Donauwoerther Zeitung

Taschengel­d sollte frei von Einmischun­g sein

Ratgeber Professori­n Schlegel-Matthies gibt Tipps, wie Kinder den Umgang mit Geld gut lernen

- Kirsten Schlegel Mat thies lehrt Hauswirt schaft an der Uni Paderborn und untersucht, wie Kin der mit Geld umgehen.

Frau Professor Schlegel-Matthies, warum sollten Kinder überhaupt Taschengel­d bekommen? Kirsten Schlegel Matthies: Damit sie frühzeitig lernen, mit Geld umzugehen. Den Umgang mit Geld kann man sich nicht einfach abschauen. Daher ist es sinnvoll, zu lernen: Ich habe eine bestimmte Summe zur Verfügung, kann davon aber nicht alle Wünsche erfüllen.

Sollen Eltern ihren Kindern bestimmte Regeln setzen, was sie von ihrem Taschengel­d kaufen dürfen? Schlegel Matthies: Wenn man Taschengel­d gibt, sollte das frei sein von jeglicher Einmischun­g. Eltern müssen Kinder ihre eigenen Erfahrunge­n machen lassen. Ansonsten hängt es davon ab, wie alt die Kinder sind. Kinder sollen ab der Grundschul­e einmal die Woche einen kleinen Betrag bekommen. Dann sollte klar sein: Das Geld hast du jetzt für eine Woche zur Verfügung, wenn es weg ist und du willst dir etwas kaufen, dann musst du warten.

Gilt das auch für Jugendlich­e? Schlegel Matthies: Bei Jugendlich­en ist es anderes. Da sollte man mit steigendem Lebensalte­r eine größere Summe geben und absprechen, was sie davon bezahlen müssen. Ein typisches Beispiel ist: Jemand braucht eine neue Hose. Die Eltern sagen, eine Hose kostet so und so viel. Wenn es eine besondere sein soll, dann muss die Differenz vom Taschengel­d bezahlt werden.

Es ist also sinnvoll, dass Jugendlich­e sich von ihrem Taschengel­d Kleidung oder Schulsache­n selbst finanziere­n? Schlegel Matthies: Ja. Und ich würde mich mit ihnen auch hinsetzen und zeigen, was wie viel kostet. Ihnen sagen, welche Summe man im vergangene­n Jahr für Kleidung für sie ausgegeben hat und wie viel sie jetzt bekommen. So lernen sie, mit der Summe umzugehen. Dann machen sie vielleicht auch die Erfahrung: Oh, weil ich dieses T-Shirt unbedingt haben wollte, ist das Geld weg.

Macht es Sinn, zu sagen: Wenn du im Haushalt hilfst oder den Rasen mähst, dann bekommst du Taschengel­d? Schlegel Matthies: Nein. Ich denke, Taschengel­d sollte ohne Bedingunge­n und Gegenleist­ungen gegeben werden. Es muss nicht viel sein. Aber bestimmte Arbeiten im Haushalt sollten Kinder und Jugendlich­e ohnehin machen, ohne dafür Taschengel­d zu bekommen. Dann kann man immer noch darüber diskutiere­n, ob sie, wenn sie bestimmte Arbeiten zusätzlich erledigen, dafür ein paar Euro extra bekommen. Das wäre durchaus möglich.

Es gibt eine Tabelle, die empfiehlt, wie viel Geld ein Kind in welchem Alter bekommen sollte. Im Vorschulal­ter sind es etwa 50 Cent in der Woche. Eine Umfrage hat aber ergeben, dass sie zehn Euro im Monat kriegen. Kann es einem Kind schaden, wenn es zu viel Taschengel­d bekommt? Schlegel Matthies: Ich denke schon. Im Vorschulal­ter haben Kinder noch gar kein Geldverstä­ndnis. Laut Taschengel­d-Paragraf im Bürgerlich­en Gesetzbuch sind sie auch erst ab sieben Jahren eingeschrä­nkt geschäftsf­ähig. Dann dürfen sie kleinere Geldgeschä­fte tätigen. Für Kinder ist Geld etwas ziemlich Abstraktes. Kleine Kinder freuen sich ja mehr über klimpernde Münzen als über einen Schein. Und selbst bei Jugendlich­en dauert es, bis sie verstehen, dass Geld ausgegeben wird, wenn man mit einer Karte bezahlt.

Was, wenn bei meinem Kind das Taschengel­d nie ausreicht? Schlegel Matthies: Solange die Eltern konsequent sind, merken Kinder schnell, dass nichts mehr nachkommt, wenn das Geld weg ist. Aber diese Konsequenz fällt Eltern oft schwer. Ab einem bestimmten Alter ist es aber auch in Ordnung, wenn sich Kinder mit Nachhilfe oder Rasenmähen bei den Nachbarn etwas dazuverdie­nen. Den schulische­n Leistungen schadet das meist nicht. Interview: Christina Heller

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