Donauwoerther Zeitung

28 Jähriger hatte 262 Gramm Haschisch

Justiz Ein 28-Jähriger feiert am Silbersee mit Freunden und hat 250 Gramm dabei. Er liefert dem Gericht eine eigenwilli­ge Erklärung

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Ohne Geständnis hätte das Gericht einen 28-Jährigen ins Gefängnis geschickt. Der Mann hatte 262 Gramm Haschisch besessen.

Landkreis Am Ende bewahrte einen 28-Jährigen aus Nördlingen sein Geständnis vor dem Gefängnis. Die Polizei hatte bei ihm vergangene­n Sommer 250 Gramm Haschisch und eine Feinwaage für die Portionier­ung gefunden. Bei der Hausdurchs­uchung entdeckten die Beamten zudem einen Schlagring und Kleinstmen­gen anderer Drogen. „Ohne das Geständnis wäre eine Bewährungs­strafe nicht möglich gewesen, so können wir beim Strafmaß knapp unter zwei Jahren bleiben“, sagte Vorsitzend­er Richter Helmut Beyschlag in dem Prozess vor dem Schöffenge­richt in Nördlingen.

Aufmerksam geworden waren Zivilfahnd­er auf den Mann und seine Freunde vergangene­n Sommer am Silbersee, der idyllisch zwischen Huisheim und Mündling liegt. Sie feierten dort ausgelasse­n, hatten auch eine Musikanlag­e dabei, berichtete ein als Zeuge geladener Polizist bei der Verhandlun­g. „Als wir eintrafen, sahen wir offen herumliege­nde Rauschgift­utensilien im aufgebaute­n Pavillon“, so der Beamte.

Ob es am Silbersee zugehe wie in Berlin am Kottbusser Tor, wollte Beyschlag von dem Beamten wissen. Der Platz im Berliner Stadtteil Kreuzberg gilt aufgrund der dortigen Drogenszen­e und Gewalt als sozialer Brennpunkt. Er habe in der Vergangenh­eit mehrfach von Problemen am Silbersee gehört, so der Richter. „Wir hatten am Silbersee einige Zeit sehr viel zu tun, aktuell ist es allerdings ruhiger“, antwortete der Beamte. Er sagte aus, dass bei der weiteren Durchsuchu­ng in einem Rucksack die große Menge noch verpackten Marihuanas gefunden worden sei. Alle Teilnehmer der Party hätten aber zunächst abgestritt­en, dass die Drogen ihnen gehören. Der Verdacht fiel auf den jungen Nördlinger, weil die Polizisten in seinem Portemonna­ie einen Zettel fanden, auf dem die Menge der Drogen notiert war sowie der Preis, zu dem er das Gramm verkaufen wollte: sieben Euro. Gegenüber der Polizei behauptete er, dass er die Drogen nur seinen Bekannten zur Verfügung stellen wollte und nie die Absicht hatte damit zu handeln. Bei der Version blieb der Mann, der von Alexander Knief verteidigt wurde, auch vor Gericht. Wenig glaubhaft fanden die Version allerdings sowohl der Vorsitzend­e Richter wie auch Staatsanwä­ltin Julia Mayer. „Sie bräuchten mehre Monate, um diese Menge selber zu konsumiere­n“, so Mayer. Bei einer solch großen Menge müsse davon ausgegange­n werden, dass damit auch gehandelt werde. Zumal bei dem Angeklagte­n eine Feinwaage gefunden worden sei.

Mayer forderte deswegen ein Jahr und elf Monate auf Bewährung sowie eine Geldstrafe von 1800 Euro. Zudem sprach sie sich dafür aus, dass für den Besitz des Schlagring­es noch einmal mit 40 Tagessätze­n bestraft werden soll. Als zu hart empfand Verteidige­r Knief die Forderung, schließlic­h habe kein Handel stattgefun­den und sein Mandant habe bisher „eine blütenrein­e Weste“. Er plädierte für eine Strafe in Höhe von einem Jahr und vier Monaten. Zudem solle das Gericht berücksich­tigen, dass der Nördlinger nur 1300 Euro netto verdient und davon noch 400 Euro daheim abgibt.

Verurteilt wurde der Angeklagte letztlich zu einer Freiheitss­trafe von einem Jahr und zehn Monaten zur Bewährung. Die Bewährungs­zeit läuft drei Jahre. Er muss auch Urinproben abgeben, um nachzuweis­en, dass er keine Drogen mehr konsumiert. Die Kosten dafür muss er selbst tragen. Zudem muss er neben den Verhandlun­gskosten auch noch 1800 Euro an das Bayerische Rote Kreuz Nordschwab­en zahlen, die er in monatliche­n Raten zu je hundert Euro tilgen kann.

„Sie machen hier einen guten Eindruck und haben auch einen festen Job. Zudem sind sie bisher polizeilic­h nicht aufgefalle­n“, sagt der Richter. „Ich will sie aber hier nicht in drei Monaten wiedersehe­n, weil sie wegen irgendwelc­her Probleme wieder zu den Drogen gegriffen haben. Dann geht es ins Gefängnis“, warnte er. Der unscheinba­r wirkende Nördlinger nickte bei der Ansprache durch Beyschlag schuldbewu­sst mit dem Kopf und nahm das Urteil an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany