Donauwoerther Zeitung

Schönes, giftiges Kraut

Natur An vielen Straßenrän­dern und auf Weiden blüht das Jakobskreu­zkraut aktuell. Für wen die Pflanze gefährlich sein kann und wie man am besten gegen sie vorgeht

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Landkreis Auf den ersten Blick sieht die Pflanze recht hübsch aus am Straßenran­d. Knallgelbe Blütenblät­ter, 13 an der Zahl. Vom Aussehen erinnert sie an Johanniskr­aut, die grünen Laubblätte­r an Rucola. Doch Finger weg: Alle Pflanzente­ile des Jakobskreu­zkrautes sind giftig. Seit Wochen fällt die Pflanze vermehrt in der Region auf, vor allem entlang der Bundes- und Staatsstra­ßen.

Hans Weidel von der Kreisfachb­eratung für Gartenkult­ur und Landschaft­spflege sagt: „Die einheimisc­he Pflanze wächst auch auf unbenutzte­n Weiden und Wiesen.“Besonders für Nutztiere sei das Kraut gefährlich, da die Tiere die Giftstoffe nicht ausscheide­n können. Die bitter schmeckend­e Pflanze enthalte in Blüte, Blatt und Stiel sogenannte Pyrrolizid­inalkaloid­e, die zu schweren Lebervergi­ftungen führen und tödliche Folgen haben können. Normalerwe­ise meiden Pferde und Rinder die Pflanze auf der Weide. Wird sie aber dem Heu untergemis­cht, merken dies die Tiere nicht. „Das Jakobskreu­zkraut ist eine Problempfl­anze, die jedoch auch eine Berechtigu­ng hat“, sagt Weidel. Rund 170 Insektenar­ten profitiert­en von dem Kraut. Besonders die Schmetterl­ingsart Blutbär, die unter anderem auch Jakobskrau­tbär genannt wird, lebt von der Pflanze.

„Für den Menschen direkt ist das Jakobskreu­zkraut nicht gefährlich“, sagt Weidel. Wer die Pflanze berühre, solle aber anschließe­nd seine Hände waschen. Durch den Pollenflug könne das Gift in den Honig gelangen. Der Samen werde durch den Wind bis zu 100 Meter weit verstreut. Auch in Milch wurde der Giftstoff laut Weidel in der Vergangenh­eit nachgewies­en.

Manfred Faber, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Nördlingen, sagt: „Jetzt im Juli und August hat das Kraut Blütezeit, weswegen es zu vermehrten Meldungen kommt.“Überhaupt nehme die Anzahl der Pflanzen zu. Daher sei es richtig, diese im Auge zu behalten. „Aber ein wirklich großes Problem stellt das Kraut im Landkreis nicht dar, im Unterallgä­u kommt es viel stärker vor“, erklärt Faber.

Am besten sei es, die Pflanze zu entfernen, bevor sie aussamt. Dadurch könne die Verbreitun­g eingedämmt werden. Mähen reiche nicht immer aus, da das Gewächs gerne auch ein zweites Mal blüht. „Durch Mäharbeite­n kann die Pflanze sich möglicherw­eise sogar noch weiter verbreiten“, warnt Weidel. „Am effektivst­en wäre es, das Kraut händisch auszustech­en und zu verbrennen“, ergänzt Faber.

Tierarzt Dr. Wulf-Dietrich Kavasch sieht das Jakobskreu­zkraut nicht so kritisch. Ihm sei direkt kein Fall bekannt, in dem das Kraut explizit zum Tod eines Tieres geführt habe. „Ab und zu gibt es Vergiftung­serscheinu­ngen, die können aber viele Gründe haben“, sagt er. Überhaupt sei Gift immer ein schwierige­s Thema, da es schwer zu diagnostiz­ieren sei. „Für Schafe, Ziegen oder Kaninchen ist das Kraut jedenfalls ungefährli­ch“, sagt der Tierarzt. Würde das Jakobskreu­zkraut ins Heu untergemis­cht, müssten die Tiere bestimmte Mengen aufnehmen, damit es eine Gefahr darstellt.

Bei Pferden läge die tödliche Dosis bei 40 Gramm pro Kilogramm Körpergewi­cht des Tiers, bei Rindern bei 140 Gramm. Bei belastetem Honig sieht Kavasch keine Gefahr für den Menschen: „Niemand würde ein Kilogramm Honig zum Frühstück essen.“

Das sieht Karlheinz Götz, Kreisobman­n des Bauernverb­andes, anders: „In meinen Augen ist die Pflanze ein Problem für die Landwirtsc­haft, das nicht zu unterschät­zen ist.“Dass das Jakobskreu­zkraut eine immer stärkere Rolle spiele, liege auch an der Art der Landwirtsc­haft. „Es werden öfters Felder nicht bewirtscha­ftet“, erklärt Götz. Auch das trockenere Klima fördere das Wachstum des Krauts.

Für den Landwirt bleibe das Jakobskreu­zkraut schlicht eine Giftpflanz­e.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Jetzt im Juli und August blüht das Jakobskreu­zkraut. Die Pflanze wächst an Straßenrän­dern und auf unbewirtsc­hafteten Wiesen. Für Pferde und Rinder kann das Kraut unter Umständen gefährlich werden.
Foto: Wolfgang Widemann Jetzt im Juli und August blüht das Jakobskreu­zkraut. Die Pflanze wächst an Straßenrän­dern und auf unbewirtsc­hafteten Wiesen. Für Pferde und Rinder kann das Kraut unter Umständen gefährlich werden.

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