso plant der Landrat den Transport von Sachspenden nach Afghanistan – die Bundeswehr als Logistik-Partner habe man bereits an Bord.
Zu Hochzeiten der Flüchtlingskrise hatten sich einige Rathauschefs geäußert, es sei doch besser, vor Ort zu helfen als Massen an Menschen über waghalsige Fluchtrouten ins Land zu locken. Jetzt böte sich die Möglichkeit für die Kommunen, sich in diesem Sinne einzubringen, meint Rößle. Den Anfang macht Mertingen. Bürgermeister Albert Lohner (CSU) fackelte nicht lange – und auch der Gemeinderat gab grünes Licht für den Bau einer Schule in Namibia. Reiseunternehmer Gunter Freissle aus Donauwörth bringt sich auch im Andenken an den Vater, der von der Afrikahilfe begeistert gewesen sei, mit ein. Eine HeinrichFreissle-Schule soll es, ebenfalls in Namibia, fortan geben.
Auch der Besuch von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) im Februar in Wemding und dessen nachdrückliches Betonen der notwendigen praktischen und lokalen Partnerschaften für die armen Regionen als Fluchtursachenbekämpfung habe starken Eindruck hinterlassen, so Rößle. Auf Worte sollen Taten folgen – Rößle will mit seinem Landkreis mit anpacken. Er sieht im Wohlstand der Region eben auch eine Verpflichtung, diejenigen zu unterstützen, die noch immer unter großer Armut leiden müssen.