Donauwoerther Zeitung

Schiegg erneuert seine Kritik

Debatte Marxheims Bürgermeis­ter sieht in einem Nationalpa­rk mehr Nach- als Vorteile. Sein Appell an die politisch Verantwort­lichen

- VON MANUEL WENZEL

Marxheim Es dürfte ein richtungsw­eisender Termin sein: Am Freitag trifft sich Umweltmini­sterin Ulrike Scharf mit Landrat Stefan Rößle. Dabei wird es um den dritten Nationalpa­rk in Bayern gehen, der im Bereich der Donau-Auen entstehen könnte. Im Vorfeld hat nun noch einmal Marxheims Bürgermeis­ter Alois Schiegg – seine Gemeinde liegt inmitten der möglichen Gebietskul­isse – die Initiative ergriffen und in einem Schreiben an die politische­n Mandatsträ­ger der Region seine Bedenken gegenüber den Plänen der Staatsregi­erung untermauer­t. Gleichzeit­ig bittet er um Unterstütz­ung – gegen die Umsetzung.

„Ein Nationalpa­rk bringt für unsere Bevölkerun­g mehr Nach- als Vorteile“, erklärt Schiegg. Im Marxheimer Gemeindege­biet gebe es ohnehin schon viele Schutzgebi­ete. Nun sei bei der geplanten Auendynami­sierung zudem eine Vernässung landwirtsc­haftlicher Flächen zu erwarten. Zudem befürchtet Schiegg, dass sich das Schwarzwil­d in dem „unseres Erachtens viel zu schmalen“Nationalpa­rk ungehinder­t vermehren kann und die Schäden auf den umliegende­n Flächen von den örtlichen Jägern als Wildschade­n zu begleichen seien. Unter diesen Voraussetz­ungen dürften die Jagden nicht mehr zu verpachten sein – Gleiches gilt laut Schiegg für die Fischwasse­r. Auch auf die Nutzungsre­chtlerwäld­er von Marxheim sowie die Mahdgemein­schaft von Altisheim hätte ein Nationalpa­rk negative Auswirkung­en. Obendrein sieht Schiegg in der Region auch strukturel­le Hürden. „Wir haben hier eine gute Wirtschaft und hohe Kaufkraft, wir müssen mit Tourismus keine hohe Arbeitslos­igkeit auffangen.“Im Bayerische­n Wald sei die Gründung des Nationalpa­rks in den 70er-Jahren dagegen ein „Segen“für die damals struktursc­hwache Region gewesen, sagt Schiegg. Davon konnte er sich bei einer Exkursion selbst überzeugen. „Ich sehe aber kaum Chancen, dass man das hier genauso umsetzen kann.“

Der Marxheimer Rathausche­f hat noch weitere Kritikpunk­te: So sei die geforderte Gebietskul­isse von mindestens 10000 Hektar nicht gegeben. Außerdem werde die Forderung, dass die Flächen möglichst zusammenhä­ngend sein sollen, nicht erfüllt. Dies schließt Schiegg aus den ersten Antworten, die das Umweltmini­sterium auf den gemeinsame­n Fragenkata­log aus den Regionen Donau-Ries, Neuburg-Schrobenha­usen und der Stadt Ingolstadt gegeben hat. So heißt es vonseiten des Ministeriu­ms: „Die staugerege­lte Donau wird in einen Nationalpa­rk nicht mit einbezogen.“Für Schiegg ist damit das „verbindend­e Band“zwischen den einzelnen Teilfläche­n des geplanten Nationalpa­rks nicht mehr gegeben, da die Flächen durch verschiede­ne Stadtgebie­te unterbroch­en sind. Dass aktuell von den 168 Fragen an das Ministeriu­m nur 15 beantworte­t wurden, erschwert laut Schiegg die Bewertung der Lage immens. „Wir bekommen ja keine Unterlagen, mit denen man sich genau einarbeite­n könnte.“

Landrat Stefan Rößle, ebenfalls von Schiegg um Unterstütz­ung gebeten, will erst den Termin mit Ministerin Scharf abwarten. Das teilte er Schiegg in einem Antwortsch­reiben mit. Rößle geht davon aus, „dass wir dort erfahren werden, wer von den möglichen Kandidaten nach der Dialogphas­e überhaupt noch im Rennen bleiben wird.“Schiegg – für ihn hat es bislang gar keinen richtigen „Dialog“gegeben – aber glaubt, dass die Donau-Auen im Rennen bleiben. Schließlic­h sei bereits für Ende Juli eine Fahrt von Vertretern aus der Region in den Nationalpa­rk Berchtesga­den angesetzt. Schiegg: „Da liegt doch der Verdacht nahe, dass wir weiter dabei sind.“Am kommenden Dienstag will der Ministerra­t entscheide­n, wer an der Konzeptpha­se für den dritten Nationalpa­rk teilnimmt. Laut Rößle ist eine Entscheidu­ng im Kreistag, ob man in die Konzeptpha­se einsteigen will, erst dann sinnvoll, wenn feststeht, ob die Donau-Auen im Kandidaten­kreis bleiben und wenn alle offenen Fragen beantworte­t sind.

Derweil liegt das Ergebnis einer Studie vor, bei der die Uni Würzburg im Auftrag des Umweltmini­steriums die „sozioökono­mische Evaluierun­g möglicher Nationalpa­rkregionen“untersucht hat. Darin wird der Region „Donauwälde­r“jährlich ein Zusatzeink­ommen von 7,1 Millionen Euro prognostiz­iert. Schieggs Konter: „Es bräuchte hier erst einmal die Form von Tourismus, die das überhaupt bewältigen kann.“

 ?? Foto: Stegmann ?? Grundstück­sbesitzer, Landwirte, Forstwirte, Jäger und Fischer waren vor einigen Wochen nach Weichering gekommen – dort war Umweltmini­sterin Ulrike Scharf zu Gast –, um gegen den Nationalpa­rk Donau Auen zu demonstrie­ren.
Foto: Stegmann Grundstück­sbesitzer, Landwirte, Forstwirte, Jäger und Fischer waren vor einigen Wochen nach Weichering gekommen – dort war Umweltmini­sterin Ulrike Scharf zu Gast –, um gegen den Nationalpa­rk Donau Auen zu demonstrie­ren.
 ??  ?? Alois Schiegg
Alois Schiegg

Newspapers in German

Newspapers from Germany