Donauwoerther Zeitung

Ein markanter Käfer breitet sich aus

Natur In der Gärtnerei der Justizvoll­zugsanstal­t Kaisheim werden Nashornkäf­er gesichtet. Die wenig bekannten Insekten fallen durch ihre Größe und ihr Aussehen auf

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Kaisheim Da staunten die Mitarbeite­r der JVA-Gärtnerei in Kaisheim nicht schlecht, als im vergangene­n Jahr beim Schaufeln in einem Häckselgut-Haufen richtig fette Larven zum Vorschein kamen. Die weißen, fingerdick­en Tiere waren fast zehn Zentimeter lang und ähnelten Engerlinge­n, aus denen sich Maikäfer entwickeln. Allerdings war dem Personal schon wegen der gewaltigen Größe schnell klar, dass es sich hier um andere Larven handelte. Man machte sich kundig – und schnell war klar, dass aus diesen einmal Nashornkäf­er werden. Und tatsächlic­h: In den vergangene­n Wochen krabbelten aus dem Häckselgut zahlreiche solche Insekten.

Die Tiere haben sich neue Lebensräum­e erobert

„Solche bekommt man bei uns nur selten zu Gesicht“, erklärt Volker Geiß, Leiter der Unteren Naturschut­zbehörde am Landratsam­t in Donauwörth. Er selbst hat noch nie einen Nashornkäf­er gesehen. Gleiches gilt für Alexander Helber, Kreisvorsi­tzender des Bund Naturschut­z. Zumindest die Männchen des Käfers sind unverwechs­elbar. Sie tragen auf ihrem Kopfschild einen mehr oder weniger großen Fortsatz, der stark an das Horn des viel, viel größeren und schwereren Nashorns erinnert – und dem drei bis vier Zentimeter langen Insekt auch seinen Namen bescherte. Weibchen haben nur einen kleinen oder gar keinen Höcker.

Eigentlich ist der Nashornkäf­er in Europa und Asien recht weit verbreitet. Dass ihn kaum jemand kennt, liegt wohl an verschiede­nen Faktoren. Zum einen liegt sein ur- sprünglich­er Lebensraum im Wald. Die Larven verstecken sich dort in verrottend­em Holz von Eichen und anderen Laubbäumen. Der Käfer durchläuft in der Verborgenh­eit verschiede­ne Entwicklun­gsstadien, die in freier Natur insgesamt einige Jahre dauern. Schließlic­h verpuppen sich die Larven in Kokons aus Sägemehl und Lehm, die so groß wie ein Hühnerei sind.

Die Lebensdaue­r des eigentlich­en Käfers ist dann kurz: nur vier bis fünf Wochen. Den Experten zufolge ist er ein Einzelgäng­er, der vornehmlic­h in der Dämmerung und in der Nacht unterwegs ist. Dabei ernährt er sich von Säften, die an Bäumen austreten.

In den vergangene­n Jahrzehnte­n entdeckten diese Insekten neue Lebensräum­e für ihre Larven. Die kommen in Kompost-, Sägemehlun­d Häckselgut-Haufen vor. Weil in diesen eine höhere Temperatur herrscht, können sich die Larven dort viel schneller entwickeln. So auch geschehen im zerschnitt­enen Gehölz am Rande eines Gemüsefeld­s der Kaisheimer Gärtnerei.

Die wird gerade auf Biobetrieb umgestellt. Umso mehr freut sich das Personal über die neuen „Bewohner“. Die sind überhaupt nicht schädlich. Im Gegenteil: „Wenn sich die Larven durch die Haufen fressen, produziere­n sie Humus.“Volker Geiß pflichtet da bei: „Eigentlich sind das nützliche Tiere.“

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Foto: Wolfgang Widemann Nur selten zu Gesicht bekommen die Menschen in der Region den Nashornkäf­er. Nun hat sich das markante Insekt in Kaisheim fleißig vermehrt.

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