Donauwoerther Zeitung

Revolution in Münchens Unterwelt

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Es war schon immer ein ungeschrie­benes Gesetz. Auf Rolltreppe­n – und ganz speziell auf denen in München – gilt: Rechts stehen, links gehen. Wer es schon mal gewagt hat, sich auf der Überholspu­r der Gehetzten in U- oder S-Bahnhöfen auszuruhen, kann ein Lied davon singen. Der Münchner kann ruppig werden, wenn ihm so ein stehender Gesetzesbr­echer den Weg nach oben oder unten versperrt.

Doch jetzt scheint sich eine Revolution in Münchens Unterwelt anzubahnen. Neuerdings zieren Plakate den Hauptbahnh­of, auf denen Verwunderl­iches zu lesen ist. „Links und rechts stehen, nicht gehen!“, heißt es da. Hintergrun­d ist wohl die wissenscha­ftliche Erkenntnis aus England, dass es schneller vorangeht, wenn Rolltreppe­nfahrer stillstehe­n. Der Platz auf den Stufen werde besser ausgenutzt, es komme zu weniger Staus, in derselben Zeit könnten mehr Menschen transporti­ert werden. Wenn sich denn alle dran halten.

Und genau hier wird es spannend. So ein Schmarrn, hört man die Münchner schon in den U-Bahnhöfen granteln. Stehen ist schneller als gehen? Des glaubst doch selber net! Und überhaupt: In Zeiten, in denen scheinbar nichts so bleibt, wie es früher einmal war, muss man sich doch nicht auch noch an uralten Gesetzen in der bayerische­n Landeshaup­tstadt vergreifen. Wo kämen wir denn dahin? Dann regiert im Maximilian­eum plötzlich ein Roter, die Bayern lassen sich von den Löwen überholen und auf der Wiesn bekommt der durstige Gast einen ganzen Liter Bier in der Maß. Das muss doch nun wirklich nicht sein!

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