Kein Polder im Nationalpark
Sitzung Gemeinderäte aus Burgheim, Rennertshofen und Niederschönenfeld informieren sich gemeinsam
Burgheim Fragen über Fragen – wenn es um das Angebot der Staatsregierung geht, die Donau-Auen zwischen Donauwörth und Kelheim als möglichen dritten Nationalpark auszuweisen, herrscht großer Informationsbedarf. Diesen Eindruck verstärkte die interkommunale Gemeinderatssitzung in Burgheim. Im Bürgerhaus waren die Mandatsträger aus den drei Nachbargemeinden Burgheim, Rennertshofen und Niederschönenfeld zusammengekommen, um ein Angebot des Umweltministeriums anzunehmen: Referentin Ursula Schuster erläuterte das Projekt „Dritter Nationalpark für Bayern“und stellte sich den Fragen zu den konkreten Auswirkungen auf die Region.
Ein Nationalpark kann das Heimatgefühl stärken, lautete eine These. „Sie können sich glücklich schätzen, so ein Naturjuwel vor der Haustür zu haben“, stellte Schuster fest. „Die Donauauwälder sind eine Naturlandschaft allererster Güte, nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland. Es gibt hierzulande
noch keinen Auen-Nationalpark.“
Allerdings ist die Gebietskulisse zwischen Lechmündung und Ingolstadt nur 3500 Hektar groß. Im Bayerischen Naturschutzgesetz sind 10000 Hektar als Mindestgröße für Nationalparks festgelegt. Noch dazu sind die Besitzverhältnisse sehr heterogen. „Deshalb braucht es Partner“, formulierte Schuster das Manko des Kandidaten Donau-Auen. Arrondierungen seien nötig, derzeit spreche das Umweltministerium mit Vertretern aus den Landkreisen Donau-Ries, Kelheim und Freising. „Es gibt positive Signale aus Donauwörth“, ergänzte Schuster. Dort zeigt die Stadt Interesse, Teile ihres kommunalen Waldbesitzes einem Nationalpark beizusteuern.
Eine der drängendsten Fragen beantwortet die Referentin schon vorab, Enteignungen werde es nicht geben. „Privatflächen werden nur aufgenommen, wenn der Besitzer es möchte.“Das könne etwa mittels Stiftungen geschehen. Nach den international geltenden, sogenannten IUCN-Kriterien darf ein Viertel der Nationalparkfläche als Pflegezone weiterentwickelt werden, 75 Prozent werden aus der Nutzung genommen, dort gilt das Motto „Natur Natur sein lassen“.
Visionäre Töne schlug der Gastgeber, Burgheims Bürgermeister Michael Böhm, an. Er betonte die Auswirkungen einer Entscheidung pro oder contra Nationalpark für die Nachwelt. „Wir sprechen von Zeiträumen von 20, 30 Jahren plus x, bis dieser Nationalpark fertig entwickelt ist. Damit tragen wir Verantwortung für unsere Kinder- und Kindeskinder.“
Es gab aber auch kritische Stimmen. Otto Kufer aus Mauern befürchtete eine stille Enteignung durch Nutzungseinschränkungen für Grundbesitzer, wie es im Zuge der Natura-2000-Ausweisungen geschehen sei. „Die Leute haben die Flächen, aber keine Rechte mehr.“Ludwig Bayer aus Stepperg, BBVObmann im Landkreis NeuburgSchrobenhausen, kritisierte einen Verlust von Nutzungsrechten für Eigentümer, die ihre Privatflächen aus einem Nationalpark heraus tauschten.
Ernüchtert zeigte sich Peter von der Grün aus Bertoldsheim, Sprecher der BI Kein Flutpolder. Ein Nationalpark werde Hochwasserschutz nicht ausschließen, lautete die klare Aussage von Ursula Schuster. „Wir würden lediglich verhindern, dass ein Nationalpark und ein Flutpolder auf derselben Fläche liegen.“Damit wäre das Südufer aus dem Schneider, ein Nordpolder aber umso wahrscheinlicher. Noch im Juli will der Ministerrat beschließen, welche der vier Kandidaten – im Rennen sind auch noch die Mittelgebirge Spessart, Rhön und Frankenwald – geeignet sind, an der Konzeptphase teilzunehmen. Innerhalb eines Jahres soll eine Entscheidungsreife herbeigeführt werden. Am Ende weist der Landtag im formalen Verfahren den Nationalpark aus.