Donauwoerther Zeitung

So wurde die Polizei in die Falle gelockt

Hamburg Ein Gewerkscha­fter erhebt schwere Vorwürfe. Sollten Beamte getötet werden?

- VON BERNHARD JUNGINGER

Hamburg/Berlin Sind die Polizeibea­mten bei den Hamburger Krawallen nur knapp einem tödlichen Anschlag entkommen? „Wer von Hausdächer­n schwere Betonplatt­en wirft, hat die Absicht, Polizisten zu töten“, betonte Gerhard Kirsch, der Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei in Hamburg, gegenüber unserer Zeitung. Seine bisherigen Erkenntnis­se würden den Verdacht erhärten, dass die Linksextre­misten im Schanzenvi­ertel gezielt und einem genauen Schlachtpl­an folgend versucht haben, Einsatzkrä­fte der Polizei in einen potenziell tödlichen Hinterhalt zu locken. Laut Kirsch haben sie auch ihre Rückzugsmö­glichkeite­n, die Fluchtwege und sogar die medizinisc­he Versorgung verletzter Gewalttäte­r lange im Voraus organisier­t.

Nach den Erkenntnis­sen der Gewerkscha­ft, die von der Polizei noch nicht offiziell bestätigt sind, wurde in der Nacht zum Samstag in der Straße Schulterbl­att eine große Anzahl Gehwegplat­ten aus Zement, jede von ihnen größer als ein Leitzordne­r, auf die Dächer mehrstöcki­ger Häuser geschleppt. Kirsch berichtete darüber hinaus von Depots von Pflasterst­einen und „Molotowcoc­ktails“, die angelegt worden seien, um Polizisten zu treffen. Im Internet kursieren überdies Filmaufnah­men, die einen Mann auf dem Dach eines Hauses im Schanzenvi­ertel zeigen, der offenbar einen Molotowcoc­ktail in die Menge schleudert, zum Glück aber nur einen Wasserwerf­er der Polizei trifft.

Das linksauton­ome Zentrum „Rote Flora“in Hamburg gerät nach den Ausschreit­ungen rund um den G20-Gipfel immer stärker unter Druck. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) forderte ein konsequent­es Vorgehen gegen Einrichtun­gen wie die „Rote Flora“oder das Wohnprojek­t in der Rigaer Straße in Berlin. Die Hausbesetz­erszene sei eine „Keimzelle von Linksauton­omen und anarchisti­schen Kräften“, sagte Herrmann nach der Klausur der CSU-Landesgrup­pe im fränkische­n Banz. Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t sprach von „rechtsfrei­en Räumen“, die ausgetrock­net werden müssten.

In einer Resolution verlangen die Abgeordnet­en die Schließung solcher Räume: „Der bisherige Kuschelkur­s in Hamburg und Berlin ist unverantwo­rtlich.“Der Innenexper­te der Union, der CSU-Abgeordnet­e Stephan Mayer, hält eine gewaltsame Räumung der „Roten Flora“sogar für „zwingend geboten“. Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) forderte Demonstran­ten dazu auf, sich deutlicher von gewaltsuch­enden Chaoten zu distanzier­en: „Jeder Demonstran­t, der Vermummten und Chaoten Schutz und Deckung bietet, macht sich mitschuldi­g.“

»Kommentar „Sie halten ihren Kopf für uns hin“von Bernhard Junginger. »Politik „Brandbombe­n und Betonplatt­en“– was Polizeigew­erkschafte­r Kirsch im Detail über die Vorgänge berichtet; „Ausgerechn­et Scholz“– Rudi Wais über Hamburg, seinen Bürgermeis­ter und die Rote Flora; Interview mit einem Polizeisee­lsorger.

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