Die Nordumfahrung gefällt nicht jedem
B16 Schwenninger fürchten, dass es mit der neuen Strecke in Teilen des Ortes viel lauter wird
Schwenningen Beim Bau der Ortsumgehung von Schwenningen wird jetzt richtig Gas gegeben. Das wurde bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates deutlich, bei der die diskussionsfreudigen Bürgervertreter freundlich, aber bestimmt ihre Standpunkte etwa zum Fahrzeugtempo oder den Geräuschbelastungen darlegten. Das bekam Raphael Zuber zu spüren. Zwar wollte der Gastreferent vom Staatlichen Bauamt Krumbach nur den Entwurf der im Bundesverkehrswegeplan 2030 bedeutsamen Strecke präsentieren. Der junge Baurat musste sich aber etwa Kritik zur Sperrung des rund zwölf Meter breiten Fahrwegs für den Landwirtschaftsverkehr und Befürchtungen vor erhöhtem Lärm im westlichen Bereich der Gemeinde anhören.
Der Gast aus dem Landkreis Günzburg stand dennoch sachlich und geduldig den Gremiumsmitgliedern Rede und Antwort. Unter der Sitzungsleitung von Bürgermeister Reinhold Schilling begründete der Planungsexperte die Ausweisung der knapp dreieinhalb Kilometer langen Umfahrung im Norden als Kraftfahrstraße mit „verkehrssicherheitstechnischen Belangen“. Dort müssen Gefährte eine Geschwindigkeit von mehr als 60 Kilometer pro Stunde erreichen können. Weil sie als sogenannte „Zwei-plus-eins“-Straße wie an anderen Stellen der B16 mit einem Überholstreifen von mehr als einem Kilometer Länge angelegt werden soll, kann man dort etwa Brummis hinter sich lassen. Genau dieser Schwerlastverkehr soll nach den Vorstellungen des Referenten aus Krumbach aus dem Straßenbild der Donaugemeinde künftig ganz verschwinden. „Den Prognosen für 2025 zufolge sollen von den innerhalb von 24 Stunden passierenden 9000 Fahrzeugen 17 Prozent dem Schwerverkehr zugeordnet werden können. Mit der Umgehung wird es kaum noch Großfahrzeuge im Ort geben“, erwartete der Fachmann und Leiter der neu geschaffenen Abteilung Planung/Zentrale Aufgaben. Der Durchfahrtsverkehr könnte mit dem Ausweichbogen den Berechnungen zufolge auf weit unter 2000 Gefährte pro Tag sinken.
Darunter werden weiterhin bäuerliche Vehikel sein. Damit war Ratsmitglied Konrad Schweyer bei der Betrachtung der an die Wand projizierten Pläne nicht einverstanden: „Warum dürfen wir nicht auf die große Straße? So müssen wir mit unseren Geräten voll durch die Ortschaften durch“, bemängelte der Nebenerwerbslandwirt und vertrat damit den Standpunkt seiner Landwirtschaftskollegen an der gesamten „neuen“B 16. Und: „Mit dieser Lösung hat man es sich zu leicht gemacht.“Der Verlauf der Debatte zeigte, dass manches Gremiumsmitglied am Tisch anderer Ansicht war.
Einigkeit herrschte dagegen beim Thema Lärm, zumindest bei den Räten. Mitglied Karlheinz Grägel wollte es unbedingt zur Sprache bringen: „Die Geräusche entlang der neuen Bundesstraße sind an manchen Stellen – je nach Wetterlage – ganz brutal, zumal dort schneller gefahren wird.“Dagegen stellte Raphael Zuber amtliche Erhebungen, die „zeigen, dass die Grenzwerte eingehalten werden“. Das gelte auch für den westlichen Ortsbereich nahe einem Verkehrsknotenpunkt mit Auf- und Abfahrten, den es ebenfalls im Osten geben wird und der laut Zuber möglichst klein gehalten werden soll. Die von einem Rat aus diesem Grund vorgeschlagene Tieferlegung der Umgehung musste er ablehnen: „Dann läuft die B16 bei Starkregen voll.“Bei der Verbindung nach Wolpertstetten könnte es dagegen klappen. In Richtung des Blindheimer Ortsteils wird eine Unterführung geprüft.
Nach Dettenhart gibt es dem Konzept zufolge eine Überführung. Der Süden der Gemeinde bleibt verschont. Der Planer begründete das Aus für eine südliche Ausweichstrecke mit „der längeren Linienführung, höheren Baukosten und mit beim Naturschutz kaum durchsetzbaren Plänen“. Bis zur Umsetzung des Vorhabens kann es dauern. Der Abschnitt Schwenningen, der lange vor der fast dreimal so großen Trasse bei Tapfheim fertiggestellt sein wird, könnte etwa Mitte des nächsten Jahrzehnts stehen. Der Bürgermeister weiß aber: „Die Zeit der Einwände wird erst noch kommen.“