Das Lied der Nachtigall
Konzert Betörend schönes Kirchenkonzert mit 4 times Baroque. Die bezaubernde Sopranistin Samantha Gaul ist auf dem Weg nach ganz oben
Mertingen Druisheim „Das macht, es hat die Nachtigall, die ganze Nacht gesungen; da sind von ihrem süßen Schall … die Rosen aufgesprungen“: So hingebungsvoll, wie Theodor Storm den Gesang der Nachtigall dichterisch umschrieb, fühlten sich die Besucher eines Kirchenkonzertes in Druisheim durch die Musik beschenkt. Unter anderen Veranstaltungen war dieses Konzert eines der stilleren – aber so unvergleichlich schön, inhaltsreich und von eigenartigem, nachhallendem Zauber.
Ein Barockkonzert, das von den ersten Noten an den Eindruck vermittelte, in einem Paradiesgärtlein bei tirilierenden Vögeln in einen himmelblauen Rokokohimmel sehen zu dürfen, verzaubert von der Musik der brillant aufspielenden jungen Musiker (Jan Nigges, Blockflöten, Jonas Zschenderlein, Barockvioline, Karl Simko, Barockvioloncello, Alexander von Heißen, Cembalo) des jungen und doch schon vielfältig preisgekrönten Ensembles 4 Times Baroque und einem aufgehenden Star am exklusiven Sängerinnenhimmel: der Sopranistin Samantha Gaul. Mit „Engels Nachtegaeltje“von Jackob van Eyck, einem blinden Flötisten und Glockenspieler aus dem 16. Jahrhundert, wurde der Ton gesetzt – Jan Nigges, bereits bei bedeutenden Festspielen wie auch mit großen Künstlern wie Andreas Scholl oder Dorothee Oberlinger konzertierend, dessen stupende Beherrschung seiner Piccolo- und Altflöten ungemein fesselte, wusste nicht nur musikalisch zu verzaubern, sondern auch kenntnisreich und kurzweilig über die Schöpfer und deren Werke zu plaudern. Saß doch dieser van Eyck auf Kirchhofmauern und imitierte Vogelgesang – seinen Schülern nur ist zu verdanken, dass seine Werke uns heute so verzaubern. Weitere Werke des Frühbarock – von Marco Uccellini und Pietro Torri kamen zu Gehör: Letzterer mit der die Nachtigall preisenden Arie „Son rosignolo“aus seiner Oper „Ismene“– Samantha Gaul, ab Herbst Ensemblemitglied am Freiburger Opernhaus, schlug vom ersten Ton ihrer glockenklaren, goldglänzend kraftvollen Stimme in den Bann. Eine wunderbare Mittellage, eine leuchtende Höhe – diese bezaubernde junge Frau ist auf dem Weg nach ganz oben!
Vor Meister Telemanns – durch einen heftigen Einwurf der Violine lautmalerischer, sehr melodiöser Arie im stile monderno aus „Aesopus bei Hofe“noch ein musikantischer „Krakowiak“, vulgo die „Triosonate in d-Moll“von Pierre Prowo, Kantor in Altona – Jan Nigges nannte es eine von „polnischen Biertischen beeinflusste“Musik. Jener Prowo habe im Stile Telemanns viel komponiert, ohne dessen Genie aber zu erreichen.
Im zweiten Konzertteil Musik aus Hoch- und Spätbarock, den bekannten Vertretern: eine hochkomplexe Sonate von Vivaldi in F-Dur, glänzend gespielt vom Ensemble, die aber auch ahnen ließ, wie hervorragend das Mädchenorchester des ospedale della pietà gewesen sein muss, das Vivaldi unterrichtet hatte; und Arien von Allessandro Scarlatti „Piu non m’alletta e piace“, und Claudio Monteverdi „Si dolce e’l tormento“. „Hinreißende Musik“der einstimmige Kommentar der sehr beifallsfreudigen Besucher, die auch eine amüsante Zugabe von Merulo einschloss.