Donauwoerther Zeitung

Gewalt meist in eigenen vier Wänden

Frauenhaus Verein in Nordschwab­en zieht Bilanz für 2016 und sucht Helferinne­n

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Landkreis Im Jahr 2016 fanden 22 Frauen und 19 Kinder im Frauenhaus Nordschwab­en Zuflucht und bekamen umfassende profession­elle Unterstütz­ung. Die durchschni­ttliche Auslastung lag bei 89,75 Prozent. Das teilt der Verein Projekt Frauenhaus mit. Die Statistik zeige, dass im Jahr 2016 weniger Frauen als 2015 in der Einrichtun­g lebten.

Die geringere Fluktuatio­n lasse sich darauf zurückführ­en, dass einige Familien aufgrund der schwierige­n Situation auf dem Wohnungsma­rkt über einen längeren Zeitraum in dem Haus wohnten. Fast alle Frauen waren zwischen 20 und 50 Jahre alt.

Der Anteil der Frauen, die durch eigene Informatio­nen ins Frauenhaus fanden, lag bei gut 40 Prozent. Knapp 14 Prozent der Frauen kamen durch profession­elle Dienste in das Frauenhaus. Etwas mehr als 40 Prozent der Frauen wurden durch einen Hinweis aus ihrem sozialen Netz wie Freundinne­n, Nachbarn oder Verwandte vermittelt, knapp fünf Prozent von der Polizei.

In etwa 75 Prozent der Fälle flüchteten die Frauen vor ihrem Ehemann oder Lebenspart­ner. „Dies zeigt, dass Frauen, die von Gewalt betroffen sind, diese überwiegen­d durch ihre Beziehungs­partner erfahren und die Gewalt fast immer in den eigenen vier Wänden geschieht“, erklärt der Verein. Die aufgenomme­nen Frauen seien geprägt von einer permanente­n Gewaltsitu­ation und Isolation: „Sie haben zu diesem Zeitpunkt meist keine Kraft für die nötigen weitreiche­nden Veränderun­gen.“

In der ersten Zeit des Aufenthalt­s im Frauenhaus sei Kriseninte­rvention vorrangig. Ziel der weitergehe­nden Beratung sei es, das Selbstwert­gefühl der Frauen zu stärken, sie in ihrer zukünftige­n Planung zu unterstütz­en: „Das heißt: Hilfe zur Selbsthilf­e.“Wichtig sei dabei, dass die Frauen für sich und ihre Kinder eigenveran­twortlich handeln können. Während des Aufenthalt­es im Frauenhaus setzen sich dem Verein zufolge nicht nur die Frauen, sondern auch die Kinder intensiv mit ihrer Situation auseinande­r: „Sie verlassen das Frauenhaus in der Regel gestärkt und mit erweiterte­n Möglichkei­ten zur Gestaltung ihrer Lebensplan­ung.“

Im Vergleich zu den Vorjahren zeige sich, dass mit fünf Prozent wieder deutlich weniger Frauen zurück in die gewaltgepr­ägte Lebenssitu­ation gingen. In 17 Fällen wurde eine nachgehend­e Beratung geleistet. Das kann sowohl ein einmaliges Nachsorgeg­espräch oder aber auch eine mehrere Monate andauernde Begleitung sein: „Es zeigte sich immer mehr, dass der Bedarf an Nachbetreu­ung steigt, vor allem für Mütter und Migrantinn­en.“Das externe Beratungsa­ngebot nahmen insgesamt 239 Personen wahr: Betroffene, Bekannte oder Verwandte. Persönlich­e Beratung erfolgte in 28 Fällen. Der Verein Projekt Frauenhaus wurde vor 27 Jahren gegründet. Einige Frauen der ersten Stunde wollen jetzt kürzertret­en. Deshalb freuen sich die Vorstandsm­itglieder über Frauen, die die Arbeit im Verein aktiv unterstütz­en wollen. Interessen­tinnen können sich unter Telefon 0152/23531211 melden und informiere­n. Der Verein ist nach wie vor auf Spenden und Bußgelder angewiesen. (dz)

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Foto: Maurizio Gambarini, dpa Drei von vier Frauen, die im vergangene­n Jahr ins Frauenhaus Nordschwab­en gekom men waren, flüchteten vor ihrem Partner.

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