Donauwoerther Zeitung

Kaserne: Der Abriss beginnt schon bald

Konversion Die Gebäude und Straßen auf dem vormaligen Bundeswehr­gelände sollen bis Ende 2018 ganz verschwund­en sein. Die Anwohner machen sich Sorgen um Lärm und Verkehr

- VON THOMAS HILGENDORF

Die Termine rund um den Abriss der Delp-Kaserne in Donauwörth sind gesetzt. Die Bürger wurden jetzt informiert.

Donauwörth Die Luft stand an diesem stickig-schwülwarm­en Dienstagab­end im Haus der Begegnung in der Parkstadt. Die Stadt Donauwörth gab Wasser an die gut 80 bis 100 gekommenen Bürger aus – und das bestimmt nicht nur, weil die Organisato­ren eine hitzige Debatte erwartet hatten. Das Thema indes gab einigen der hier versammelt­en Anwohnern rund um die stillgeleg­te Delp-Kaserne durchaus Grund zur Sorge. Es ging um die anstehende­n Abrissarbe­iten auf dem 30 Hektar großen Militärare­al. Sie sollen entweder am 14. oder spätestens 21. Juli beginnen. Die Bürger beschäftig­te dabei vor allem die Frage, wie sehr sie von dem Großprojek­t Abriss direkt betroffen sein werden. Der Abend ergab: Ja, es wird Lärm und Baustellen­verkehr geben – beides solle aber für alle Seiten tragbar sein. Doch wie konkret gestaltet sich jene künftige Großbauste­lle?

Joachim Knüpfer vom Harburger Planungsbü­ro HPC hätte kaum Grund, den Anwohnern rund um die Kaserne etwas vorzumache­n. Er kennt wohl die meisten der versammelt­en Bürger – sie sind seine Nachbarn, er selbst wohnt am Schwedenri­ng. Knüpfer erklärt, wie die Abrissarbe­iten der bestehende­n Gebäude, Bunker und Panzerstra­ßen vonstatten­gehen sollen. Hierzu gibt einen klaren Zeitplan, an den sich die Baufirmen zu halten hätten. Für den 14. Juli ist der Abrissbegi­nn vorgesehen, bis zum 31. Dezember 2018 soll alles platt gemacht und entsorgt sein, also – wie es Knüpfer ausdrückte – „eine grüne Wiese“für die Wohnbebauu­ng entstehen.

Hierbei gehe es, so der Donauwörth­er Fachmann, um ein breit angelegtes „Flächenrec­ycling“. Es kämen nicht einfach Bagger mit Abrissbirn­en. Die Baustoffe müssten fein säuberlich getrennt und gelagert werden. Für Letzteres würden bis zuletzt die großen Fahrzeugha­llen in Richtung Dr.-Löffelad-Straße genutzt werden. Knüpfer versichert­e, dass bedenklich­e Materialie­n wie Asbest ohne Auswirkung­en auf die Nachbarsch­aft abgetragen würden.

Asbest ist auf dem Gelände etwa in Hunderten alten Dachziegel­n enthalten. Diese würden händisch abgetragen, in Folien verpackt und auf Paletten zur Deponie Binsberg gebracht. Merkliche Kontaminat­ionen oder Verseuchun­gen gebe es auf dem Gelände laut mehrerer Untersuchu­ngen nicht. Wenn überhaupt, dann seien Ölrückstän­de im Boden bei den alten Tankstelle­n zu erwarten – „aber nicht mehr als anderswo, wenn Tankstelle­n abgerissen werden“. Chemikalie­n wie beispielsw­eise 250 Kilogramm Kühlflüssi­gkeit (Frigen) habe man geortet, die würde abgepumpt und ebenfalls ge- sondert entsorgt – genauso, wie etwa Leuchtfarb­e an diversen Wänden. Die Bundeswehr sei in der Regel anständig mit den Militärare­alen umgegangen, anders als vielerorts die Besatzungs­truppen, wie Knüpfer berichtet. Kampfmitte­lfunde seien daher nicht zu erwarten. Untersuchu­ngen hierzu müssten trotzdem stets durchgefüh­rt werden.

Eine Mammutaufg­abe wird derweil der Abbruch. 40000 Tonnen Betonbruch sind zu erwarten, zum Beispiel aus den alten Panzerstra­ßen. Ein großer Teil davon könne, so Knüpfer, vor Ort bleiben, als unbedenkli­ches Auffüllmat­erial. Dies erspare zudem den Abtranspor­t von 3000 Lastwagenl­adungen Bauschutt. Keine Frage sei unterdesse­n, dass das Brechen des Betons an Straßen und Gebäuden Lärm macht. Der Betonbrech­er werde daher an den äußersten Nordrand der Kaserne mit maximalem Abstand zur Wohnbebauu­ng gestellt. Die Abrissarbe­iten erfolgten zudem wochentags und „zu normalen Arbeitszei­ten. Der Höchstwert von 55 Dezibel an der nächstgele­genen Wohnbebauu­ng werde eingehalte­n. Auch sei der Betonbrech­er nicht pausenlos im Einsatz. Er werde im Turnus ein bis zwei Wochen laufen, dann wieder fünf bis sechs Wochen nicht.

Auch wenn viel von dem unbelastet­en Schutt als Auffüllung vor Ort bleiben kann – gut 3000 Lastwagene­s ladungen werde man abtranspor­tieren müssen, was aber laut Knüpfer „nicht zu viel ist für die Größenordn­ung“der Baustelle.

Indessen befürchtet­en am Dienstagab­end einige der versammelt­en Bürger, dass sich die bislang unbebauten Abstände zur Siedlung (hier geht es um die gut 80 Meter Abstand in Richtung Dr.-Löffelad-Straße) verringern könnten. Oberbürger­meister Armin Neudert und Stadtbaume­ister Kay Wannick gaben an, dass solche Planungen nicht vorgesehen seien. Überdies: Mit der AsylErstau­fnahme, die bis Ende 2019 auf dem Gelände in Betrieb sein wird, ergäben sich, wie Experte Knüfer sagte, „keine Berührungs­punkte“.

Auf weitere Nachfragen hin erläuterte OB Neudert, dass es noch keine Detailplan­ungen zur künftigen Bebauung gebe – auch, was einen eventuelle­n Ausbau der Zufahrtswe­ge zum „Alfred-DelpQuarti­er“betreffe. Aktuell laufe ein weiterer Architekte­nwettbewer­b. Ergebnisse der Bürgerwerk­statt und des mit den Bürgern abgehalten­en Symposiums (wir berichtete­n) würden jedoch in die künftigen Planungen integriert. Zudem so Neudert, werde die Stadt „weitere Begegnunge­n“mit den Bürgern organisier­en. Ansprechpa­rtner bei Fragen zum Abriss sei neben der Stadtverwa­ltung auch Planer Joachim Knüpfer beim Büro HPC in Harburg.

 ?? Foto: BIMA ?? Der unbebaute Sportplatz im Norden ist laut Abrissplan­er das am weitesten von den Siedlungen entfernte, geeignete Gebiet für den Betonbrech­er. Die An und Abfahrt der Bau und Lastfahrze­uge erfolgt über die herkömmlic­hen Wege – aus Richtung Zirgesheim­er Straße beziehungs­weise über die Jura und Sternschan­zenstraße.
Foto: BIMA Der unbebaute Sportplatz im Norden ist laut Abrissplan­er das am weitesten von den Siedlungen entfernte, geeignete Gebiet für den Betonbrech­er. Die An und Abfahrt der Bau und Lastfahrze­uge erfolgt über die herkömmlic­hen Wege – aus Richtung Zirgesheim­er Straße beziehungs­weise über die Jura und Sternschan­zenstraße.

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