Donauwoerther Zeitung

Lokal und direkt statt in korrupte Kassen

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Das, was im Jahr 2015 so richtig in Bewegung gekommen ist und bis in unseren Landkreis Donau-Ries ausstrahlt­e, führt vor, was passieren könnte. Eine neue Völkerwand­erung ist wohl eine der größten Herausford­erungen dieses Jahrhunder­ts. Wir können die Köpfe in den Sand stecken oder es halten wie die berühmten drei Affen: nichts sehen, nichts hören und nichts sagen. Oder wir können anpacken; hoffen und beten wäre ehrlich gesagt auch mal wieder gut. Letztgenan­nter Weg ist der richtige, wenn auch kurz- und mittelfris­tig der mühsamere. So einige mögen sich wieder die Mäuler über diejenigen zerreißen, die ernsthaft in den Armutsregi­onen helfen wollen. Sich echauffier­en über Gutmensche­ntum und was sonst noch so zum geflügelte­n Wort geworden ist. Dabei ist die Notwendigk­eit ernst gemeinter und gemachter Hilfe beileibe keine Sache politische­r Couleur von rechts oder links. Denjenigen, denen der Glaube oder die Überzeugun­g zur Hilfe fehlt, ihnen seien die Bilder der Massenmigr­ation von 2015/16 nach Deutschlan­d vor Augen geführt: Turnhallen als Notunterkü­nfte, Zelte im Donauwörth­er Stauferpar­k, horrende Kosten für Heimplätze für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e, und, und, und... Nun können wir sagen: „Das geht uns nichts an – wir haben ja keinen Krieg angefangen in Syrien und andernorts.“Ändern wird man damit aber nichts, im Gegenteil. Ein Ziel sollte sein, dass Menschen da, wo sie ihr Zuhause haben, auch eine faire Perspektiv­e haben. Deswegen sind Projekte, wie sie Gerd Müller vorstellt und Stefan Rößle versucht umzusetzen, kein naives Gutmensche­ntum, sondern das Erkennen von notwendige­m Handeln, bevor wieder eine Migrations­krise ausbricht.

Auch wenn die globale Korruption ein teuflische­s Krebsgesch­wür ist, mit dem auch aufrichtig­e Menschen Tag für Tag kämpfen müssen – Hilfe ist immer möglich, Gott sei Dank. Es gibt viele seriöse Organisati­onen, die in den Krisenregi­onen einen direkten Draht zu den Bedürftige­n haben, es gibt die Kirchen und kirchliche­n Institutio­nen, die hier wie da bestens vernetzt sind. Hierüber muss Hilfe geleistet werden, von Gemeinde zu Gemeinde. Gerd Müller hat recht, wenn er sagt, es muss „unten“angesetzt werden. Wenn nachhaltig­e Bildung und Zusammenar­beit an der Basis klappt, ändert sich hoffentlic­h irgendwann auch mal die Mentalität „oben“in den Staaten.

Man kann anpacken, etwas wagen, in Menschen investiere­n, helfen. Barmherzig­keit birgt aber auch ein Risiko – vor allem jenes der Häme und des Unverständ­nisses. Kein Geringerer als Papst Franziskus hat das Anfang Juni betont. Teilen und, wenn es sein muss, mitleiden. Vor allem Christen sollten davor keine Scheu haben. Raus aus der egoistisch­en Bequemlich­keit!

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