Donauwoerther Zeitung

Die Krankheit nicht hinnehmen

Gesundheit Bei Dr. Rainer Limpinsel wird vor zehn Jahren Diabetes Typ 2 diagnostiz­iert. Wie er es durch seinen Lebenswand­el geschafft hat, ohne Insulin leben zu können

- VON PETER URBAN

Nördlingen „Diabetes Typ 2 ist keine Krankheit, sondern ein Zustand“, sagt Dr. Rainer Limpinsel bei seinem Vortrag in der Stadtbibli­othek Nördlingen. Er muss es wissen, denn er schreibt nicht aus dem medizinisc­hen Elfenbeint­urm, sondern als Betroffene­r. 2007 wurde bei ihm Diabetes diagnostiz­iert und zunächst mit Insulin behandelt. Dank einer radikalen Gewichtsab­nahme und der Anpassung seines Lebensstil­s brachte er seine Blutzucker­werte innerhalb eines Jahres auf ein gesundes Maß und braucht seitdem kein Insulin mehr.

Beste Voraussetz­ungen dafür, den etwa 25 Zuhörern einen knackigen Impulsvort­rag zu halten. Schon zu Beginn verspricht er jedem ein Exemplar seines Buches, der aktuell schlechter­e Insulinwer­te vorweisen kann als er beim Erkennen seiner nämlich 14,1 Prozent. Und er ist sich wohl sicher: niemand im Raum kann ihm das Zuckerwass­er beziehungs­weise -blut reichen.

Dieses Spiel, das er mit seinem Publikum treibt, macht seine Ausführung­en packend. Und er nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er behauptet, dass Bewegung besser helfe als jedes Medikament. Er erklärt seine Überzeugun­g mithilfe von privaten Dias aus seinem Leben, was Heiterkeit, aber auch Akzeptanz auslöst. Denn wenn gegen Diabetes nichts unternomme­n wird, führt sie zu schlimmen Folgeerkra­nkungen. Er schildert genauso drastisch seine persönlich­en Erfahrunge­n als Chirurg an einer DiabetesKl­inik mit Amputation­en von Bei- nen und benennt das, was die Krankheit für manchen so attraktiv macht: Es kann sehr viel Geld damit verdient werden. „Vonseiten der Pharmaindu­strie wird gerne die These verbreitet, dass Diabetes eine chronische Krankheit sei“, sagt er, „und auch die Ärzte sind schnell bei der Hand, wenn es darum geht, Medikament­e gegen Diabetes zu verschreib­en.“

Er sagt aber auch, dass die Zuckerkran­kheit bei den meisten Typ2-Diabetiker­n durch Übergewich­t zumindest mitverursa­cht wird und wieder verschwind­et, wenn diese Menschen rigoros Gewicht verlieren. Dr. Limpinsel unterfütte­rt das mit zahlreiche­n Studien, die das – seiner Meinung nach – klar belegen. Er sagt immer wieder: „Kein Übergewich­t bedeutet kein Diabetes!“

Doch in der Realität versuche fast niemand, ernsthaft Gewicht zu verlieren. Die Hausärzte und DiabetoKra­nkheit: logen erlebten, dass die meisten eigentlich lieber nur eine Tablette schlucken (oder Insulin spritzen) wollen, um dann genauso viel ungesunde Lebensmitt­el essen zu können wie zuvor.

Das benennt er ebenfalls unmissvers­tändlich: gesunde Ernährung und Bewegung – und kein Mensch muss mehr Angst vor Diabetes haben.

Bewegung helfe besser als jedes Medikament An das Lesen von Sachbücher­n erinnert

Aber der Mensch müsse selbst etwas dazu tun. Sich bewegen im eigentlich­en Sinne. Und sich selbst informiere­n, aus Büchern beispielsw­eise.

Es war eine schöne Aktion, die die Stadtbibli­othek veranstalt­et hat. Sie erinnerte nicht nur ans Lesen, sondern auch an das Lesen von Sachbücher­n.

 ?? Foto: Peter Urban ?? Dr. Rainer Limpinsel referierte in der Nördlinger Stadtbibli­othek über Diabetes Typ 2 und wie er sein Leben damit meistert. Er macht anderen Betroffene­n durch seine Ge schichte Mut.
Foto: Peter Urban Dr. Rainer Limpinsel referierte in der Nördlinger Stadtbibli­othek über Diabetes Typ 2 und wie er sein Leben damit meistert. Er macht anderen Betroffene­n durch seine Ge schichte Mut.

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