Aus Getreidelager wurde wieder Gotteshaus
Die Kirche in Bergstetten hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Vor 50 Jahren wurde das Gebäude neu geweiht
Kaisheim Bergstetten Mit einem Festgottesdienst feierte die Filialkirchengemeinde in Bergstetten das 50-jährige Bestehen ihres Gotteshauses. Am 17. Juni 1967 wurde die nach der Säkularisation 1803 entweihte und zweckentfremdete Kirche nach umfangreicher Renovierung und Benediktion (Segnung) dem Gottesdienst wieder zugeführt. Die festliche, musikalische Gestaltung erfolgte durch den verantwortlichen Organisten Benedikt Pietsch mit Chor.
Kirchenpfleger Hermann Pietsch begrüßte den für Bergstetten zuständigen Pfarrer Wieslaw Bujak (Buchdorf), dessen Amtsbruder Josef Helneder als Konzelebrant, Bürgermeister Martin Scharr sowie die Fahnenabordnungen der Freiwilligen Feuerwehr und des Schützenvereins.
Bujak wünschte sich so viele Besucher wie beim Festgottesdienst auch bei regulären Messen im Ort, zumal aufgrund der knappen finanziellen Mittel eine Erhaltung von Gotteshäusern in Zukunft bei stetig abnehmenden Kirchgängern eine pastorale Notwendigkeit in Frage gestellt werde. Im Hinblick auf die einst profanierte und entweihte Kirche Bergstettens verwies der Priester durch gezielte Fragen an die anwesenden Firmlinge darauf, dass Kirche immer dort sei, wo sich Menschen in einem Raum einfinden und beten.
Heinz Berger, Mitglied der Kirchenverwaltung, zeigte in einer kurzen Zusammenfassung die zum Teil unheilvolle Geschichte der Kirche auf: Erste Hinweise auf eine Wallfahrtskapelle zum heiligen Wendelin, dem Patron der Landwirte, finden sich bereits um das Jahr 1659. Das Baujahr der Kirche wird aufgrund einer kleinen Glocke, die heute noch im Turm hängt, auf das Jahr 1688 datiert.
Die Folgen der Säkularisation 1803 mit der Aufhebung des Klosters in Kaisheim betrafen auch das Kostergut Bergstetten. Die Innenausstattung der Kirche (prächtige Kanzel und eine Kreuzigungsgruppe) erhielt die Pfarrkirche in Baierfeld. Die Seitenaltäre kamen nach Spalt. Nach Übernahme des Guts durch das Königshaus der Wittelsbacher 1816 wurde das KöniglichBayerische Hofgestüt gegründet. Hierfür eignete sich die profanierte Kirche nur als Lager- und Gerätehalle sowie als Pferdestall. Zur Getreidelagerung erfolgte der Einbau einer massiven Zwischendecke und ein teilweises Zumauern der Kirchenfenster. Auch nach der Errichtung des Remonteamts 1936 durch das Dritte Reich blieb es bei der Nutzung der Kirche als Lagerhalle und Pferdestall.
Bilder an der Fassade des „Schlösschens“
Nach Kriegsende und Räumung des Remonteamts konnten Heimatvertriebene aus dem Sudetenland in den leer stehenden Wohnhäusern untergebracht werden. Vor allem Siedlerbauern hatten den Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus in der neuen Heimat. Dank der Unterstützung durch Domkapitular Johannes Kraus (er war von 1946 bis 1951 Pfarrer in Buchdorf) bei den entscheidenden Verhandlungen mit der Diözese in Eichstätt und des Einsatzes von Paul Pietsch mit der Zusage, dass Bergstettener kostenlos bei einer Renovierung mitarbeiten, erfolgte die Genehmigung dazu.
Im April 1963 ging das profanierte Gotteshaus in den Besitz der Diözese Eichstätt über. Am 17. Juni 1967, nach Abschluss einer gelungenen Renovierung, erfolgte die Benediktion (Segnung/erneute Weihe) durch Monsignore Zischek zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit .
Nun segnete Pfarrer Bujak eine neu an der Kirchenaußenwand angebrachte Steintafel, welche die wesentlichen historischen Daten über das Gotteshaus enthält.
Beim fröhlichen Beisammensein im Schlosshof projizierte Kirchenpfleger Hermann Pietsch mit Eintreten der Dunkelheit sowohl historische als auch aktuelle Bilder aus der Kirchengemeinde an die Fassade des „Schlösschens“und bedankte sich bei allen für ihr reges Engagement. (dz)