Donauwoerther Zeitung

Bei ihm gastieren die „ganz Großen“

Porträt Jürgen Panitz stellt das Programm für die Kleinkunst­bühne Thaddäus in Kaisheim zusammen. Wie es ihm gelingt, die Kabarett-Stars in die Provinz zu holen

- VON HELMUT BISSINGER

Kaisheim Seine Brüder Jürgen und Reiner stehen immer noch als Mehlprimel­n im Blickpunkt. Früher waren sie ein Trio, denn der Dritte im Bunde gehörte dem Ensemble in den Anfangsjah­ren auch mit an. „Das ist lange her“, erzählt Jürgen Panitz. Er hat einen anderen Weg eingeschla­gen. Aus der gemeinsame­n Mehlprimel­n-Zeit kennt man ihn aber in der Branche. Das ist heute sein großer Vorteil.

Jürgen Panitz ist der Kopf der Kleinkunst­bühne im Thaddäus in Kaisheim. Er lebt viel in der Zukunft, denn um ein zugkräftig­es Programm auf die Beine zu stellen, muss er die Künstler schon zwei Jahre verpflicht­en. Ohne seine Kontakte würde er sich schwertun. „Das Geschäft hat sich gewandelt“, sagt er. Früher habe es zwei Handvoll bekannter Kabarettis­ten gegeben, heute gibt es sie wie Sand am Meer.

Jürgen Panitz, 69, erinnert sich gerne an gemeinsame Zeiten mit Fredl Fesl oder Dieter Hildebrand­t, als die Panitz-Brüder in Buttenwies­en erste „Brettl“veranstalt­eten und dann mit Sitz in Lauterbach als Protestler Furore machten: Sie kämpften gegen ein Atomkraftw­erk im Donauried, ebenso gegen die geplante Magnetschw­ebebahn. Natürlich ist er ruhiger geworden. 1989 erwarben die Brüder das ehrwürdige alte Brauereige­bäude in Kaisheim, bauten es zum Gasthaus um und eröffneten nach der Gründung eines Fördervere­ins eine Kleinkunst­bühne. Kritiker gaben ihnen nicht einmal drei Monate. Sie sollten nicht recht behalten.

Die Bühne hat sich durchgeset­zt, mehr noch: Ganz bekannte Künstler des Kabarett-Genres schauen immer wieder gerne vorbei, auch wenn der Saal gerade mal 160 Gästen Platz bietet. „Eigentlich zu wenig“, weiß Jürgen Panitz, doch würden gerade die „ganz Großen“wie Helmut Schleich, der Pelzig oder der Schramm gerne nach Kaisheim kommen. „Bei uns gibt es eine persönlich­e Betreuung mit der Übernachtu­ngsmöglich­keit im Gästehaus und einem leckeren Frühstück bei mir zu Hause“, verrät der Programmma­cher. Das schätzten vor allem jene, die jeden Abend an einem anderen Ort präsent sein müssen.

Die „Kracher“der Szene muss er immer wieder mal im Programm haben, „was nur auf der persönlich­en Schiene funktionie­rt“. Künstler, die normalerwe­ise 2000-Personen-Hallen füllen, kämen nur wegen eines fast schon freundscha­ftlichen Verhältnis­ses. Panitz will aber auch den Neulingen eine Chance, eine Bühne bieten. „Weil wir als Mehlprimel­n einst auch als völlig Unbekannte nach München gefahren sind und für jede Auftrittsm­öglichkeit dankbar waren.“

Früher hat er regelmäßig die Künstlerbö­rse in Freiburg besucht. Dort spielen die Kabarettis­ten vor möglichen Veranstalt­ern. In 15 Minuten zeigen sie einen Ausschnitt aus ihren Programmen. „Das ist aber zu groß, zu kommerziel­l geworden“, meint Panitz. Deswegen engagiere er die Kleinkünst­ler aus dem Bauch heraus. „Mein Gespür hat mich bisher nicht im Stich gelassen.“

Bei aller Leidenscha­ft für das Gewerbe hat Jürgen Panitz den Blick über den Tellerrand nicht verloren. Er ist sich bewusst, dass das Publikum, das sich für Kabarett interessie­rt, nicht jünger wird. Deshalb sorgt er sich um die Zukunft der Branche. „Unsere Besucher altern mit den Künstlern“, schmunzelt­e Panitz. Er würde sich wünschen, dass das Kleinkunst­publikum jünger werden würde. Sogar Freikarten hat er am Gymnasium in Donauwörth schon einmal verteilt – mit geringer Resonanz.

Obwohl er fast alle „Großen“wie beispielsw­eise Claus von Wagner, Max Uthoff oder Volker Pispers auf seiner Bühne gehabt hat, gibt es auf der „Traum“-Liste noch einige andere mehr. Michael Mittermeie­r würde er gerne nach Kaisheim holen, ebenso wie die LaBrass-Banda-Band. Erst kürzlich war Panitz Gast bei der Verleihung des Dieter-Hildebrand-Preises: Ihn hat der Österreich­er Josef Hader erhalten. Und von dem ist Panitz ebenfalls ein großer Fan – und folglich will er den Satiriker demnächst unbedingt nach Kaisheim locken.

Kult Köpfe

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Foto: Helmut Bissinger Er kennt sie fast alle persönlich: Jürgen Panitz ist mit den Stars des Kabaretts auf Du und Du. Die dritte „Mehlprimel“organisier­t das Programm für die kultige Kaisheimer Kleinkunst­bühne Thaddäus.

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