Ein markanter Käfer breitet sich aus
Natur In der Gärtnerei der Justizvollzugsanstalt Kaisheim werden Nashornkäfer gesichtet. Die wenig bekannten Insekten fallen durch ihre Größe und ihr Aussehen auf
Kaisheim Da staunten die Mitarbeiter der JVA-Gärtnerei in Kaisheim nicht schlecht, als im vergangenen Jahr beim Schaufeln in einem Häckselgut-Haufen richtig fette Larven zum Vorschein kamen. Die weißen, fingerdicken Tiere waren fast zehn Zentimeter lang und ähnelten Engerlingen, aus denen sich Maikäfer entwickeln. Allerdings war dem Personal schon wegen der gewaltigen Größe schnell klar, dass es sich hier um andere Larven handelte. Man machte sich kundig – und schnell war klar, dass aus diesen einmal Nashornkäfer werden. Und tatsächlich: In den vergangenen Wochen krabbelten aus dem Häckselgut zahlreiche solche Insekten.
Die Tiere haben sich neue Lebensräume erobert
„Solche bekommt man bei uns nur selten zu Gesicht“, erklärt Volker Geiß, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt in Donauwörth. Er selbst hat noch nie einen Nashornkäfer gesehen. Gleiches gilt für Alexander Helber, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz. Zumindest die Männchen des Käfers sind unverwechselbar. Sie tragen auf ihrem Kopfschild einen mehr oder weniger großen Fortsatz, der stark an das Horn des viel, viel größeren und schwereren Nashorns erinnert – und dem drei bis vier Zentimeter langen Insekt auch seinen Namen bescherte. Weibchen haben nur einen kleinen oder gar keinen Höcker.
Eigentlich ist der Nashornkäfer in Europa und Asien recht weit verbreitet. Dass ihn kaum jemand kennt, liegt wohl an verschiedenen Faktoren. Zum einen liegt sein ur- sprünglicher Lebensraum im Wald. Die Larven verstecken sich dort in verrottendem Holz von Eichen und anderen Laubbäumen. Der Käfer durchläuft in der Verborgenheit verschiedene Entwicklungsstadien, die in freier Natur insgesamt einige Jahre dauern. Schließlich verpuppen sich die Larven in Kokons aus Sägemehl und Lehm, die so groß wie ein Hühnerei sind.
Die Lebensdauer des eigentlichen Käfers ist dann kurz: nur vier bis fünf Wochen. Den Experten zufolge ist er ein Einzelgänger, der vornehmlich in der Dämmerung und in der Nacht unterwegs ist. Dabei ernährt er sich von Säften, die an Bäumen austreten.
In den vergangenen Jahrzehnten entdeckten diese Insekten neue Lebensräume für ihre Larven. Die kommen in Kompost-, Sägemehlund Häckselgut-Haufen vor. Weil in diesen eine höhere Temperatur herrscht, können sich die Larven dort viel schneller entwickeln. So auch geschehen im zerschnittenen Gehölz am Rande eines Gemüsefelds der Kaisheimer Gärtnerei.
Die wird gerade auf Biobetrieb umgestellt. Umso mehr freut sich das Personal über die neuen „Bewohner“. Die sind überhaupt nicht schädlich. Im Gegenteil: „Wenn sich die Larven durch die Haufen fressen, produzieren sie Humus.“Volker Geiß pflichtet da bei: „Eigentlich sind das nützliche Tiere.“