Starr und unbeweglich
Starre Richtlinien und Strukturen haben oft einen wesentlichen Fehler: In der Theorie klingen sie großartig und für die Anforderungen maßgeschneidert, funktionieren aber nur, wenn der Idealzustand herrscht.
In der Praxis hingegen werden sie oft von den Widrigkeiten des Alltags eingeholt. Ist die Passform zu eng gewählt, zwickt das ganze Konstrukt hier und da und dort, sobald Probleme auftauchen. Wie das Beispiel der Realschule Rain zeigt, hat die Personalpolitik des Kultusministeriums (mindestens) einen Haken: Die Schule ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen.
Das Kollegium hat sich vergrößert – mit vor allem vielen jungen Lehrern, die (jetzt und hoffentlich auch künftig) ihre private Familienplanung in Angriff nehmen. Es wäre bedauerlich, wenn das anders wäre! Dadurch aber – und durch zusätzliche nicht kalkulierbare Umstände – nehmen die Ausfälle stärker zu als andernorts. Das kann niemandem persönlich zur Last gelegt werden. Damit freilich wird der Idealzustand zum unerreichbaren Traumgebilde.
Ums Geld sollte es weniger gehen
Schuld ist ein System, das unflexibel ist und keinen Spielraum zulässt. Die bayerische Bildungspolitik tut sich seit jeher schwer mit planvoller Bedarfsermittlung. Wurden beispielsweise vor nicht allzu langer Zeit angehenden Grundschullehrern düstere Berufsaussichten prognostiziert, so sucht man exakt jene Pädagogen nun händeringend.
Großzügig bemessene Planstellen an allen Schultypen sind nicht mehr als eine legitime Forderung. Denn sie ermöglichen jene Qualität, die wir uns an unseren Schulen wünschen und die auch ein erklärtes Ziel der Politiker ist – wir haben es immer wieder vernommen. Ein Zuviel an Lehrern ist kaum zu befürchten. Förderbedarf besteht ohnehin überall, und bei Engpässen ist ausreichendes Personal die einzige Möglichkeit, einen funktionierenden Unterricht aufrechtzuerhalten. Ums Geld darf es in dieser Diskussion nicht gehen. Das sollte dem Freistaat die Investition in die Bildung unserer Kinder – in die Zukunft unserer Gesellschaft – allemal wert sein.