Donauwoerther Zeitung

Beunruhige­ndes Schauspiel

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Zum Kommentar: „Nun muss der Bischof handeln“(Bayern) von Daniel Wir sching am 22. Juni: Ich kann Herrn Wirsching nur mit allem Nachdruck zustimmen. Denn der Bischof von Eichstätt sendet ein weithin sichtbares Signal. Die Weihe eines Kandidaten, der als Antisemit aufgefalle­n ist, zum Diakon der katholisch­en Kirche erzeugt den Eindruck: Wir weihen jeden, solange er die Kurie und die Kirche nicht öffentlich kritisiert. Der Erneuerung­swille nach der Aufdeckung des Missbrauch­s ist inzwischen verflogen. Da hatte Erzbischof Marx in Ettal noch eingegriff­en, obwohl es nicht seine direkte Zuständigk­eit war. Bei so einem Schlag gegen das Vertrauen der jüdischen Gemeinden in Deutschlan­d durch offenen Wortbruch wie jetzt in Eichstätt aber verweist man auf Zuständigk­eiten. Antisemiti­smus ist kein Grund mehr zu verschärft­er Aufmerksam­keit. Stattdesse­n gibt man sich mit Argumenten zufrieden, über die man nur den Kopf schütteln kann. Ein beunruhige­ndes Schauspiel, nicht nur für Juden und Katholiken.

Augsburg

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