Jugendliche haben die freie Auswahl bei der Suche nach Ausbildungsplatz
Wirtschaft Veränderungen gibt es auch bei den beliebtesten Berufsgruppen. Das Verhalten mancher Interessenten sorgt bei den Unternehmen für Frust
Landkreis Am Wochenende schloss die letzte Handwerksbäckerei in Bäumenheim, weil sie keine geeigneten Mitarbeiter fand. Den Betrieb gab es fast 90 Jahre. Ähnlich sorgenvoll dürfte so mancher Chef in kleinen und mittleren Betrieben auf den Arbeitsmarkt und die Bevölkerungsentwicklung blicken: Es gibt im Verhältnis zu den angebotenen Ausbildungsplätzen zu wenig Jugendliche. Aktuell gibt es 418 offene Stellen und noch 159 junge Menschen, die auf der Suche sind.
Wie sehr sich die Situation in den vergangenen Jahren verändert hat, erläutert Werner Möritz, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Donauwörth, anhand von zwei Zahlenpaaren. „Wenn auf einen Bewerber 1,2 offene Ausbildungsstellen kommen, reden wir davon, dass eine freie Berufswahl möglich ist. Aktuell kommen im Landkreis Do- nau-Ries auf einen Bewerber 2,6 offene Ausbildungsstellen.“Aus Sicht von Möritz ist es für nahezu jeden Jugendlichen möglich, eine Ausbildungsstelle zu finden. „Das gelingt vielleicht nicht im Traumjob, aber zumindest in der Berufsrichtung“, sagt er. Wer auch mal nach links oder rechts schaue, was es in dem Bereich noch an Berufsbildern gibt, der werde auch fündig.
Wer bislang noch nicht versorgt sei, solle sich einfach bei der Arbeitsagentur melden. Es könne jedem „sofort“ein Angebot gemacht werden, verspricht der Behörden- leiter. Er und seine Mitarbeiter erleben aber auch immer wieder ärgerliche Fälle. So empfehlen sie Jugendlichen, sich in einer Firma zu bewerben, diese schicken dann aber keine Bewerbung. „Wir haben Fälle, da haben wir ein Unternehmen 15-mal empfohlen, bei der Firma ging aber trotzdem keine einzige Bewerbung ein.“Sauer stoße so manchem Chef auch auf, dass Jugendliche einfach zwei oder drei Ausbildungsverträge unterschreiben und dann kurz vor Ausbildungsbeginn absagen. Das sei für die Unternehmen sehr ärgerlich, weil sie dann auf dem inzwischen völlig leer gefegten Markt wieder mit der Suche beginnen müssten.
Stark verändert hat sich auch, was die Jugendlichen als Berufswunsch angeben. Bei den Friseuren, Verkäufern und Kfz-Mechanikern gab es früher eine sehr starke Nachfrage nach einer Ausbildungsstelle. Bei den Kfz-Mechanikern und Verkäufern ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage beispielsweise inzwischen ausgeglichen. Stark nachgelassen hat laut Möritz auch das Interesse an einer Ausbildung bei einer Bank. Bis vor einigen Jahren konnten sich die Geldinstitute vor Bewerbungen kaum retten und konnten sich aussuchen, wen sie einstellen. „Dass in dem Bereich in den vergangenen Jahren Stellen abgebaut wurden und immer noch werden, haben die Jugendlichen und deren Eltern natürlich mitbekommen“, so der Agenturchef.
Große Nachfrage herrscht laut Statistik der Arbeitsagentur vor allem beim Industriekaufmann. Hier gibt es 1,6 Interessenten je Ausbildungsplatz. Beliebt sind zudem der Kaufmann für Büromanagement und der Industriemechaniker. Was sich allerdings nicht geändert hat, ist, dass die Mädchen mehrheitlich in soziale Berufe oder ins Büro wollen und die Buben sich mehrheitlich für technische Berufe entscheiden.
„Aktuell kommen im Landkreis Donau Ries auf einen Bewerber 2,6 offene Ausbildungsstellen.“Werner Möritz, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Donauwörth