Lokal und direkt statt in korrupte Kassen
Das, was im Jahr 2015 so richtig in Bewegung gekommen ist und bis in unseren Landkreis Donau-Ries ausstrahlte, führt vor, was passieren könnte. Eine neue Völkerwanderung ist wohl eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Wir können die Köpfe in den Sand stecken oder es halten wie die berühmten drei Affen: nichts sehen, nichts hören und nichts sagen. Oder wir können anpacken; hoffen und beten wäre ehrlich gesagt auch mal wieder gut. Letztgenannter Weg ist der richtige, wenn auch kurz- und mittelfristig der mühsamere. So einige mögen sich wieder die Mäuler über diejenigen zerreißen, die ernsthaft in den Armutsregionen helfen wollen. Sich echauffieren über Gutmenschentum und was sonst noch so zum geflügelten Wort geworden ist. Dabei ist die Notwendigkeit ernst gemeinter und gemachter Hilfe beileibe keine Sache politischer Couleur von rechts oder links. Denjenigen, denen der Glaube oder die Überzeugung zur Hilfe fehlt, ihnen seien die Bilder der Massenmigration von 2015/16 nach Deutschland vor Augen geführt: Turnhallen als Notunterkünfte, Zelte im Donauwörther Stauferpark, horrende Kosten für Heimplätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, und, und, und... Nun können wir sagen: „Das geht uns nichts an – wir haben ja keinen Krieg angefangen in Syrien und andernorts.“Ändern wird man damit aber nichts, im Gegenteil. Ein Ziel sollte sein, dass Menschen da, wo sie ihr Zuhause haben, auch eine faire Perspektive haben. Deswegen sind Projekte, wie sie Gerd Müller vorstellt und Stefan Rößle versucht umzusetzen, kein naives Gutmenschentum, sondern das Erkennen von notwendigem Handeln, bevor wieder eine Migrationskrise ausbricht.
Auch wenn die globale Korruption ein teuflisches Krebsgeschwür ist, mit dem auch aufrichtige Menschen Tag für Tag kämpfen müssen – Hilfe ist immer möglich, Gott sei Dank. Es gibt viele seriöse Organisationen, die in den Krisenregionen einen direkten Draht zu den Bedürftigen haben, es gibt die Kirchen und kirchlichen Institutionen, die hier wie da bestens vernetzt sind. Hierüber muss Hilfe geleistet werden, von Gemeinde zu Gemeinde. Gerd Müller hat recht, wenn er sagt, es muss „unten“angesetzt werden. Wenn nachhaltige Bildung und Zusammenarbeit an der Basis klappt, ändert sich hoffentlich irgendwann auch mal die Mentalität „oben“in den Staaten.
Man kann anpacken, etwas wagen, in Menschen investieren, helfen. Barmherzigkeit birgt aber auch ein Risiko – vor allem jenes der Häme und des Unverständnisses. Kein Geringerer als Papst Franziskus hat das Anfang Juni betont. Teilen und, wenn es sein muss, mitleiden. Vor allem Christen sollten davor keine Scheu haben. Raus aus der egoistischen Bequemlichkeit!