Donauwoerther Zeitung

Ein Fahrgeschä­ft, zwei Meinungen

Nördlinger Mess’ Tierrechtl­er demonstrie­ren gegen die Ponyreitba­hn der Familie Kaiser. Welche Argumente sie gegen die Attraktion haben und wie ihnen der Schaustell­er antwortet

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Nördlingen Es ist kurz nach 15.30 Uhr. Die Ampel außerhalb des Baldinger Tors schaltet auf Rot. Mehrere Autos stehen aufgereiht davor. Rechts daneben halten fünf Frauen Plakate hoch. Auf einem steht: „Ponys sind keine Maschinen.“Die Demonstran­tinnen sind von Animals United, einer bundesweit­en Tierrechts­organisati­on. Es geht um die Ponyreitba­hn der Familie Kaiser auf der Nördlinger Mess’. Schon in der Vergangenh­eit haben sie die Attraktion kritisiert und ein Verbot gefordert (wir berichtete­n).

Carmen Spatschek von der Tierrechts­organisati­on sagt: „Eine Frau hat mich angerufen und erzählt, dass sie im Biergarten gegenüber saß.“Angeblich seien die Pferde und Ponys vier Stunden lang im Kreis gelaufen, ohne Wasser und immer in die gleiche Richtung. Die Aktion an der Ampel machen sie zum ersten Mal. Eva Lingel, die ebenfalls mitdemonst­riert, reitet regelmäßig in ihrer Freizeit. „Die Muskulatur der Tiere wird einseitig belastet. Das ist auf Dauer schädlich.“Überhaupt habe die Ponyreitba­hn nichts mit Reiten zu tun. Lingel verstehe nicht, warum es eine solche Attrak- braucht. „Es gibt doch genügend Alternativ­en für die Kinder.“In drei Jahren sollen die Mitglieder von Animals United über 10000 Unterschri­ften gegen die Ponyreitba­hn gesammelt haben.

Jürgen Landgraf, Leiter des Ordnungsam­tes Nördlingen, sieht die Sache anders. „Die Resonanz auf den Betrieb ist gut.“Immerhin würden ständig Kontrollen durchgefüh­rt. „Die Mitglieder von Animals United haben mich persönlich beleidigt und auch Teile der Stadtverwa­ltung.“Dem widerspric­ht Carmen Spatschek: „Das oberste Gebot von uns ist, niemanden zu beleidigen oder zu verletzen.“

Ronny Kaiser leitet in dritter Generation das Fahrgeschä­ft auf der Nördlinger Mess’. Er sagt: „Jeder kann kommen und sich die Tiere genau anschauen.“Hinter dem Fahrgeschä­ft stehen Boxen und eine überdachte Koppel, wo die Tiere an Tränken Wasser bekommen. Tägtion lich werde das Sägemehl, auf dem die Tiere gehen, ausgewechs­elt. Darunter liegt noch eine Gummimatte. Frisches Heu beziehe Kaiser von einem Bauern aus Nördlingen. „Der Veterinär war auch schon da und hat nichts beanstande­t“, sagt der 34-Jährige. Die Ponys und Pferde in der Reitbahn würden nach vier Stunden ausgetausc­ht. Alle halbe Stunde bekämen sie Wasser. „Die Pferde haben keine geröteten Augen und sind ganz ruhig“, sagt der Schaustell­er. Mit zwölf Tieren ist er auf der Nördlinger Mess’. Vormittags dürfen sie draußen vor dem Volksfest auf einer Weide grasen. Auf dem heimischen Gestüt hat Kaiser insgesamt 30 Pferde. Im Jahr ist er auf sechs Volksfeste­n. Zwischen den Festen sollen die Tiere lange Pausen haben und es würden immer andere Tiere mitgenomme­n. „Zu Hause spanne ich die Tiere manchmal vor eine Kutsche“, sagt Kaiser. Das sei für die Tiere anstrengen­der. Auf der Mess’ würden sie nur im Schritttem­po gehen.

„Wir geben nicht auf“, sagt Carmen Spatschek von Animals United. Heute Nachmittag wollen sie wieder an der Ampel vor dem Baldinger Tor stehen und gegen das Fahrgeschä­ft demonstrie­ren.

 ?? Fotos: Denis Dworatsche­k ?? Die Ponyreitba­hn der Familie Kaiser auf der Nördlinger Mess’ ist seit Jahrzehnte­n eine Institutio­n, führt aber zu einer Demonstrat­ion von Tierrechtl­ern. Die Gruppe Animals United sammelt seit Jahren Unterschri­ften für ein Verbot der Attraktion.
Fotos: Denis Dworatsche­k Die Ponyreitba­hn der Familie Kaiser auf der Nördlinger Mess’ ist seit Jahrzehnte­n eine Institutio­n, führt aber zu einer Demonstrat­ion von Tierrechtl­ern. Die Gruppe Animals United sammelt seit Jahren Unterschri­ften für ein Verbot der Attraktion.
 ??  ?? Die Gruppe Animals United demonstrie­rt an der Kreuzung vor dem Baldinger Tor. Nur bei roter Ampel heben sie ihre Schilder hoch.
Die Gruppe Animals United demonstrie­rt an der Kreuzung vor dem Baldinger Tor. Nur bei roter Ampel heben sie ihre Schilder hoch.

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