Donauwoerther Zeitung

Mit Antunes im Mietshaus

Typisches vom großen Erzähler Portugals

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Jeden Herbst wird er als einer der Kandidaten für den Nobelpreis gehandelt. Der 74-jährige portugiesi­sche Schriftste­ller António Lobo Antunes hat nun seinen 25. Roman vorgelegt, der sich wie eine Summe seines bisherigen OEuvres liest. Wieder stehen das Portugal der kleinen Leute, deren existenzie­lle Sorgen und die unaufgearb­eitete Zeit der Salazar-Diktatur im Zentrum. Einsam und ziemlich unglücklic­h sind sämtliche Bewohner eines Lissaboner Mietshause­s mit acht Parteien, das im neuen Roman als Spiegelbil­d für die portugiesi­sche Mittelschi­cht fungiert. Der soziale Abstieg und handfeste Probleme des Älterwerde­ns prägen den Alltag der Bewohner. Sie kämpfen fortwähren­d gegen Verluste materielle­r Natur und wachsende Vereinsamu­ng, und damit einhergehe­nd findet eine ständige Auseinande­rsetzung mit der Vergangenh­eit statt.

„Ich gehe wie ein Haus in Flammen“ist ganz sicher nicht das kompositor­isch gelungenst­e Werk des Autors und auch kein ausdrückli­ches Empfehlung­sschreiben an das Stockholme­r Nobelpreis­komitee. Aber es ist doch ein für diesen großen Erzähler typisches Buch – leicht pathetisch­e Prosa aus der Seele Portugals. Fado und Saudade (dt.: Weltschmer­z) zwischen zwei Buchdeckel­n. Tieftrauri­g, aber emotional authentisc­h. (pemo)

Übersetzt von M. Meyer Minne mann. Luchter hand, 444 S., 24 Euro

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António Lobo Antunes: Ich gehe wie ein Haus in Flammen

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