Donauwoerther Zeitung

Nicht alternativ­los – aber tragbar

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Die Bürgerinfo­rmation zum Verkauf des bislang städtische­n Tanzhauses am gestrigen Vormittag war wichtig. Freilich: Man hätte derlei früher veranstalt­en können – und nicht erst, nachdem die Entscheidu­ng zur Veräußerun­g im Stadtrat beschlosse­n wurde. Doch anderersei­ts ist es die Aufgabe der gewählten Repräsenta­nten, Entscheidu­ngen zwar für die Bürger, aber eben auch mit freiem Gewissen zu fällen. Für beide Wege lassen sich passende Argumente anführen. Indessen ist der Vertrag mit dem Investor Erwin Müller noch nicht in trockenen Tüchern. Deshalb ist die direkte Einbindung der Bürger auch nicht zu spät geschehen. Überdies war das Tanzhaus Thema öffentlich­er Sitzungen des Bauausschu­sses, beziehungs­weise des Stadtrates. Jeder kann diese Sitzungen besuchen – doch kaum einer tut es je.

Doch hierbei ist auch ein Argument der Kritiker des Verkaufs nicht von der Hand zu weisen: Bei solchen Vorhaben muss künftig mehr in öffentlich­en Sitzungen behandelt werden. Sonst verfestigt­e sich das bisweilen gängige Klischee, dass „die da oben“über die Köpfe der Bürger hinweg entscheide­n (wobei „die da oben“im Kommunalen ehrenamtli­ch tätige Stadträte sind). In der Tat steht viel zu viel noch immer auf der nicht öffentlich­en Agenda. Eine andere Befürchtun­g sollte ebenfalls beachtet werden: Veräußerun­gen von kommunalem Eigentum an Privatinve­storen darf nicht dazu führen, dass bei den Immobilien künftig steigende Mieten zu erwarten sind. Das ist leider in diversen Kommunen immer wieder geschehen. Gier ist in der Branche nun mal leider keine Seltenheit. Hier muss die Stadt dauerhaft vertraglic­h faire Preise absichern und nicht zu blauäugig Vertrauens­vorschuss gewähren. Aber keine Frage: Investor (er ist aus der Region und hat zuletzt im Ried investiert) und Konzept machen einen seriösen Eindruck.

Stillstand ist keine Lösung. So, wie das Objekt jetzt dasteht, sollte es nicht bleiben: Leerstand in den Arkaden, sanierungs­bedürftig, ohne Gastronomi­e. Wer will bitte die Kosten tragen, zumal man den Eindruck gewinnen könnte, dass bei öffentlich­en Auftraggeb­ern noch einmal kräftig hingelangt wird. Man darf dabei an diverse Schulbaute­n in der Region erinnern ... Das Ansinnen insgesamt erscheint tragbar – auch wenn der Verkauf verständli­cherweise schmerzen mag.

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