Ein Fahrgeschäft, zwei Meinungen
Nördlinger Mess’ Tierrechtler demonstrieren gegen die Ponyreitbahn der Familie Kaiser. Welche Argumente sie gegen die Attraktion haben und wie ihnen der Schausteller antwortet
Nördlingen Es ist kurz nach 15.30 Uhr. Die Ampel außerhalb des Baldinger Tors schaltet auf Rot. Mehrere Autos stehen aufgereiht davor. Rechts daneben halten fünf Frauen Plakate hoch. Auf einem steht: „Ponys sind keine Maschinen.“Die Demonstrantinnen sind von Animals United, einer bundesweiten Tierrechtsorganisation. Es geht um die Ponyreitbahn der Familie Kaiser auf der Nördlinger Mess’. Schon in der Vergangenheit haben sie die Attraktion kritisiert und ein Verbot gefordert (wir berichteten).
Carmen Spatschek von der Tierrechtsorganisation sagt: „Eine Frau hat mich angerufen und erzählt, dass sie im Biergarten gegenüber saß.“Angeblich seien die Pferde und Ponys vier Stunden lang im Kreis gelaufen, ohne Wasser und immer in die gleiche Richtung. Die Aktion an der Ampel machen sie zum ersten Mal. Eva Lingel, die ebenfalls mitdemonstriert, reitet regelmäßig in ihrer Freizeit. „Die Muskulatur der Tiere wird einseitig belastet. Das ist auf Dauer schädlich.“Überhaupt habe die Ponyreitbahn nichts mit Reiten zu tun. Lingel verstehe nicht, warum es eine solche Attrak- braucht. „Es gibt doch genügend Alternativen für die Kinder.“In drei Jahren sollen die Mitglieder von Animals United über 10000 Unterschriften gegen die Ponyreitbahn gesammelt haben.
Jürgen Landgraf, Leiter des Ordnungsamtes Nördlingen, sieht die Sache anders. „Die Resonanz auf den Betrieb ist gut.“Immerhin würden ständig Kontrollen durchgeführt. „Die Mitglieder von Animals United haben mich persönlich beleidigt und auch Teile der Stadtverwaltung.“Dem widerspricht Carmen Spatschek: „Das oberste Gebot von uns ist, niemanden zu beleidigen oder zu verletzen.“
Ronny Kaiser leitet in dritter Generation das Fahrgeschäft auf der Nördlinger Mess’. Er sagt: „Jeder kann kommen und sich die Tiere genau anschauen.“Hinter dem Fahrgeschäft stehen Boxen und eine überdachte Koppel, wo die Tiere an Tränken Wasser bekommen. Tägtion lich werde das Sägemehl, auf dem die Tiere gehen, ausgewechselt. Darunter liegt noch eine Gummimatte. Frisches Heu beziehe Kaiser von einem Bauern aus Nördlingen. „Der Veterinär war auch schon da und hat nichts beanstandet“, sagt der 34-Jährige. Die Ponys und Pferde in der Reitbahn würden nach vier Stunden ausgetauscht. Alle halbe Stunde bekämen sie Wasser. „Die Pferde haben keine geröteten Augen und sind ganz ruhig“, sagt der Schausteller. Mit zwölf Tieren ist er auf der Nördlinger Mess’. Vormittags dürfen sie draußen vor dem Volksfest auf einer Weide grasen. Auf dem heimischen Gestüt hat Kaiser insgesamt 30 Pferde. Im Jahr ist er auf sechs Volksfesten. Zwischen den Festen sollen die Tiere lange Pausen haben und es würden immer andere Tiere mitgenommen. „Zu Hause spanne ich die Tiere manchmal vor eine Kutsche“, sagt Kaiser. Das sei für die Tiere anstrengender. Auf der Mess’ würden sie nur im Schritttempo gehen.
„Wir geben nicht auf“, sagt Carmen Spatschek von Animals United. Heute Nachmittag wollen sie wieder an der Ampel vor dem Baldinger Tor stehen und gegen das Fahrgeschäft demonstrieren.