„Leuchttürme aus dem Kreis Donau Ries“
Interview Entwicklungsminister Gerd Müller über den Sinn kleinerer lokaler Hilfsprojekte
München/Donauwörth Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kennt die angedachten Hilfsprojekte aus dem Landkreis rund um Schulbauten und Waisenhäuser in Afrika. Zuletzt war er im Februar dieses Jahres in Wemding zu Gast. Mit ihm sprachen wir am Montag in München über den Sinn der lokalen Projekte – und über kritische Punkte.
Herr Müller, Projekte, wie sie im Kreis Donau-Ries initiiert werden – sind sie nicht doch eher ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der dramatischen Lage in Teilen dieser Welt? Müller: Es ist absolut wichtig, was hier angepackt wird. Stefan Rößle setzt derzeit Leuchttürme. Wichtig sind die Investitionen in Kinder, in die Jugend, in deren Ausbildung und Arbeitsplätze. Die Kommunen können nun Einzelinitiativen starten. Dabei geht es unter anderem um die Bereiche Schule, Gesundheit, Wasser.
Weltweit, aber vor allem auch in Entwicklungsländern, grassiert die Korruption. Das schreckt womöglich viele potenzielle Helfer ab... Müller: Ja, es gibt Korruption, aber die gibt es vor allem oben in den Staaten. Wir wollen in den Kommunen direkt helfen – wir setzen unten an. Wenn wir beispielsweise mit den Kirchen vor Ort arbeiten, zu denen ja gute Verbindungen bestehen, dann scheidet Korruption aus.
Was soll in der Entwicklungshilfe jetzt anders gemacht werden? Müller: Wir müssen weg von dem Ausschütten der finanziellen Hilfen mit der Gießkanne, hin zur Unterstützung der konkreten Arbeit in Reformländern. Konkret haben wir (Anm. d. Red.: das Entwicklungsministerium) Länder wie Ruanda, Tunesien und die Elfenbeinküste im Blickpunkt, aber auch Länder wie Ghana sind auf dem Weg.
Wie ist die Bereitschaft zur Hilfe andernorts – stehen Deutschland beziehungsweise die hiesigen Landkreise und Regionen hierbei europaweit wieder alleine da, wie etwa zuletzt in der Asylkrise? Müller: Die Bereitschaft andernorts in Europa ist unterschiedlich. Es gibt Länder, die wenig oder nichts tun – und es gibt diejenigen, die mehr tun. Dazu zählen auch die ehemaligen Kolonialmächte, die Briten, Franzosen und vor allem auch die Beneluxstaaten. (hilg)