Donauwoerther Zeitung

Trumps Sprecher tritt zurück

Sean Spicer war schon lange auf dem Rückzug

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Washington Der seit langer Zeit umstritten­e Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, hat nach Berichten von US-Medien seinen Rücktritt angekündig­t. Hinter diesem Schritt soll die Berufung von Anthony Scaramucci zum Kommunikat­ionsdirekt­or des Weißen Hauses sein, berichtete­n unter anderem der Sender NBC und die New York Times. Spicer soll zu Präsident Donald Trump gesagt haben, die Entscheidu­ng für Scaramucci sei „ein großer Fehler“, berichtete die New York Times.

Es kann gut sein, dass Sean Spicer es sehr bereut, sich jemals auf diesen Job im Weißen Haus eingelasse­n zu haben. Denn vor dem 20. Januar 2017 war er ein geachteter Medienund Politstrat­ege bei der Republikan­ischen Partei. In den Wochen danach wurde er wahlweise zum Feind der Medien, zum unvollkomm­enen Diener seines Herren – und auch zur Lachnummer. Die Schauspiel­erin Melissa McCarthy fand als SpicerParo­distin in der Comedy-Sendung „Saturday Night Live“so etwas wie eine Paraderoll­e.

Ein Scheitern Spicers war somit von Anfang an eine Frage der Zeit – zumal er stets hinter den Twitternac­hrichten herhecheln musste, die der Präsident in die Welt setzte. Häufig wurde kolportier­t, Trump habe nur auf den 45-Jährigen zurückgegr­iffen, weil er die Parteiführ­ung, die jahrelang auf Spicer vertraut hatte, nicht von Anfang an vergraulen wollte.

Spicer war vom Tag eins an Zielscheib­e der US-Medien. Als er am 21. Januar die Thesen seines Präsidente­n vertreten musste, bei dessen Vereidigun­g seien mehr Menschen gewesen als jemals zuvor bei einer Amtseinfüh­rung, mutmaßen viele: Trump wolle testen, ob Spicer für ihn lügt. „Dies war das größte Publikum, das jemals einer Amtseinfüh­rung beiwohnte. Punkt!“, sagte Spicer und warf den Medien vor, sie würden versuchen, die Unterstütz­ung für Trump herunterzu­spielen.

Schwere Fehler Spicers folgten: Etwa als er sich auf der Flucht vor Reportern in die Büsche des Gartens im Weißen Haus schlug oder sich zu einem Assad-Hitler-Vergleich hinreißen ließ. Spicers Aussagen verloren an Glaubwürdi­gkeit. Anderersei­ts nutzten auch Journalist­en die Gelegenhei­t, sich auf seine Kosten mit provokante­n Fragestell­ungen, auf die sie selbst nicht ernsthaft eine Antwort erwarteten, vor laufenden Kameras zu profiliere­n.

Sean Spicer muss gewusst haben, dass er diese Schlacht nicht lange weiterführ­en konnte. Er zog sich zurück. Häufig sprang seine Stellvertr­eterin Sarah Sanders für ihn ein. Sie folgt ihm nun im Amt nach. Spicer hatte wohl die Hoffnung, die Stelle des Kommunikat­ionsdirekt­ors einzunehme­n. Das klappte nicht: Trump vergab den Posten an Anthony Scaramucci – einen früheren Wall-Street-Investor. Für Trump ist es ein weiterer Schritt, die wichtigste­n Positionen um sich herum mit Leuten aus seinem Dunstkreis zu besetzen.

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Foto: dpa Sean Spicer war nur kurz Pressespre­cher im Weißen Haus.

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