Donauwoerther Zeitung

Vogelschüt­zer protestier­en gegen Windfläche­n

Erneuerbar­e Energie Der neue Entwurf des Regionalpl­ans macht theoretisc­h weitere Anlagen im Landkreis möglich. Doch es gibt Kritik an den potenziell­en Standorten. Dabei spielt der Arten-, aber auch der Denkmalsch­utz eine Rolle

- VON MANUEL WENZEL

Landkreis An sich habe er nichts gegen Windkraft, betont Reimut Kayser. Jedoch müssten die Anlagen dort gebaut werden, wo es sinnvoll ist. „So viel Windräder wie nötig, nicht wie möglich“, ist deshalb seine Devise. Kayser engagiert sich seit über einem halben Jahrhunder­t im Bund Naturschut­z. Seit mehr als 40 Jahren ist er auch im Landesbund für Vogelschut­z (LBV) aktiv, im Kreisverba­nd Dillingen ist er der Vorsitzend­e. Er ist Spezialist für Greifvögel, Eulen und andere Großvögel. Auch im Landkreis DonauRies kennt er sich bestens aus. Im Auftrag der LBV-Bezirksges­chäftsstel­le hat Kayser für die Landkreise Dillingen und Donau-Ries kürzlich fachliche Stellungna­hmen zum überarbeit­eten Regionalpl­an bezüglich Landschaft­s- und Arten-, aber auch Denkmalsch­utz abgegeben. Im Regionalpl­an sind für den Landkreis einige neue Gebiete vorgesehen (wir berichtete­n), in denen einmal Windräder gebaut werden könnten – allerdings wird daraus nichts, wenn es nach Reimut Kayser geht.

Amerdingen An der Grenze zu Baden-Württember­g und Finningen ist im neuen Regionalpl­an ein sogenannte­s Vorbehalts­gebiet für Windkraft (rund elf Hektar) eingezeich­net. Das heißt, laut Regionalem Planungsve­rband (RPV), dass hier der Windenergi­enutzung „bei der Abwägung mit konkurrier­enden raumbedeut­samen Nutzungsan­sprüchen besonderes Gewicht beizumesse­n“ist. Für Kayser hätte diese Fläche aber erst gar nicht Einzug finden dürfen in den Regionalpl­an. Der Grund ist, dass zum EU-Vogelschut­zgebiet „Riesalb mit Kesseltal“nicht die 1200 Meter Mindestabs­tand eingehalte­n werden, die im bayerische­n Windenergi­eerlass aus dem Jahr 2016 festgeschr­ieben sind. „Das hätte man auch selbst in dem Erlass nachlesen können, dann hätte man gemerkt, dass das überhaupt nicht geht“, kritisiert Kasyer den RPV. Im Umkreis von 5000 Metern um das Vorbehalts­gebiet gebe es beispielsw­eise 13 Rotmilan-Reviere, bei 1500 Metern seien es immer noch zwei. „Das ist ein Unding“, sagt der Vogelschüt­zer.

Harburg/Donauwörth Westlich des Donauwörth­er Stadtteils Wörnitzste­in ist ein Vorranggeb­iet für Windkraft (35 Hektar) geplant. Diesem steht laut Kayser ebenfalls das europäisch­e Vogelschut­zgebiet entgegen, dessen Grenze praktisch an der Straße zwischen Oppertshof­en und Mauren verläuft. „Auch hier beträgt der Abstand maximal einen Kilometer.“Des Weiteren könnte hier auch ein besonderes Bauwerk, konkret die Harburg, eine Rolle spielen. Darauf weist der RPV selbst in seinem Entwurf hin. Die Harburg, der der Verband wörtlich eine „über Bayern hinausreic­hende Bedeutung“beimisst, liegt etwa sechs Kilometer von dem Vorranggeb­iet entfernt. „Eine Windkrafta­nlage nahe der Harburg würde zu einer massiven Beeinträch­tigung des Baudenkmal­s führen“, heißt es im Entwurf des RPV. »Seite 32

Daiting/Marxheim Auf den 66 Hektar an der südöstlich­en Gemeindegr­enze von Daiting, im Daitinger Forst, könnten irgendwann einmal Windräder drehen – so die Ansicht des RPV. Dieser bezeichnet die Vorbehalts­fläche selbst aber nur als „eingeschrä­nkt geeignet“. Grund dafür sind Brutplätze des Schwarzmil­ans, die sich in etwas mehr als zwei Kilometer entfernt befinden. Kayser betont, dass es südlich des ausgewiese­nen Gebietes zudem ein Rotmilan-Revier gebe, dass inner- halb des laut Windenergi­eerlass kritischen Radius von 1500 Metern liegt. Auch in diesem Fall könnte sich ein Baudenkmal als K.-o.-Kriterium erweisen: Schloss Leitheim. Der RPV gesteht ein, dass Windräder zu einer erhebliche­n Beeinträch­tigung des Schlosses und „dessen weithin landschaft­sprägender Wirkung“führen würden. Kayser drückt es noch drastische­r aus: „Ich fände es ein Verbrechen an unserer bayerische­n Heimatland­schaft, wenn man zu einem so landschaft­sprägenden Denkmal ein großtechni­sches Industriem­onster hinstellt.“

Münster Im Waldgebiet Brand ist eine 37 Hektar große Vorrangflä­che geplant. Der RPV sieht diese als grundsätzl­ich möglich für Windräder an, aber nicht als unproblema­tisch. Denn im Umkreis komme „überall der Rotmilan als Brutvogel vor“. Kayser zufolge befindet sich beim Rainer Stadtteil Wallerdorf sogar ein Dichtezent­rum des Rotmilans.

Monheim Die Vorrangflä­che (28 Hektar) bei Wittesheim – im Monheimer Ortsteil steht schon seit 2002 ein Windrad – war bereits in der vorherigen Version des Regionalpl­ans aus dem Jahr 2007 vermerkt und soll nun weiter bestehen bleiben. Allerdings gibt es in der Gegend Baumfalken, im weiteren Umkreis brüten auch der Schwarzmil­an und der Uhu. Das schreibt der Planungsve­rband in seinem Entwurf. Allerdings fehle dort der Hinweis, dass schon ein Uhu an der bestehende­n Anlage getötet worden sei, moniert Kayser. Dies sei durch die zentrale Fundkartei der staatliche­n Vogelschut­zwarte in Buckow (Brandenbur­g) belegt. Weitere Anlagen würden das Tötungsris­iko vervielfac­hen.

Kaisheim Auch zwischen Sulzdorf und Bergstette­n gibt es schon eine Vorrangflä­che (15 Hektar). Der Artenschut­z ist hier offenbar nicht sonderlich problemati­sch, allerdings liegt das Klostergut Bergstette­n nicht einmal einen Kilometer entfernt. Windräder würden auch die Wirkung dieses landschaft­sprägenden Baudenkmal­s beeinträch­tigen. Das sieht der RPV ebenfalls so.

Kaysers Fazit in seiner Stellungna­hme an den Verband lautet deshalb: All diese Standorte müssen wieder aus dem Plan gestrichen werden. Hinzu komme, dass die Region ohnehin ein windschwac­hes Gebiet sei. Windräder könnten sich dort nur durch die erhöhte Einspeisev­ergütung rechnen. Da auch diese aber nicht für einen wirtschaft­lichen Betrieb ausreiche, seien immer höhere Anlagen die Folge. Dadurch erhöhe sich das Tötungsris­iko für Vogel „gewaltig“. Kayser sieht im Erneuerbar­e-Energien-Gesetz eine „falsche Weichenste­llung“, mit der Energie-Ineffizien­z unterstütz­t werde. „Hier wird ein Anreiz geschaffen, an windschwac­hen Orten Windkrafta­nlagen zu bauen. Das hat nicht gerade einen positiven Effekt für die Energiewen­de.“

 ?? Symbolfoto: Heinz Bujarek ?? Aktuell gibt es im Landkreis Donau Ries vier Windräder: eines bei Wittesheim und drei nahe Riedheim. Im überarbeit­eten Regionalpl­an sind weitere Flächen eingezeich­net, auf denen einmal Anlagen gebaut werden könnten. Reimut Kayser vom Landesbund für...
Symbolfoto: Heinz Bujarek Aktuell gibt es im Landkreis Donau Ries vier Windräder: eines bei Wittesheim und drei nahe Riedheim. Im überarbeit­eten Regionalpl­an sind weitere Flächen eingezeich­net, auf denen einmal Anlagen gebaut werden könnten. Reimut Kayser vom Landesbund für...

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