Martialische Optik
Zu „Hitlers vermeintliche Wunderwaffe“(Wissen extra) vom 18. Juli: Beim Aufblättern der Seite 11 bin ich regelrecht erschrocken über die martialische Optik des Beitrags und frage mich, was das bezwecken sollte bzw. an welchen Adressatenkreis dieser sich richten sollte. Als jemand, der sich während des Studiums intensiver mit den Rüstungsprojekten rund um die 262 beschäftigt hat und der durchaus zugleich die Ingenieurskunst im Flugzeugbau würdigen kann, bin ich dennoch empört von dieser Aufmachung: Der Großteil der Seite zeigt Abbildungen und technische Details des Kriegsflugzeugs, während am unteren Rand unverhältnismäßig klein die menschenrechtswidrigen Umstände dieser Flugzeugproduktion abgehandelt werden. Daran ändert auch der Zusatz „vermeintlich(e)“neben „Wunderwaffe“ nichts. Der Gesamteindruck des Artikels ist mithin kein abschreckender, sondern ein im militaristischen Sinn eher ästhetisierender.
Vor dem Hintergrund des Elends und massenhaften Sterbens, das KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter im Rahmen des Programms „Vernichtung durch Arbeit“vor allem in den letzten Kriegsmonaten u. a. bei Augsburg und Landsberg/Kaufering erleiden mussten, gibt es nach meiner Überzeugung keinen gesellschaftlich-relevanten Grund, an das 75. Jubiläum (Jubeljahr?) des ersten Fluges mit der Me262 zu erinnern. Petra Tonsky Katzer, Augsburg