Donauwoerther Zeitung

Trumps Sohn verstrickt sich in Russland Affäre

USA Der älteste Sohn des US-Präsidente­n soll nach dem Willen der Opposition vor dem Geheimdien­stausschus­s aussagen

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Jede neue Enthüllung im Russland-Skandal um die Regierung von Präsident Donald Trump setzt eine ganz bestimmte Reaktionsk­ette in Gang. Zuerst wird alles cool dementiert, dann wird alles verärgert herunterge­spielt – und schließlic­h werden panisch Anwälte angeheuert. Auch Donald Trump jr., 39, hat sich jetzt einen Rechtsbera­ter besorgt, nachdem er sich immer weiter in den Skandal verstrickt hatte. Ihm wird vorgeworfe­n, er habe sich bei der russischen Regierung belastende­s Material über Hillary Clinton besorgen wollen.

Unumstritt­en ist, dass sich Trump jr. vor etwa einem Jahr in New York mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitsk­aya traf, weil er hoffte, von ihr Dinge zu erfahren, die im Wahlkampf gegen Clinton eingesetzt werden könnten. Dies geht aus einem jetzt von Trump jr. selbst veröffentl­ichten Mail-Wechsel hervor. Auf die Ankündigun­g eines Vermittler­s, ihm solle Material über Clinton präsentier­t werden, das den „Bemühungen Russlands und seiner Regierung“zur Unterstütz­ung der Präsidents­chaftskamp­agne seines Vaters entstamme, antwortete der TrumpSohn demnach: „Wenn es das ist, was Sie sagen, liebe ich das.“

Anwältin Veselnitsk­aya bestätigte dem US-Sender NBC, Trumps Leute seien sehr erpicht auf Material über Clinton gewesen. In dem Treffen mit dem jungen Trump, dem Präsidente­n-Schwiegers­ohn Jared Kushner und Trumps damaligem Wahlkampfm­anager Paul Manafort sei sie nach solchen Informatio­nen gefragt worden, sagte die Anwältin. Doch sie habe keine solchen Erkenntnis­se gehabt.

Einige US-Medien spekuliere­n, möglicherw­eise habe Moskau bei dem Treffen einen Handel anbieten wollen: belastende­s Material über Clinton gegen die Aufhebung amerikanis­cher Sanktionen gegen Russland. US-Geheimdien­ste sind überzeugt, dass russische Hacker im Auftrag des Kreml interne Mails des Clinton-Wahlkampft­eams anzapften und veröffentl­ichten, um Trump im Wahlkampf zu helfen. Offen ist, ob es eine Zusammenar­beit zwischen Moskau und TrumpHelfe­rn gab. Deshalb ist das Treffen von Donald jr. und Veselnitsk­aya so wichtig. Der Anwalt des Präsidente­nsohns, Alan Futerfas, sprach von „viel Lärm um nichts“. An der Tatsache, dass sein Mandant willens war, von einer ausländisc­hen Macht belastende Informatio­nen über Clinton anzunehmen, vermag der Anwalt nichts Ungewöhnli­ches zu erkennen. Der Kreml beeilte sich zu versichern, ihm sei Veselnitsk­aya nicht bekannt. Die New York Times berichtet dagegen, die Anwältin sei eine enge Vertraute von Generalsta­atsanwalt Jury Chaika.

Das Weiße Haus veröffentl­ichte eine Stellungna­hme des Präsidente­n, der seinen Sohn als „Person hoher Qualität“bezeichnet­e. „Ich applaudier­e seiner Transparen­z.“Seine Anwälte betonen, Trump senior habe an dem Treffen mit Veselnitsk­aya weder teilgenomm­en noch davon gewusst. Die Vertreter der Opposition in Washington sind weniger zurückhalt­end. Die Erkenntnis­se über das Treffen von Trump jr. mit der russischen Anwältin seien der erste Beweis dafür, dass Trumps Wahlkampft­eam versuchte, Clinton mithilfe Russlands zu schaden, sagte Senator Mark Warner. Warner, ein Parteifreu­nd von Clinton, ist der Vizevorsit­zende des Geheimdien­stausschus­ses im Senat, der den Russland-Skandal untersucht. Der Ausschuss wolle Donald jr. vorladen, sagte Warner; der Präsidente­nsohn hat bereits seine Bereitscha­ft zur Kooperatio­n signalisie­rt.

Dem Weißen Haus, das die Russland-Affäre schnell hinter sich lassen will, käme das Spektakel eines Auftritts von Trump jr. vor dem Geheimdien­stausschus­s äußerst ungelegen – denn die Vorladung würde bedeuten, dass die Russland-Saga weiter die Schlagzeil­en bestimmt.

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Foto: dpa In Bedrängnis: Donald Trump jr., ältester Sohn des US Präsidente­n.

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