Schiegg erneuert seine Kritik
Debatte Marxheims Bürgermeister sieht in einem Nationalpark mehr Nach- als Vorteile. Sein Appell an die politisch Verantwortlichen
Marxheim Es dürfte ein richtungsweisender Termin sein: Am Freitag trifft sich Umweltministerin Ulrike Scharf mit Landrat Stefan Rößle. Dabei wird es um den dritten Nationalpark in Bayern gehen, der im Bereich der Donau-Auen entstehen könnte. Im Vorfeld hat nun noch einmal Marxheims Bürgermeister Alois Schiegg – seine Gemeinde liegt inmitten der möglichen Gebietskulisse – die Initiative ergriffen und in einem Schreiben an die politischen Mandatsträger der Region seine Bedenken gegenüber den Plänen der Staatsregierung untermauert. Gleichzeitig bittet er um Unterstützung – gegen die Umsetzung.
„Ein Nationalpark bringt für unsere Bevölkerung mehr Nach- als Vorteile“, erklärt Schiegg. Im Marxheimer Gemeindegebiet gebe es ohnehin schon viele Schutzgebiete. Nun sei bei der geplanten Auendynamisierung zudem eine Vernässung landwirtschaftlicher Flächen zu erwarten. Zudem befürchtet Schiegg, dass sich das Schwarzwild in dem „unseres Erachtens viel zu schmalen“Nationalpark ungehindert vermehren kann und die Schäden auf den umliegenden Flächen von den örtlichen Jägern als Wildschaden zu begleichen seien. Unter diesen Voraussetzungen dürften die Jagden nicht mehr zu verpachten sein – Gleiches gilt laut Schiegg für die Fischwasser. Auch auf die Nutzungsrechtlerwälder von Marxheim sowie die Mahdgemeinschaft von Altisheim hätte ein Nationalpark negative Auswirkungen. Obendrein sieht Schiegg in der Region auch strukturelle Hürden. „Wir haben hier eine gute Wirtschaft und hohe Kaufkraft, wir müssen mit Tourismus keine hohe Arbeitslosigkeit auffangen.“Im Bayerischen Wald sei die Gründung des Nationalparks in den 70er-Jahren dagegen ein „Segen“für die damals strukturschwache Region gewesen, sagt Schiegg. Davon konnte er sich bei einer Exkursion selbst überzeugen. „Ich sehe aber kaum Chancen, dass man das hier genauso umsetzen kann.“
Der Marxheimer Rathauschef hat noch weitere Kritikpunkte: So sei die geforderte Gebietskulisse von mindestens 10000 Hektar nicht gegeben. Außerdem werde die Forderung, dass die Flächen möglichst zusammenhängend sein sollen, nicht erfüllt. Dies schließt Schiegg aus den ersten Antworten, die das Umweltministerium auf den gemeinsamen Fragenkatalog aus den Regionen Donau-Ries, Neuburg-Schrobenhausen und der Stadt Ingolstadt gegeben hat. So heißt es vonseiten des Ministeriums: „Die staugeregelte Donau wird in einen Nationalpark nicht mit einbezogen.“Für Schiegg ist damit das „verbindende Band“zwischen den einzelnen Teilflächen des geplanten Nationalparks nicht mehr gegeben, da die Flächen durch verschiedene Stadtgebiete unterbrochen sind. Dass aktuell von den 168 Fragen an das Ministerium nur 15 beantwortet wurden, erschwert laut Schiegg die Bewertung der Lage immens. „Wir bekommen ja keine Unterlagen, mit denen man sich genau einarbeiten könnte.“
Landrat Stefan Rößle, ebenfalls von Schiegg um Unterstützung gebeten, will erst den Termin mit Ministerin Scharf abwarten. Das teilte er Schiegg in einem Antwortschreiben mit. Rößle geht davon aus, „dass wir dort erfahren werden, wer von den möglichen Kandidaten nach der Dialogphase überhaupt noch im Rennen bleiben wird.“Schiegg – für ihn hat es bislang gar keinen richtigen „Dialog“gegeben – aber glaubt, dass die Donau-Auen im Rennen bleiben. Schließlich sei bereits für Ende Juli eine Fahrt von Vertretern aus der Region in den Nationalpark Berchtesgaden angesetzt. Schiegg: „Da liegt doch der Verdacht nahe, dass wir weiter dabei sind.“Am kommenden Dienstag will der Ministerrat entscheiden, wer an der Konzeptphase für den dritten Nationalpark teilnimmt. Laut Rößle ist eine Entscheidung im Kreistag, ob man in die Konzeptphase einsteigen will, erst dann sinnvoll, wenn feststeht, ob die Donau-Auen im Kandidatenkreis bleiben und wenn alle offenen Fragen beantwortet sind.
Derweil liegt das Ergebnis einer Studie vor, bei der die Uni Würzburg im Auftrag des Umweltministeriums die „sozioökonomische Evaluierung möglicher Nationalparkregionen“untersucht hat. Darin wird der Region „Donauwälder“jährlich ein Zusatzeinkommen von 7,1 Millionen Euro prognostiziert. Schieggs Konter: „Es bräuchte hier erst einmal die Form von Tourismus, die das überhaupt bewältigen kann.“