Kaserne: Die Abrissbagger fangen an
Stadtentwicklung Der Startschuss ist gefallen. Mit einem Festakt wurde eine neue Ära für Donauwörth eingeläutet. Das Delp-Quartier wird Realität – und dafür gibt es viel Geld
Donauwörth Jetzt gibt es also endgültig kein Zurück mehr. Die Kaserne ist nicht nur gekauft, die Gebäude werden ab sofort allesamt dem Erdboden gleichgemacht. Gestern Nachmittag fiel der offizielle Startschuss zum Abriss der Unterkünfte und Hallen. Der Bagger verrichtete sein Werk an einer der brachliegenden Hallen. Lediglich die Gebäude der Asylerstaufnahme im Bereich der Hauptwache werden bis Ende 2019 weiter bestehen.
Es war der Beginn einer neuen Ära für die Parkstadt wie auch für die Stadt Donauwörth insgesamt, der gestern mit einem kleinen Festakt eingeläutet wurde. Sogar die Stadtkapelle spielte auf. 30 Hektar Bauland auf einmal – das ist für eine 20000-Einwohner-Stadt nicht ohne Weiteres zu schultern. Bevor die Baugrundstücke veräußert sind, heißt es nun, Geld in die Hand zu nehmen. Einen Förderbescheid des Freistaates Bayern in Höhe von 2,3 Millionen Euro aus Steuergeldern übergab dafür gestern Schwabens Regierungsvizepräsident Josef Gediga an Oberbürgermeister Armin Neudert. Zusätzlich gab es einen Scheck des Bundes aus dem Förderprogramm Soziale Stadt im Wert von 660 000 Euro. Ein Beginn.
OB Neudert sprach am Anfang des Festaktes, dem neben einer Vielzahl von Stadträten auch Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange (CSU) und Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler (CSU) beiwohnten, von „einem Mehr für alle“durch das künftige Alfred-DelpQuartier. „Vom Schock zur Chance“, betitelte er die Entwicklung um das Kasernenareal, seitdem 2011 bekannt wurde, dass die Truppe abgezogen wird. In der Folge habe es während der Kaufverhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) mehrere „Zitterpartien“gegeben. Nach dem Aufkommen der Asylkrise 2015 sei der Ankauf ins Stocken geraten – der Bund wollte leer stehende Kasernenareale in Reserve halten. Am 7. Dezember letzten Jahres schließlich unterzeichneten Bund und Stadt den Kaufvertrag. Neudert unterstrich, dass man mit dem Großprojekt einer neuen Siedlung in der Parkstadt der Wohnungsknappheit entgegentreten will. Zu neuen Trabantenstädten mit übermäßig verdichteten Geschossbauten solle es jedoch nicht kommen: Mehr als vier Geschosse dürften die entstehenden Mietshäuser und Eigentumsgebäude nicht haben. Diverse Einzelhändler, sogenanntes stilles Gewerbe (Ärzte, Kanzleien und Ähnliches) sowie gegebenenfalls eine neue Kindertagesstätte könnten in das neue Quartier integriert werden.
Während des Abrisses wolle, so Neudert, die Stadt auf vielfältige Weise über das Projekt informieren: Zum einen über die Internetseite der Stadt, zum anderen über einen Info-Container (auch für Kaufinteressenten) auf dem Kasernenareal.
Regierungsvizepräsident Gediga lobte unterdessen die rasch voranschreitende Konversion in Donauwörth. Schwabenweit habe die Donaustadt die Nase vorn bei der Umwandlung militärischer Liegenschaften in zivile Wohngebiete. Man sei weiter als die Standorte Kempten, Kaufbeuren und Sonthofen: „Donauwörth ist die einzige Konversionskommune, die die Flächen von der Bima bereits erworben hat.“
Der Ablauf des Abrisses sieht indessen Folgendes vor: Bis zum 31. Dezember 2018 sollen auf fast 25 der 30 Hektar alle Gebäude und letztlich auch die Panzerstraßen abgerissen und entsorgt sein. Letztlich sollte dann, wie es Abrissplaner Joachim Knüpfer vom Harburger Planungsbüro HPC bereits Ende Juni im Haus der Begegnung ausgedrückt hatte, „eine grüne Wiese“für die Wohnbebauung entstehen.
Eine Riesenaufgabe für die Ingenieure, Arbeiter wie auch die Verantwortlichen der Stadt. Immerhin geht es um die Entsorgung von schätzungsweise 40000 Tonnen Betonbruch. Das meiste davon soll jedoch als stabiles Auffüllmaterial für Baugruben dienen. Mit einem Gros an schwer kontaminierten Stoffen sei nach Ansicht der Planer indes nicht zu rechnen. Der Betonbrecher werde als schweres Abbruchgerät zudem am äußersten Nordrand der Kaserne platziert – mit maximalem Abstand zur Wohnbebauung. Die Abrissarbeiten erfolgten, wie die Planer ebenfalls bereits Ende Juni zugesichert hatten, wochentags und „zu normalen Arbeitszeiten.“Der Höchstwert von 55 Dezibel an der nächstgelegenen Wohnbebauung werde eingehalten. Der Brecher indes sei auch nicht pausenlos im Einsatz. Er werde – im Turnus – ein bis zwei Wochen laufen, dann habe er jeweils fünf bis sechs Wochen Pause.