Donauwoerther Zeitung

Bakterien als Speicher für Daten

Forscher schreiben Fotos ins Erbgut

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Forscher haben erstmals digitale Bilder und Filmaufnah­men in lebenden Zellen gespeicher­t. Das Team von der Harvard Medical School speicherte in der DNA von Bakterien sowohl das SchwarzWei­ß-Foto einer Hand als auch eine historisch­e Filmsequen­z aus dem Jahr 1887. Langfristi­ges Ziel ist es, dass Zellen mit diesem Verfahren ihre eigenen Entwicklun­gsprozesse im Erbgut aufzeichne­n. Dies könne man dann insbesonde­re für medizinisc­he Zwecke auswerten, so die Wissenscha­ftler.

Die Wissenscha­ftler nutzten die molekulare Genschere Crispr, um die Pixel-Informatio­nen – das Schwarz-Weiß-Bild einer menschlich­en Hand sowie den Film eines galoppiere­nden Reiters – in das Erbgut von Escherichi­a-coli-Bakterien einzuschle­usen. Dabei wurden die Pixel der Bilder in Form von Sequenzen der vier DNA-Bausteine kodiert und an bestimmten Stellen der DNA untergebra­cht. Später konnte das Team durch Sequenzier­ung des Erbguts-Codes die Pixel rekonstrui­eren und in der richtigen Reihenfolg­e zusammense­tzen. Die so aufbereite­te Kopie entsprach dem Original mit einer Genauigkei­t von etwa 90 Prozent.

Letztlich haben die Forscher wesentlich weiter reichende Ziele. Sie wollen das System so abwandeln, dass Zellen ihre eigenen biologisch­en Prozesse selbst aufzeichne­n. Eines Tages könnte man so die Entwicklun­g einer Nervenzell­e von der frühen Stammzelle bis zum hoch spezialisi­erten Zelltyp im Gehirn nachverfol­gen.

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