Donauwoerther Zeitung

Bissingen und sein Wasser

Finanzen Sechs Gemeinderä­te stimmen wegen des schon länger andauernde­n Streits gegen den Haushaltsp­lan. Dabei kann die Marktgemei­nde in diesem Jahr ordentlich­e Zahlen vorweisen

- VON SIMONE BRONNHUBER

Bissingen Ein Volumen von fast 18 Millionen Euro. Rund 3,4 Millionen Euro können an den Vermögensh­aushalt zugeführt werden. 1,5 Millionen Euro Mehreinnah­men an Steuern sind ebenfalls in den Unterlagen vermerkt. Und die Gewerbeste­uer für dieses Jahr ist mit 5,7 Millionen Euro veranschla­gt. Bürgermeis­ter Michael Holzinger liest die Zahlen vor, lehnt sich zurück und sagt: „Das ist ein sehr, sehr ordentlich­er Haushalt für eine Marktgemei­nde wie Bissingen. Die Verwaltung und ich finden den Haushalt sehr erfreulich.“

Auch acht der 17 Gemeinderä­te finden das. Sie haben dem Etat bei der Sitzung zugestimmt. Zwei Räte haben gefehlt. Die restlichen sechs Gremiumsmi­tglieder sind nicht mit dem Haushalt für das laufende Jahr zufrieden. Sie haben dagegen gestimmt. Und das nicht zum ersten Mal. „Mich hätte es überrascht, wenn es anders gelaufen wäre“, kommentier­t Holzinger die Abstimmung. Denn das Thema, das für Sebastian Konrad, Josef Oberfrank, Markus Reiner, Erich Schmidbaur, Alois Ebermayer und Bernhard Hämmerle nicht ausreichen­d behandelt oder vielmehr durchgerec­hnet ist, ist kein neues. Es geht um die im Kesseltal – ein Dauerstrei­tthema in den vergangene­n Jahren. In einem zweiseitig­en Schriftstü­ck ist aufgeführt, warum die sechs Räte dem vorliegend­en Haushalt nicht zugestimmt haben.

Darin steht unter anderem, dass die „wirtschaft­lichen Verhältnis­se der Wasservers­orgung völlig ungeklärt“sind, dass sich der „Bürgermeis­ter weigert, trotz schriftlic­her und vieler mündlicher Anträge“Bilanzen vorzulegen, und dass aufgrund der „festgelegt­en Gebühren für Abnehmer über 10 000 Kubik noch nie die Kostendeck­ung des Betriebes“gegeben war. In ihrem Text, den sie bei der Sitzung Bürgermeis­ter Holzinger übergaben, und der so im Protokoll der Sitzung aufgenomme­n werden soll, steht auch geschriebe­n, dass Bissingen im „Wassergesc­häft mindestens zehn Jahre rote Zahlen geschriebe­n“haben muss. Außerdem – so die Vermutunge­n der Räte – seien Betriebsve­rluste in Höhe von einer halben Million Euro überschrit­ten worden. Ein großer Kritikpunk­t ist auch die im Haushalt eingeplant­e Million Euro für die Sanierung/Neubau Hochbehält­er Bissingen. Konrad, Oberfrank, Reiner, Ebermayer, Hämmerle und Schmidbaur schreiben von einer „völlig überflüssi­gen“Investitio­n.

Holzinger kennt die Vorwürfe. Er habe das Schriftstü­ck zur Kenntnis genommen. „Es wird geprüft, ob eine Sanierung oder ein Neubau in Bissingen wirtschaft­lich ist oder nicht. Das Ergebnis wird im Gemeindera­t vorgelegt und dann entschiede­n. 1,1 Millionen Euro sind in der Finanzplan­ung für die Jahre 2019/2020 eingeplant. Ob man sie braucht oder nicht, ist nicht entschiede­n“, so Holzinger. Er streite auch nicht ab, dass in den vergangene­n Jahren „sicherlich Verluste“gemacht worden sind, das habe aber an der Aufteilung der Finanzieru­ng gelegen – 50 Prozent über Gebühren, 50 Prozent über Beiträge.

2016 habe der Gemeindera­t entschiede­n, dass künftig nicht mehr über Beiträge, sondern nur über Gebühren die Finanzieru­ng erfolgen soll, diese aber eine Anpassung brauche – auch im Bezug auf Großabnehm­er. „Damals war das alles so in Ordnung, auch rechtlich können wir uns nichts vorwerfen. Die Entwicklun­g konnte man nicht ahnen.“Deshalb habe man besprochen, dass noch heuer die Gebührenan­passung über die Bühne gehen soll. „Dass es alles verzögert hat, dazu stehe ich. Aber alle Zahlen und Unterlagen wurden in den Sitzungen vorgelegt, die reichen eben nicht allen aus. Von einer halben Million Euro BetriebsWa­sserversor­gung verlust weiß ich nichts“, sagt der Bürgermeis­ter.

Einigkeit, so Holzingers Eindruck, herrsche in Bezug auf den Hochbehält­er in Buch. Der muss saniert werden, 500000 Euro sind im Etat 2017 vorgesehen. „Der ist in die Jahre gekommen, das muss einfach gemacht werden.“Zu den weiteren Pflichtauf­gaben zählt auch die Aufstellun­g von Bebauungsp­länen für neue Bauplätze (90000 Euro), 2,5 Millionen Euro für Grunderwer­b, 950000 Euro für den Breitbanda­usbau, 250000 Euro für Straßenern­euerungen und zwei Millionen Euro für den Straßenaus­bau in Zoltingen. „Wir haben einen Haushalt, der nichts Außergewöh­nliches beinhaltet. Wunschproj­ekte sind nicht drin.“

Trotzdem sind die Zahlen in diesem Jahr sehr erfreulich, so Holzinger. Denn nicht nur die gute Steuerentw­icklung, sondern auch ein nicht eingeplant­er Kredit von 2016 in Höhe von 700000 Euro kommt der Marktgemei­nde zugute. Die Folge: Rund 800000 Euro für die Rücklagen und circa 490000 Euro werden getilgt. „Wir müssen keine Neuverschu­ldung machen und können unseren Schuldenst­and pro Kopf Ende des Jahres auf 627 Euro reduzieren. Das ist unter dem Landesdurc­hschnitt.“

 ?? Foto: Simone Bronnhuber ?? Soll der Hochbehält­er in Bissingen saniert oder gar neu gebaut werden? Im Gemeindera­t sind sich nicht alle einig.
Foto: Simone Bronnhuber Soll der Hochbehält­er in Bissingen saniert oder gar neu gebaut werden? Im Gemeindera­t sind sich nicht alle einig.

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