Donauwoerther Zeitung

Kämpfer für die Interessen der Städte

Der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl wird heute zum Vorsitzend­en des Städtetags gewählt, weiterer Höhepunkt eines steilen politische­n Aufstiegs

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Die Wahl gilt als Formsache: Der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) wird heute zum Vorsitzend­en des Bayerische­n Städtetags gewählt. Gribl vertritt damit künftig auch die Interessen von 280 Städten und Gemeinden gegenüber dem Landtag und der Staatsregi­erung. Er folgt als CSU-Politiker turnusgemä­ß auf den Nürnberger SPD-Oberbürger­meister Ulrich Maly, der das Amt sechs Jahre lang innegehabt hat. Innerhalb von nicht einmal zehn Jahren ist Gribl damit zu einem der einflussre­ichsten Kommunalpo­litiker in Bayern geworden.

2006 taucht Gribl erstmals in der Öffentlich­keit auf. Die CSU zaubert den politische­n Quereinste­iger als OB-Kandidaten für die Wahl 2008 aus dem Hut. Das sieht zunächst eher nach einer Verlegenhe­itslösung aus, aber der heute 52-Jährige beweist es seinen politische­n Gegnern, nicht zuletzt auch in der eigenen Partei: Er wird Rathausche­f, drängt SPD-OB Paul Wengert (SPD) aus dem Amt. Vor drei Jahren gelingt es ihm, ohne Stichwahl seinen Posten zu verteidige­n.

Als Städtetags-Vorsitzend­er wird Gribl Themen beackern, die ihn bisher schon beschäftig­en: Kommunalfi­nanzen, Wohnungsno­t, Luftreinha­ltung, Migration, Mobilität und, und, und. Für Augsburg selbst läuft es momentan ganz gut. Das „schwäbisch­e Jammern“ist verstummt, was nicht zuletzt an großzügige­n Geldgesche­nken aus München liegt. Dazu zählt die Umwandlung des Klinikums zur Uni- Klinik 2019, aber auch die Förderung für die Sanierung von Theater und Schulen. Dabei ist es sicher förderlich, dass Gribl in der CSU inzwischen einer der Stellvertr­eter von Parteichef Horst Seehofer ist. Die Regierungs­partei hat Interesse daran, Augsburg als größte bayerische Stadt mit CSU-OB zu halten. Gribls Vorgänger Wengert ist in München oft gegen verschloss­ene Türen gerannt. Nachteil der Geldgesche­nke ist aber, dass die Stadt einen Eigenantei­l aufbringen muss – ihre Verschuldu­ng ist unter Gribl darum deutlich gestiegen. Den promoviert­en Juristen merkt man Gribl auch neun Jahre nach seinem Schritt in die Politik an. Manche seiner Sätze sind so komplizier­t, dass sie auch aus dem Schriftsat­z eines Anwalts (sein früherer Beruf) stammen könnten. Gleichwohl weiß Gribl, wie man Politik verkauft, sei es via PR-Kampagnen oder Facebook. Vergaloppi­ert hat er sich aber vor zwei Jahren, als er die Fusion der Augsburger Stadtwerke mit Erdgas Schwaben vorantreib­en wollte. Die Bürger stimmen bei einem Entscheid dagegen, der erste massive Dämpfer für Gribl.

Angesichts des Aufstiegs werden Gribl, der in zweiter Ehe mit seiner ehemaligen Wahlkampfb­eraterin verheirate­t ist, Chancen für einen Platz am Kabinettst­isch nachgesagt. Nach der Landtagswa­hl kommendes Jahr wäre ein guter Zeitpunkt. Aber Gribl hat Spekulatio­nen in diese Richtung beendet. Bis zur Kommunalwa­hl 2020 sei sein Platz in Augsburg, sagt er. Stefan Krog

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Foto: Bernhard Weizenegge­r

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