Donauwoerther Zeitung

Paris startet die Neymar Show

Rekordtran­sfer Nach dem spektakulä­ren Wechsel des Brasiliane­rs bejubelt PSG seinen neuen Star. Der teuerste Fußballer der Welt erklärt, dass er nicht wegen des Geldes nach Frankreich komme. Kritik an Transferre­geln wird laut

- Ms@augsburger allgemeine.de

Paris Mit Jubel und großen Hoffnungen hat Paris Saint-Germain den brasiliani­schen Top-Fußballer Neymar nach dem Rekordtran­sfer vom FC Barcelona empfangen. Trotz der Ablösesumm­e von 222 Millionen Euro sei der 25 Jahre alte Neuzugang nicht teuer, versichert­e PSGPräside­nt Nasser al-Chelaifi am Freitag: „Denn wir werden mehr Geld verdienen, als wir bezahlt haben.“Er erwarte, dass Neymars Wert sich in den kommenden zwei Jahren mindestens verdoppeln werde. „Für mich ist Neymar der beste Spieler der Welt.“Ein Spieler für 400 Millionen Euro?

Der Stürmer selbst jedenfalls beteuerte, dass es ihm bei dem Wechsel nicht ums Geld gegangen sei – und wies auch den Verdacht zurück, er habe dem Schatten seines Barceloner Teamkolleg­en Lionel Messi entkommen wollen. „Falls ich dem Geld folgen würde, wäre ich vielleicht irgendwo anders in einem anderen Team, in einem anderen Land.“Er suche neue Herausford­erungen: „Ich will größer träumen.“Es sei eine der schwierigs­ten Entscheidu­ngen, die er jemals getroffen habe.

Für die Pariser weniger, finanziell­e Grenzen scheint es nicht zu geben. „Neymar hat bei uns unterschri­eben, um alle Trophäen zu holen, die wir in dieser und den kommenden Saisons gewinnen können“, sagte Klubchef Al-Chelaifi. Er wollte aber nicht das klare Ziel setzen, schon die nächste Champions Lea- zu gewinnen – schon lange ein erklärtes Ziel des Vereins. „Das ist unser Traum“, so der Katarer.

Die hohe Ablösesumm­e hatte auch viel Kritik ausgelöst. PSGChef Al-Chelaifi bestätigte, dass PSG die 222 Millionen bezahlt hat. Er versichert­e zugleich, dass es kein Problem mit den Regeln zum Fi- Fairplay geben werde. „Wir sind innerhalb der Uefa-Regeln“, sagte der Katarer. Einen Rat gab er zudem jenen, die das Financial Fairplay in Gefahr sehen würden: „Bitte geht einen Kaffee trinken und macht euch keine Sorgen, wir sind in guten Händen.“

Unterdesse­n hat die Spielergeg­ue werkschaft FIFPro aufgrund des Neymar-Transfers von der EUKommissi­on eine Überprüfun­g der Transferre­geln gefordert. „FIFPro bittet die Europäisch­e Kommission um eine umfassende Untersuchu­ng der Transferre­geln aus dem Jahr 2001, die nun dringend geprüft werden müssen“, sagte FIFPro-Genenancia­l ralsekretä­r Theo van Seggelen laut einer Mitteilung vom Freitag. Die Kommission müsse den Geldfluss von Transferge­bühren in der EU untersuche­n und ihren Einfluss bewerten. Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte, dazu liege der Behörde bereits eine Beschwerde vor, die wie alle Beschwerde­n geprüft werde. Ob es zu einer förmlichen Untersuchu­ng kommt, ist aber unklar.

Der Wechsel von Neymar ist nach Ansicht von FIFPro „das jüngste Beispiel dafür, wie der Fußball immer mehr zur Domäne einer ausgewählt­en Gruppe reicher, meist europäisch­er Klubs“wird. „Eine Reform der bisherigen Transferre­geln anzuregen, ist eine Priorität von FIFPro, um die Rechte von Spielern als Arbeitnehm­er und die Interessen des Spiels zu schützen“, sagte van Seggelen. Der „überhöhte und verzerrte Markt“und die eskalieren­den Summen hätten die Balance des Wettbewerb­s zerstört. „Die Transferre­geln der Fifa sind wettbewerb­sfeindlich, ungerecht und illegal“, kritisiert­e van Seggelen.

Neymar war am Freitagvor­mittag am Pariser Flughafen Le Bourget gelandet und wurde am Nachmittag offiziell auf einer Pressekonf­erenz präsentier­t. Am Samstag soll er sich im Prinzenpar­k-Stadion den Fans vorstellen – vor dem ersten Saisonspie­l gegen Amiens. Unklar war noch, ob er dabei schon mitspielen kann. „Ja, ich bin bereit“, sagte er. „Falls ich morgen spielen kann, warum nicht.“Vor dem Prinzenpar­kstadion sammelten sich am Freitag PSG-Fans, die den Stürmer bejubelten. Schon am Morgen hatten Anhänger am Fanshop auf den Champs-Élysées Schlange gestanden, um ein druckfrisc­hes NeymarTrik­ot mit der Rückennumm­er zehn zu kaufen.

„Falls ich dem Geld folgen würde, wäre ich in einem anderen Team, in einem anderen Land.“

Der Brasiliane­r Neymar zu seinen Wechselgrü­nden

Gestern Nachmittag war es so weit: In unserer Sportredak­tion sind die Vorräte an Taschentüc­hern zur Neige gegangen. Tränen der Rührung, ach was, Sturzbäche sind geflossen, als Neymar bekannte: „Mein Herz hat mir gesagt: Ja, geh zu Paris Saint-Germain.“Geschenkt die Millionen Euro, die der Ex-Barcelona-Kicker als Handgeld bekommen soll oder die Vermittlun­gsgebühr, die sich sein Vater in die Taschen stopft. Nein, das Herz hat über den Verstand gesiegt. Ganz arg schön.

Angesichts der aberwitzig­en Millionenb­eträge, die im teuersten Transfer der Fußballges­chichte durch den Raum schwirren und irgendwann vielleicht doch den Charakter verderben, lässt eine Meldung von gestern aufhorchen.

Dirk Nowitzki hat erklärt, warum er in seinem neuen Vertrag mit den Dallas Mavericks auf einige Millionen Dollar verzichtet. Grund dafür sei die enge Beziehung zu Klubbesitz­er Mark Cuban. Und: „Es war an mir zu zeigen, dass ich es liebe, dort zu sein.“

In dieser Sommerpaus­e hatte der 39-jährige Basketball-Star einen Zweijahres­vertrag für insgesamt zehn Millionen Dollar unterschri­eben, in der Vorsaison bekam er noch 25 Millionen Dollar. Zum wiederholt­en Male reizte Nowitzki damit nicht seinen Marktwert aus.

Der gebürtige Würzburger bleibt am Boden und hat wieder einmal bewiesen, dass er nicht nur wegen seinen 2,13 Metern zu den Größten zählt. Dank Dirk lebt der Glaube an das Gute im Sportler weiter. Zumindest ein wenig.

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Foto: Michel Euler, dpa Geld spielt scheinbar keine Rolle: Klubpräsid­ent Nasser al Chelaifi (links) präsentier­te am Freitag den neuen Star von Paris St. Germain. 222 Millionen Euro ließ sich der Verein den Brasiliane­r Neymar kosten.
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Dirk Nowitzki

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