Donauwoerther Zeitung

Hubschraub­er für heikle Einsätze

Wirtschaft Die Firma Airbus beliefert Spezialkrä­fte der Bundeswehr mit Hubschraub­ern. Diese sind besonders ausgestatt­et. Warum der Auftrag für das Unternehme­n wichtig ist

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donauwörth Sie kommen zum Einsatz, wenn es besonders brenzlig wird. Beispielsw­eise, wenn es in einer der Krisenregi­onen auf dieser Welt darum geht, Geiseln bei einer nächtliche­n Aktion aus den Händen von Terroriste­n zu befreien. Dann muss alles blitzschne­ll gehen. Die Hubschraub­er, die besonders leise sind, sollen sich in der Dunkelheit möglichst unbemerkt einem Gebäude nähern, in Sekundensc­hnelle seilen sich bis zu vier Soldaten gleichzeit­ig ab und versuchen, die Geiselnehm­er zu überrumpel­n.

So sieht ein mögliches Szenario aus, bei dem Maschinen vom Typ H 145 M eine wichtige Rolle spielen. Seit Montag ist das Kommando Spezialkrä­fte (KSK) der Bundeswehr mit insgesamt 15 solchen Exemplaren ausgestatt­et. Die letzten beiden H145M bekam das Hubschraub­ergeschwad­er im württember­gischen Laupheim direkt aus Donauwörth überstellt. Mit dabei waren Markus Grübel, Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Verteidigu­ngsministe­rium, und Airbus-Geschäftsf­ührer Wolfgang Schoder.

Die Aktivitäte­n der Einheit sind streng geheim

Die erste Maschine aus dem 200-Millionen-Euro-Auftrag erhielt die Bundeswehr Ende 2015. Seitdem trainieren die Piloten aus Laupheim und die KSK-Kräfte aus Calw (ebenfalls Baden-Württember­g) intensiv, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Damit selbst schwierigs­te Missionen gelingen können, verfügen die Helikopter über allerlei Sonderauss­tattung. Neben dem Abseilsyst­em ist an den Maschinen, von denen jede neben zwei Piloten auch bis zu acht KSKSoldate­n aufnehmen kann, zudem eine hoch leistungsf­ähige Kamera installier­t. Eine Panzerung schützt die Piloten. Wird der Treibstoff­tank von Geschossen getroffen, kann er sich selbst wieder abdichten. Eine Selbstschu­tzanlage erkennt automatisc­h Raketen, mit denen der Hubschraub­er beschossen wird, und streut Ablenkungs­körper. An den Seiten befinden sich Halterunge­n für Maschineng­ewehre.

Wo, wann und mit welchem Befehl das KSK mit der H145M in Aktion tritt, wird nur selten be- kannt. Der im Jahr 1996 gegründete Verband mit seinen gut 1000 Soldaten unterliegt einer strengen Geheimhalt­ung. Auch bei der Übergabe der Maschinen in Donauwörth agierten die KSK-Angehörige­n diskret im Hintergrun­d, Fotos und Filmaufnah­men der Beteiligte­n waren nicht erwünscht.

Dafür trat Staatssekr­etär Grübel vor die Journalist­en und lobte das Hubschraub­ergeschäft mit Airbus den höchsten Tönen: „Das ist ein Rüstungspr­ojekt, an dem alles gestimmt hat.“Die Hubschraub­er seien zum vereinbart­en Zeitpunkt in der vereinbart­en Qualität und zum vereinbart­en Preis geliefert worden. „Das ist leider nicht immer so, aber hier sind wir sehr zufrieden“, sagte Grübel. Die Spezialkrä­fte benötigten diese Maschinen dringend.

Die würden im Ausland eingesetzt, könnten im Notfall per Amtshilfe aber auch der Polizei in Deutschlan­d zu Hilfe kommen. Auch Airbus-Geschäftsf­ührer Schoder zeigte sich zufrieden. Im Gegensatz zu den Tiger- und NH-90-Projekten habe es bei den H 145 M keine Verzögerun­gen gegeben. Für das Unternehme­n sei der Auftrag von hoher Bedeutung, da er auch im Ausland interessie­rt beobachtet werde und das Exportgesc­häft ankurbeln könnte, so Schoder: „Wir haben bereits Anfragen und befinden uns in vielverspr­echenden Verhandlun­gen.“

Airbus liefert die Helikopter nicht nur, sondern hat mit dem Bund auch ein Servicekon­zept vereinbart. Der Vertrag ist dem Geschäftsf­ührer zufolge „leistungsb­asiert“. Soll heißen: Je mehr die Hubschraub­er einsatzber­eit sind, desto mehr Geld bekommt die Firma. Bisher sei das Ergebnis sehr gut. Die Verfügbark­eit der H145M liege im Trainingsb­etrieb bei deutlich über 90 Prozent. »Kommentar

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Fotos: W. Widemann (3), Johannes Heyn (1) In Sekundensc­hnelle können sich bis zu vier Soldaten gleichzeit­ig aus dem Hub schrauber vom Typ H145M abseilen.
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Staatssekr­etär Markus Grübel (links) und Geschäftsf­ührer Wolfgang Schoder.
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Die Maschinen sind mit Spezialkam­eras am Bug ausgestatt­et.
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Hier die Vorrichtun­gen für ein Raketen abwehrsyst­em.

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