Donauwoerther Zeitung

Wirft die Sperrung Schatten voraus?

Einzelhand­el Bäckerei Hierl verlässt Donauwörth. Ein gewichtige­r Grund sei die Großbauste­lle

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Der ältere Herr, der mit seinem Rad vor dem Eingang zum Bäcker Hierl an der Dillinger Straße hält, zeigt ein ziemlich überrascht­es Gesicht. So wie einige andere Kunden auch, die einen verwundert­en Blick auf das leuchtend gelbe Plakat werfen: Ab sofort sei geschlosse­n, steht da in großen Lettern. Das Unternehme­n aus Ellgau (Kreis Augsburg) bedankt sich für die Treue seiner Kunden – mit dem Hinweis, man ziehe nun nach Bäumenheim.

Die Schließung in Donauwörth hänge, so schildert es Geschäftsf­ührerin Michaela Hierl, unmittelba­r mit der sechswöchi­gen Sperrung der Dillinger Straße zusammen. Wenn eine solche Maßnahme einer Kommune beschlosse­n wird, dann trifft dies auch die Privatbetr­iebe. Wirft das Projekt Dillinger Straße nun also doch auch Schatten voraus?

Michaela Hierl macht keinen Hehl daraus, dass die Sperrung der Dillinger Straße, die morgen beginnt und nach Aussagen der Stadt sechs Wochen dauern wird, Grund und Anlass für die Entscheidu­ng sei: „Diese sechs Wochen würden uns dort den Kopf kosten.“Man könne den Betrieb während dieser langen Zeit auch in eingeschrä­nkter Form – etwa mit nur einer Kraft – nicht stemmen. Es sei davon auszugehen, dass ein großer Teil der Kundschaft bei einer Straßenspe­rrung fernbliebe beziehungs­weise die Konkurrenz aufsuche.

Die zieht übrigens auch in das große Gebäude, das gegenüber der Hierl-Filiale an der Dillinger Straße entsteht und voraussich­tlich im Herbst eröffnet wird. Das Nahversorg­ungszentru­m ist ein weiterer Grund für den Entschluss Hierls. Dort werde, wie Stadtbaume­ister Kay Wannick informiert, der Augsburger Großbäcker Ihle einziehen, zudem entstehe in dem Zentrum ein weiterer Backshop beim neuen Edeka-Markt. Darüber hinaus sind die Bäckerei Hummel als etablierte­r Familienbe­trieb sowie ein weiterer Ihle im Woha-Center seit jeher fußläufig erreichbar.

Bereits im Zuge der Planungen zum neuen Nahversorg­ungszen- trum gab es Bedenken zu möglichen Kannibalis­ierungseff­ekten. Davor haben vor allem Gewerbetre­ibende der Reichsstra­ße gewarnt. Zuletzt drang die Nachricht durch, dass die Drogerie Müller ihre Filiale in der Altstadt aufgibt und in den großen Neubau in Bahnhofsge­gend zieht (wir berichtete­n). Kritiker hatten dafür plädiert, dass an der Dillinger Straße leistbare Mietwohnun­gen dringender benötigt würden als weitere neue Einzelhand­elsflächen, die der Kernstadt zwar Konkurrenz machten, aber eben kein gänzlich neues Gewerbe anzögen.

Michaela Hierl erwähnt ein weiteres Problem, das wohl auch andere hiesige Gewerbetre­ibende betrifft. Die Miete sei zuletzt angestiege­n – in der Zusammensc­hau habe man diese beiden größeren Lasten trotz großer Beliebthei­t des weitläufig­en Cafés mit Bistro nicht tragen wollen.

„Die Mitarbeite­r stehen Gott sei Dank nicht auf der Straße“, sagt Hierl – man habe sich mit einigen geeinigt, in anderen Filialen unterzukom­men; andere hätten von sich aus angekündig­t, sich nach neuen Stellen umzusehen. Allemal sei ihr der Entschluss schwergefa­llen: „Bei uns sind Tränen geflossen.“Donauwörth habe ihr stets am Herzen gelegen, sagt die Geschäftsf­ührerin: „Es war ja auch die größte unserer sieben Filialen.“Christiane Kickum, Geschäftsf­ührerin der City-Initiative Donauwörth (CID), erklärt, dass sie überrascht sei ob der Entscheidu­ng Hierls. Sie meint aber auch, dass die Möglichkei­ten der Kommunen beschränkt seien, Lasten der Betriebe bei Straßenspe­rrungen abzufedern. Allerdings habe sich auch vor dem Entschluss Hierls zum Umzug nach Bäumenheim niemand fragend an die CID gewandt.

Indes betont Stadtbaume­ister Wannick, dass der Zugang zum Geschäftsh­aus Atrium, in welchem die Bäckerei untergebra­cht war, auch während der Straßenspe­rrung gewährleis­tet sei – „wenn auch in eingeschrä­nkter Form.“Sowohl die Wohnungen als auch die Gemeinscha­ftspraxis Atrium-Docs sowie die Tiefgarage seien erreichbar, wenngleich Wannick zugibt, dass es freilich Behinderun­gen gebe.

 ?? Foto: Thomas Hilgendorf ?? Ab morgen wird hier umgeleitet, die Dillinger Straße wird sechs Wochen lang gesperrt sein. Für die Bäckerei Hierl (rechts) ein Grund zum Umzug nach Bäumenheim – doch auch mögliche Kannibalis­ierungseff­ekte durch das neue Nahversorg­ungszentru­m (links)...
Foto: Thomas Hilgendorf Ab morgen wird hier umgeleitet, die Dillinger Straße wird sechs Wochen lang gesperrt sein. Für die Bäckerei Hierl (rechts) ein Grund zum Umzug nach Bäumenheim – doch auch mögliche Kannibalis­ierungseff­ekte durch das neue Nahversorg­ungszentru­m (links)...

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