Das Orchester ist eine zweite Familie
Porträt Heike Minnich ist durch und durch Musikerin – aus Leidenschaft. Wie sie den Spagat schafft, gleichermaßen Jung und Alt im Donauwörther Salonorchester zu begeistern
Donauwörth/Mertingen Ein Leben ohne Musik kann sie sich nicht vorstellen. Dabei hat sie keine Richtung, die sie bevorzugt. Im Auto oder zu Hause hört sie denn auch eine ganz andere Musik als die, die sie selbst spielt. Heike Minnich ist die gute Seele des Donauwörther Salonorchesters. Als Vorsitzende ist sie das Bindeglied zwischen mehreren Generationen und mit ihrem Tenorsaxofon auch ein wichtiger Bestandteil des 20-köpfigen Orchesters.
Walzer, Märsche und Polkas, aber auch Schlager und mehr
„Wir sind ein liebenswerter Haufen, der gerne zusammenkommt“, lacht die Bankfachwirtin. Es rührt sie an, wie man ihren Worten entnehmen kann, auf der einen Seite junge Menschen, auf der anderen lebenserfahrene, betagte Männer um sich zu haben. Karl Koschta ist so einer. Sie nennt ihn liebevoll Karli. Er habe am meisten zu erzählen, ist schon am längsten mit dabei. Min- nich: „Das macht den Reiz aus.“Jede Generation habe etwas Besonderes.
Als sie den Vorsitz des Salonorchesters übernahm, das es inzwischen 90 Jahre in Donauwörth gibt, hat die Mertingerin nicht geahnt, wie viel Arbeit da auf sie zukommt. „Aber es ist spannend“, wiegelt sie ab, wenngleich es „viel zu organisieren, zu erledigen und zu managen gibt“. Viermal im Jahr gibt das Ensemble Konzerte. Ein Glücksgriff sei Dirigent Gerhard Martin gewesen. Er fordere und fördere jeden einzelnen. Nur am Nachwuchs fehle es der Gruppe, der Altersdurchschnitt sei hoch, sagt Minnich. „Vor allem Streicher suchen wir. Willkommen sind aber auch andere, die irgendwann mal Musik gemacht haben und wieder einsteigen möchten.“
Das gemeinsame Musizieren steht auch für Heike Minnich nach wie vor im Vordergrund. Ebenso die Freude an der Salonmusik, die vielseitig und abwechslungsrei- cher sei, als das, was ein klassisches Orchester zu bieten hat. „Bei uns gibt es Walzer, Märsche, Polkas, aber zum Beispiel auch Schlager, Tangos und Auszüge aus Operetten“, sagt Minnich. Sogar gesungen wird bei manchen Stücken. Das übernehme dann Heinrich Meyer. „Wenn Karl Koschta auf dem Klavier das Lied anstimmt und die anderen Instrumente mit einsteigen, dann setzt er mit seiner Baritonstimme zu einem dunklen, vollen Klang an.“Eine Spezialität sei es, Wiener KaffeehausAtmosphäre zu erzeugen. Wenngleich, wie Minnich gesteht, sie selbst noch nie einem österreichischen Kaffeehaus gewesen sei.
Heike Minnich, Mutter von zwei Kindern, lässt sich von einer im Orchester, wie sie sagt, gerne „an die Wand spielen“: von ihrer 17-jährigen Tochter Julia nämlich. Die besucht derzeit das musische Gymnasium in Dillingen, spielt im Salonorchester Flöte und widmet ihre ganze Leidenschaft ebenso wie die Mutter der Musik. Heike Minnich legt auch großen Wert auf das „Gesellschaftliche“im Verein. Einmal in der Woche trifft sich das Salonorchester in der Musikschule in Donauwörth zur Probe, geht auch mal gemeinsam zum Abendessen oder unternimmt einen Ausflug. Wenn es zu heiß ist, startet Minnich einen Rundruf, um die Probe abzusagen. „Unsere älteren Mitglieder haben bei Hitze ihre Schwierigkeiten“, weiß sie. Man spürt, für Heike Minnich ist das Donauwörther Salonorchester eine „zweite Familie“.