Donauwoerther Zeitung

Nicht mehr zeitgemäß

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Ein Blick ins Grundgeset­z erleichter­t die Argumentat­ion. „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatliche­n Ordnung“, heißt es in Artikel 6. Mehr nicht. Dass nur Mann und Frau eine Ehe bilden können, davon steht im Grundgeset­z nichts. Und Artikel 3 legt ausdrückli­ch fest, dass alle Menschen gleich sind und niemand diskrimini­ert werden darf. Allein schon deswegen war absehbar, dass die Ehe für alle nicht zu verhindern ist. Wie Menschen zusammenle­ben, wer sich in wen verliebt und wer mit wem dauerhaft eine Beziehung eingeht, geht den Staat nichts an. Er hat nur dafür zu sorgen, dass alle tatsächlic­h gleich behandelt werden.

Angela Merkel hat spät, aber nicht zu spät, erkannt, dass das Nein der Union zur Homo-Ehe nicht mehr zeitgemäß und somit nicht länger zu halten ist. Eher beiläufig hat sie daher ihren Widerstand aufgegeben und der Union wieder einmal einen Kurswechse­l aufgezwung­en.

Es ist die alte Methode Merkel. Mögen die Konservati­ven in der CDU auch maulen und die AfD jubeln, das leidige Thema ist vom Tisch, SPD und Grüne haben ein Wahlkampft­hema weniger und für zukünftige Koalitione­n hat sie wieder alle Optionen von SchwarzGel­b über Jamaika bis zur GroKo.

Newspapers in German

Newspapers from Germany