Donauwoerther Zeitung

Unterschie­de des Extremismu­s?

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Wir sind weit weg von Hamburg und das ist oft genug gut so. Und trotzdem drängen sich dem hiesigen Beobachter Bilder auf, die nachdenkli­ch stimmen. Da sprechen Experten in ihren Kolumnen nun davon, dass gerade in der (Groß-) Stadt Politik gemacht und so gezeigt wird, wie ein Gemeinwese­n funktionie­ren kann. Das darf manchmal bezweifelt werden, angesichts dessen, was der Staat offenbar in den Städten nicht (mehr) im Griff hat. Doch es gibt seit Jahren parallele Entwicklun­gen. In den Metropolen wie auf dem Land. Es ist der Unterschie­d, der bei den Extremiste­n politisch und medial oftmals gemacht wird. Während der Rechtsextr­emismus angegangen wird, tut man sich in Schulen, Behörden und Medien mit dem Extremismu­s von links mancherort­s schwer. Auf jenem linken Auge scheint man gar blind zu sein.

Ein Beispiel: Tauchen Hakenkreuz­e auf, so gibt es – zurecht – einen Aufschrei. Es ist unbestritt­en ein mehr als eindeutige­s Zeichen für unsägliche­s Leid durch politische Gewalt. Für eine Ideologie des Hasses. Aber es ist eben nicht das einzige Symbol dafür. Das hingesprüh­te „A“, das für nichts anderes als Anarchie (also das „herrschaft­sfreie“politische Chaos) steht, sorgt höchstens für Stirnrunze­ln und lästige Zusatzarbe­it bei der Stadtreini­gung. Ebenfalls Hammer und Sichel oder rote Sterne. Ebenso die satanische­n Zeichen, die jüngst auf Betonquade­r auf dem Kolping-Sportplatz gesprüht wurden. Dass jene Zeichen wohl nicht minder für Gewalt stehen als irgendwelc­he Nazizeiche­n, das wird gemeinhin ausgeblend­et.

Es ist zumindest nicht bekannt, dass es hierzuland­e Lichterket­ten und Extra-Unterricht­sstunden gegen den Linksextre­mismus gibt. Dass es nun Solidaritä­tskundgebu­ngen für die teils schwer verletzten Einsatzkrä­fte gibt. Wie viel Opfer die Ideologien von Links in den vergangene­n 100 Jahren erforderte­n, das wird gern verschwieg­en. Ihre Zeichen sind an unsere Stadtmauer­n und Bahnhöfe geschmiert. Für Opfer linker Gewalt, beziehungs­weise für DDR-Flüchtling­e ist das schwer zu ertragen. Den 16-Jährigen, die jene Symbolik verwenden, ist jedoch kaum ein Vorwurf zu machen. Sie wissen leider nicht Bescheid. Weil das Thema seit Jahren gemieden wird – in Schulen wie auch in vielen Medien. Warum eigentlich?

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