Donauwoerther Zeitung

Kein Polder im Nationalpa­rk

Sitzung Gemeinderä­te aus Burgheim, Rennertsho­fen und Niederschö­nenfeld informiere­n sich gemeinsam

- VON NORBERT EIBEL

Burgheim Fragen über Fragen – wenn es um das Angebot der Staatsregi­erung geht, die Donau-Auen zwischen Donauwörth und Kelheim als möglichen dritten Nationalpa­rk auszuweise­n, herrscht großer Informatio­nsbedarf. Diesen Eindruck verstärkte die interkommu­nale Gemeindera­tssitzung in Burgheim. Im Bürgerhaus waren die Mandatsträ­ger aus den drei Nachbargem­einden Burgheim, Rennertsho­fen und Niederschö­nenfeld zusammenge­kommen, um ein Angebot des Umweltmini­steriums anzunehmen: Referentin Ursula Schuster erläuterte das Projekt „Dritter Nationalpa­rk für Bayern“und stellte sich den Fragen zu den konkreten Auswirkung­en auf die Region.

Ein Nationalpa­rk kann das Heimatgefü­hl stärken, lautete eine These. „Sie können sich glücklich schätzen, so ein Naturjuwel vor der Haustür zu haben“, stellte Schuster fest. „Die Donauauwäl­der sind eine Naturlands­chaft allererste­r Güte, nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschlan­d. Es gibt hierzuland­e

noch keinen Auen-Nationalpa­rk.“

Allerdings ist die Gebietskul­isse zwischen Lechmündun­g und Ingolstadt nur 3500 Hektar groß. Im Bayerische­n Naturschut­zgesetz sind 10000 Hektar als Mindestgrö­ße für Nationalpa­rks festgelegt. Noch dazu sind die Besitzverh­ältnisse sehr heterogen. „Deshalb braucht es Partner“, formuliert­e Schuster das Manko des Kandidaten Donau-Auen. Arrondieru­ngen seien nötig, derzeit spreche das Umweltmini­sterium mit Vertretern aus den Landkreise­n Donau-Ries, Kelheim und Freising. „Es gibt positive Signale aus Donauwörth“, ergänzte Schuster. Dort zeigt die Stadt Interesse, Teile ihres kommunalen Waldbesitz­es einem Nationalpa­rk beizusteue­rn.

Eine der drängendst­en Fragen beantworte­t die Referentin schon vorab, Enteignung­en werde es nicht geben. „Privatfläc­hen werden nur aufgenomme­n, wenn der Besitzer es möchte.“Das könne etwa mittels Stiftungen geschehen. Nach den internatio­nal geltenden, sogenannte­n IUCN-Kriterien darf ein Viertel der Nationalpa­rkfläche als Pflegezone weiterentw­ickelt werden, 75 Prozent werden aus der Nutzung genommen, dort gilt das Motto „Natur Natur sein lassen“.

Visionäre Töne schlug der Gastgeber, Burgheims Bürgermeis­ter Michael Böhm, an. Er betonte die Auswirkung­en einer Entscheidu­ng pro oder contra Nationalpa­rk für die Nachwelt. „Wir sprechen von Zeiträumen von 20, 30 Jahren plus x, bis dieser Nationalpa­rk fertig entwickelt ist. Damit tragen wir Verantwort­ung für unsere Kinder- und Kindeskind­er.“

Es gab aber auch kritische Stimmen. Otto Kufer aus Mauern befürchtet­e eine stille Enteignung durch Nutzungsei­nschränkun­gen für Grundbesit­zer, wie es im Zuge der Natura-2000-Ausweisung­en geschehen sei. „Die Leute haben die Flächen, aber keine Rechte mehr.“Ludwig Bayer aus Stepperg, BBVObmann im Landkreis NeuburgSch­robenhause­n, kritisiert­e einen Verlust von Nutzungsre­chten für Eigentümer, die ihre Privatfläc­hen aus einem Nationalpa­rk heraus tauschten.

Ernüchtert zeigte sich Peter von der Grün aus Bertoldshe­im, Sprecher der BI Kein Flutpolder. Ein Nationalpa­rk werde Hochwasser­schutz nicht ausschließ­en, lautete die klare Aussage von Ursula Schuster. „Wir würden lediglich verhindern, dass ein Nationalpa­rk und ein Flutpolder auf derselben Fläche liegen.“Damit wäre das Südufer aus dem Schneider, ein Nordpolder aber umso wahrschein­licher. Noch im Juli will der Ministerra­t beschließe­n, welche der vier Kandidaten – im Rennen sind auch noch die Mittelgebi­rge Spessart, Rhön und Frankenwal­d – geeignet sind, an der Konzeptpha­se teilzunehm­en. Innerhalb eines Jahres soll eine Entscheidu­ngsreife herbeigefü­hrt werden. Am Ende weist der Landtag im formalen Verfahren den Nationalpa­rk aus.

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Foto: lra Die Pläne für den Nationalpa­rk werden in der Region nach wie vor kontrovers diskutiert. Während man dem im Kreistag im Land kreis Neuburg Schrobenha­usen offenbar positiv gegenübers­teht, ist etwa der Marxheimer Bürgermeis­ter dagegen.
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Foto: Umweltmini­sterium Umweltmini­sterin Ulrike Scharf trifft sich am Freitag mit Landrat Stefan Rößle. Da bei kommt das umstritten­e Thema Natio nalpark zur Sprache. In der kommenden Woche setzt sich der Ministerra­t damit auseinande­r.

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