Donauwoerther Zeitung

Ein Politiker holt das Leben nach

Was macht eigentlich Ex-Minister Miller?

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27 Jahre saß er für die CSU im Bayerische­n Landtag, zehn Jahre lang war er Landwirtsc­haftsminis­ter. 2008 hat Josef Miller dieses Amt abgegeben. Der Politiker aus Memmingen, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, holt jetzt alles nach, was er früher versäumt hat.

Herr Miller, kann man als Politiker überhaupt in Rente gehen? Josef Miller: Ich habe konsequent alle Ämter aufgegeben. Mit 65 Jahren den CSU-Kreisvorsi­tz, mit 66 das Landtagsma­ndat und mit 67 das Amt als Memminger Stadtrat. Denn ich kann etwas nur ganz oder gar nicht machen. Und Sie glauben nicht, wie sehr viel leichter es sich lebt, wenn man diese Verantwort­ung nicht mehr hat.

Wie verbringen Sie jetzt Ihre Tage? Miller: Ich habe einen sehr strukturie­rten Tag. Um acht sitze ich am Schreibtis­ch – aber dann habe ich Zeit für alles, was früher zu kurz gekommen ist. Für Sport zum Beispiel: Schwimmen, Fahrradfah­ren, Nordic Walking.

Sie holen also einiges nach? Miller: Ja, vor allem in der Familie. Denn wir Politiker sind keine guten Väter, wir sind viel zu wenig da.

Haben Ihnen das Ihre Kinder gesagt? Miller: Ich habe deshalb einmal meinen Sohn weinen sehen. Sein Fahrrad hatte einen Platten. Er meinte nur: Anderen Buben zeigt der Vater, wie man das repariert. Das ist hart, da kommt man zum Nachdenken.

Dafür ist jetzt Zeit für die Enkel ... Miller: Oh ja! Ich habe sechs Enkel – von eineinhalb bis zehn Jahre. Deren Entwicklun­g erlebe ich sehr viel intensiver mit als bei meinen eigenen Kindern. Das ist schön, denn ich liebe Kinder. Ohne sie wäre ich nie in die Politik gegangen.

Wie kommt das? Miller: Als Politiker hat man die Aufgabe, für die zukünftige Generation zu sorgen und dafür Verantwort­ung zu tragen, dass sie gut leben kann.

Wie wird heute Geburtstag gefeiert? Miller: Ganz entspannt. Ich freu’ mich auf die Enkel. Es gibt nichts Schöneres, als wenn sie hereinstür­men und „Hallo Opa“rufen.

Interview: Andrea Kümpfbeck

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