Schönes, giftiges Kraut
Natur An vielen Straßenrändern und auf Weiden blüht das Jakobskreuzkraut aktuell. Für wen die Pflanze gefährlich sein kann und wie man am besten gegen sie vorgeht
Landkreis Auf den ersten Blick sieht die Pflanze recht hübsch aus am Straßenrand. Knallgelbe Blütenblätter, 13 an der Zahl. Vom Aussehen erinnert sie an Johanniskraut, die grünen Laubblätter an Rucola. Doch Finger weg: Alle Pflanzenteile des Jakobskreuzkrautes sind giftig. Seit Wochen fällt die Pflanze vermehrt in der Region auf, vor allem entlang der Bundes- und Staatsstraßen.
Hans Weidel von der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landschaftspflege sagt: „Die einheimische Pflanze wächst auch auf unbenutzten Weiden und Wiesen.“Besonders für Nutztiere sei das Kraut gefährlich, da die Tiere die Giftstoffe nicht ausscheiden können. Die bitter schmeckende Pflanze enthalte in Blüte, Blatt und Stiel sogenannte Pyrrolizidinalkaloide, die zu schweren Lebervergiftungen führen und tödliche Folgen haben können. Normalerweise meiden Pferde und Rinder die Pflanze auf der Weide. Wird sie aber dem Heu untergemischt, merken dies die Tiere nicht. „Das Jakobskreuzkraut ist eine Problempflanze, die jedoch auch eine Berechtigung hat“, sagt Weidel. Rund 170 Insektenarten profitierten von dem Kraut. Besonders die Schmetterlingsart Blutbär, die unter anderem auch Jakobskrautbär genannt wird, lebt von der Pflanze.
„Für den Menschen direkt ist das Jakobskreuzkraut nicht gefährlich“, sagt Weidel. Wer die Pflanze berühre, solle aber anschließend seine Hände waschen. Durch den Pollenflug könne das Gift in den Honig gelangen. Der Samen werde durch den Wind bis zu 100 Meter weit verstreut. Auch in Milch wurde der Giftstoff laut Weidel in der Vergangenheit nachgewiesen.
Manfred Faber, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen, sagt: „Jetzt im Juli und August hat das Kraut Blütezeit, weswegen es zu vermehrten Meldungen kommt.“Überhaupt nehme die Anzahl der Pflanzen zu. Daher sei es richtig, diese im Auge zu behalten. „Aber ein wirklich großes Problem stellt das Kraut im Landkreis nicht dar, im Unterallgäu kommt es viel stärker vor“, erklärt Faber.
Am besten sei es, die Pflanze zu entfernen, bevor sie aussamt. Dadurch könne die Verbreitung eingedämmt werden. Mähen reiche nicht immer aus, da das Gewächs gerne auch ein zweites Mal blüht. „Durch Mäharbeiten kann die Pflanze sich möglicherweise sogar noch weiter verbreiten“, warnt Weidel. „Am effektivsten wäre es, das Kraut händisch auszustechen und zu verbrennen“, ergänzt Faber.
Tierarzt Dr. Wulf-Dietrich Kavasch sieht das Jakobskreuzkraut nicht so kritisch. Ihm sei direkt kein Fall bekannt, in dem das Kraut explizit zum Tod eines Tieres geführt habe. „Ab und zu gibt es Vergiftungserscheinungen, die können aber viele Gründe haben“, sagt er. Überhaupt sei Gift immer ein schwieriges Thema, da es schwer zu diagnostizieren sei. „Für Schafe, Ziegen oder Kaninchen ist das Kraut jedenfalls ungefährlich“, sagt der Tierarzt. Würde das Jakobskreuzkraut ins Heu untergemischt, müssten die Tiere bestimmte Mengen aufnehmen, damit es eine Gefahr darstellt.
Bei Pferden läge die tödliche Dosis bei 40 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht des Tiers, bei Rindern bei 140 Gramm. Bei belastetem Honig sieht Kavasch keine Gefahr für den Menschen: „Niemand würde ein Kilogramm Honig zum Frühstück essen.“
Das sieht Karlheinz Götz, Kreisobmann des Bauernverbandes, anders: „In meinen Augen ist die Pflanze ein Problem für die Landwirtschaft, das nicht zu unterschätzen ist.“Dass das Jakobskreuzkraut eine immer stärkere Rolle spiele, liege auch an der Art der Landwirtschaft. „Es werden öfters Felder nicht bewirtschaftet“, erklärt Götz. Auch das trockenere Klima fördere das Wachstum des Krauts.
Für den Landwirt bleibe das Jakobskreuzkraut schlicht eine Giftpflanze.