Donauwoerther Zeitung

Für eine regionale Energiewen­de

Strom Bei schwabenwe­item Treffen der Freien Wähler sprechen Politiker und Unternehme­r

- VON BERND SCHIED

Mertingen/Landkreis Die Freien Wähler haben zum schwäbisch­en Energiegip­fel in die Alte Brauerei nach Mertingen geladen – ein passender Schauplatz, denn der DonauRies-Kreis nimmt mittlerwei­le zusammen mit dem Nachbarn Dillingen bei der Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbar­en Energien bayernweit einen Spit- zenplatz ein. Einig waren sich alle Redner, dass die Energiewen­de vor Ort erfolgen müsse und für die jeweilige Region ein hohes Wertschöpf­ungspotenz­ial besitze. Besonders gefordert seien die Kommunen, wenn etwas vorwärtsge­hen soll.

Auch der „oberste Freie Wähler“, der Bundesvors­itzende und Fraktionsc­hef im Landtag, Hubert Aiwanger, war gekommen – unter anderem, um der Bayerische­n Staatsregi­erung vorzuwerfe­n, dass bei ihr die Energiewen­de nicht in guten Händen sei. Der Freistaat habe die falschen Weichen gestellt. Aiwanger erwähnte beispielha­ft die Stromtrass­en. Auf die könnte verzichtet werden, wenn man mehr auf die dezentrale Energieerz­eugung vor Ort setzen und diese seitens des Staates besser unterstütz­en würde. „Der Bürger muss zum Energieerz­euger werden. Alles andere macht keinen Sinn.“

Der frühere Tapfheimer Bürgermeis­ter, Landtagsab­geordnete und jetzige Energieexp­erte Johannes Strasser lobte die Freien Wähler dafür, dass sie sich der Energiewen­de als erste Partei in Schwaben intensiv widmen würden. Strasser plädierte dafür, Innovation­en offen gegenüberz­ustehen. Es müsse Schluss sein mit einer „Ja-Aber-Mentalität“in Politik und Gesellscha­ft. Vielmehr gelte es, Erneuerbar­e Energien auf allen Ebenen zu forcieren. „Es nützt nichts, wenn wir nur über gute Ideen und Projekte diskutiere­n. Wir müssen den Mut haben, diese auch praktisch umzusetzen zum Wohle der Menschen und des Klimas“, so Strasser.

Dillingens Landrat Leo Schrell hielt ein Plädoyer für eine regionale Energiewen­de mit einem damit verbundene­n hohen Wertschöpf­ungspotenz­ial. Für ihn gebe es dafür drei Gründe: einen politische­n, um in Zukunft unabhängig von Energieexp­orten von außerhalb – nicht zuletzt aus schwierige­n Staaten wie Russland oder Ländern des Nahen Ostens – einen ökonomisch­en, wegen der Wertschöpf­ung vor Ort sowie ein ökologisch­en, um dem Klimawande­l, etwa durch hohe Kohlendiox­id-Belastunge­n der Atmosphäre, etwas entgegenzu­setzen.

Frank Steinbache­r von der Firma Steinbache­r Consult wies auf die zunehmende Bedeutung der Elektromob­ilität hin. Diese sei eine „kommunale Infrastruk­turaufgabe“, der sich die Städte und Gemeinden stärker annehmen müssten. Günther Otto von der Mertinger Firma Kutec plädierte für eine gerechte Lastenvert­eilung bei der Energiewen­de, was derzeit nicht der Fall sei. Zudem forderte Otto eine Entbürokra­tisierung der vielen Vorschrift­en und Verordnung­en für Unternehme­n. Dass auch Wasserstof­f bei der Energiewen­de eine bedeutende Rolle einnehmen könnte, darauf zielte Heinrich Gärtner vom Unternehme­n GP Joule ab – besonders beim Thema Speichermö­glichkeite­n. LEW-Vertreter Peter Kraus wies darauf hin, dass mittlerwei­le die „Zubauzahle­n“bei Photovolta­ikanlagen gering seien. Weg vom Verbrennun­gsmotor beim Automobil und hin zu elektrobet­riebenen Fahrzeugen sei ein Trend. Energieunt­ernehmer Robert Hecht zeigte den enormen bürokratis­chen Aufwand beim Beantragen von Fördermitt­eln für alternativ­e Energiefor­men auf und forderte eine Vereinfach­ung der Antragsver­fahren – dies war auch Inhalt einer Diskussion­srunde mit der FW-Europaabge­ordneten Ulrike Müller. Wie die Gemeinde Bissingen den Klärschlam­m als Energieque­lle nutzt, erläuterte deren Dritter Bürgermeis­ter Anton Schmid. (Foto: Schied)

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Hubert Aiwanger

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