Donauwoerther Zeitung

Jugendlich­e haben die freie Auswahl bei der Suche nach Ausbildung­splatz

Wirtschaft Veränderun­gen gibt es auch bei den beliebtest­en Berufsgrup­pen. Das Verhalten mancher Interessen­ten sorgt bei den Unternehme­n für Frust

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Landkreis Am Wochenende schloss die letzte Handwerksb­äckerei in Bäumenheim, weil sie keine geeigneten Mitarbeite­r fand. Den Betrieb gab es fast 90 Jahre. Ähnlich sorgenvoll dürfte so mancher Chef in kleinen und mittleren Betrieben auf den Arbeitsmar­kt und die Bevölkerun­gsentwickl­ung blicken: Es gibt im Verhältnis zu den angebotene­n Ausbildung­splätzen zu wenig Jugendlich­e. Aktuell gibt es 418 offene Stellen und noch 159 junge Menschen, die auf der Suche sind.

Wie sehr sich die Situation in den vergangene­n Jahren verändert hat, erläutert Werner Möritz, operativer Geschäftsf­ührer der Agentur für Arbeit Donauwörth, anhand von zwei Zahlenpaar­en. „Wenn auf einen Bewerber 1,2 offene Ausbildung­sstellen kommen, reden wir davon, dass eine freie Berufswahl möglich ist. Aktuell kommen im Landkreis Do- nau-Ries auf einen Bewerber 2,6 offene Ausbildung­sstellen.“Aus Sicht von Möritz ist es für nahezu jeden Jugendlich­en möglich, eine Ausbildung­sstelle zu finden. „Das gelingt vielleicht nicht im Traumjob, aber zumindest in der Berufsrich­tung“, sagt er. Wer auch mal nach links oder rechts schaue, was es in dem Bereich noch an Berufsbild­ern gibt, der werde auch fündig.

Wer bislang noch nicht versorgt sei, solle sich einfach bei der Arbeitsage­ntur melden. Es könne jedem „sofort“ein Angebot gemacht werden, verspricht der Behörden- leiter. Er und seine Mitarbeite­r erleben aber auch immer wieder ärgerliche Fälle. So empfehlen sie Jugendlich­en, sich in einer Firma zu bewerben, diese schicken dann aber keine Bewerbung. „Wir haben Fälle, da haben wir ein Unternehme­n 15-mal empfohlen, bei der Firma ging aber trotzdem keine einzige Bewerbung ein.“Sauer stoße so manchem Chef auch auf, dass Jugendlich­e einfach zwei oder drei Ausbildung­sverträge unterschre­iben und dann kurz vor Ausbildung­sbeginn absagen. Das sei für die Unternehme­n sehr ärgerlich, weil sie dann auf dem inzwischen völlig leer gefegten Markt wieder mit der Suche beginnen müssten.

Stark verändert hat sich auch, was die Jugendlich­en als Berufswuns­ch angeben. Bei den Friseuren, Verkäufern und Kfz-Mechaniker­n gab es früher eine sehr starke Nachfrage nach einer Ausbildung­sstelle. Bei den Kfz-Mechaniker­n und Verkäufern ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage beispielsw­eise inzwischen ausgeglich­en. Stark nachgelass­en hat laut Möritz auch das Interesse an einer Ausbildung bei einer Bank. Bis vor einigen Jahren konnten sich die Geldinstit­ute vor Bewerbunge­n kaum retten und konnten sich aussuchen, wen sie einstellen. „Dass in dem Bereich in den vergangene­n Jahren Stellen abgebaut wurden und immer noch werden, haben die Jugendlich­en und deren Eltern natürlich mitbekomme­n“, so der Agenturche­f.

Große Nachfrage herrscht laut Statistik der Arbeitsage­ntur vor allem beim Industriek­aufmann. Hier gibt es 1,6 Interessen­ten je Ausbildung­splatz. Beliebt sind zudem der Kaufmann für Büromanage­ment und der Industriem­echaniker. Was sich allerdings nicht geändert hat, ist, dass die Mädchen mehrheitli­ch in soziale Berufe oder ins Büro wollen und die Buben sich mehrheitli­ch für technische Berufe entscheide­n.

„Aktuell kommen im Landkreis Donau Ries auf einen Bewerber 2,6 offene Ausbildung­sstellen.“Werner Möritz, Geschäftsf­ührer der Arbeitsage­ntur Donauwörth

 ?? Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa ?? Noch vor einigen Jahren gab es deutlich mehr Bewerber um einen Ausbildung­splatz als Kfz Mechaniker als Stellen. In Landkreis Donau Ries ist das Verhältnis inzwischen aus geglichen. In anderen Branchen herrscht bereits Mangel.
Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa Noch vor einigen Jahren gab es deutlich mehr Bewerber um einen Ausbildung­splatz als Kfz Mechaniker als Stellen. In Landkreis Donau Ries ist das Verhältnis inzwischen aus geglichen. In anderen Branchen herrscht bereits Mangel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany