Mach’s gut, altes Häuschen
Kommunikation Leise und unbemerkt verschwinden die Telefonzellen aus dem Landkreis. Seit es Mobiltelefone gibt, geht die Nachfrage nach öffentlichen Fernsprechern deutlich zurück
Landkreis So ist das eben nun einmal mit dem Fortschritt: Eine neue Technik ist auf dem Vormarsch und eine ältere muss deshalb den Rückzug antreten. Da heutzutage fast jeder ein Handy oder Smartphone besitzt, hat die traditionelle Telefonzelle, wie sie viele Jahrzehnte zum öffentlichen Erscheinungsbild gehört hat, keine rosigen Zukunftsaussichten. Was 1878 eine Sensation war – damals wurde die weltweit erste öffentliche Telefonzelle in den USA aufgestellt – gilt heute als nicht mehr zeitgemäß. Die Deutschen hatten ihre Premiere übrigens 1881 in Berlin.
Eckig, knapp zweieinhalb Meter hoch und einen Quadratmeter Fläche: So sieht das derzeit noch gängige öffentliche Fernsprech-Modell aus. Oder besser: sah. Denn die Deutsche Telekom, die ja bereits die meisten ihrer Häuschen in den vergangenen Jahren abbauen ließ – egal, ob die klassischen gelben oder die jüngeren graufarbenen Modelle mit magentafarbenem Logo des Betreibers – nimmt nun auch nach und nach diese überdachten Fernsprechsäulen aus dem Programm.
Im Stadtgebiet Donauwörth sieht das so aus: Auf der Suche nach einem allgemein zugänglichen Telefon wird man lediglich noch am Bahnhof und am Volksfestparkplatz fündig. Von allen Telefonhäuschen, die es jemals in der großen Kreisstadt gegeben hat, sind das die beiden letzten dieser alten Kommunikationsmittel. In der Hindenburgstraße im Ried hatte bis vor einiger Zeit auch noch eines gestanden – das ist mittlerweile auch Vergangenheit.
Ebenso sind Telefonzellen im restlichen Landkreis Auslaufmodelle. Fast überall in sämtlichen Kommunen sind sie nahezu spurlos verschwunden. Die meisten von ihnen wurden in den vergangenen fünf bis sechs Jahren abgebaut. Bundesweit gesehen betreibt die Telekom überhaupt nur noch 27 000 Stück. In der Stadt Rain gibt es laut Ordnungsamt noch einen derart „nostalgischen“Apparat. Er ist am ehemaligen Postamt in der Neuburger Straße zu finden.
Bei Niederschönenfelds Bürgermeister Peter Mahl kommen alte Erinnerungen hoch: „Früher gab es in jeder Ortschaft eine Telefonzelle, doch in Zeiten des Mobiltelefons existiert in unserer Gemeinde keine einzige mehr“.
In Marxheim sieht es genauso aus. Für die Stiftung St. Johannes war es bitter, als die Telekom aufgrund fehlender Umsätze dort den letzten öffentlichen Apparat abmontierte. An seiner Stelle hängt nun im Inneren des Gebäudes ein Telefon der Stiftung, das die Klienten mit speziellen Telefonkarten benutzen dürfen, wie die Geschäftsführung gegenüber unserer Leitung auf Anfrage sagte.
„Mit der Telefonzelle im Marxheimer Ortsteil Graisbach – noch zu D-Mark-Zeiten – hat die Telekom umgerechnet etwa acht Euro monatlich eingenommen“erzählt der geschäftsleitende Beamte der Gemeinde, Ludwig Schiffelholz. Da die Telekom aber 200 Euro als Minimum ansetzte, wurde dieser öffentliche Fernsprecher ebenfalls längst entfernt.
Wie viele Telefonzellen es im Landkreis noch gibt, wollte die Telekom auf Nachfrage unserer Redaktion nicht mitteilen. „Daten halten wir in dieser Form für die externe Kommunikation nicht vor“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. In den einzelnen Rathäusern sämtlicher Gemeinden im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung war jedoch zu erfahren, dass die Telefonhäuser fast gänzlich und unbemerkt aus jedem Ortsbild verschwunden sind.
„Wenn eine Gemeinde trotzdem an einem Standort festhalten möchte, sprechen wir mit ihr über eine kostengünstige Alternative, wie etwa ein Basistelefon“, erklärte Telekom-Pressesprecher Markus Jodl. Ein solches Basistelefon erfüllt im Wesentlichen dieselbe Funktion wie eine Telefonzelle, verzichtet aber auf jede Art von Einhausung, da diese für Vandalismus anfällig ist. Die Telefonate werden bargeldlos über Kreditkarte oder Prepaidkarte abgerechnet.
Die ausgedienten Häuschen werden übrigens nicht etwa verschrottet. Seit 2013 können Nostalgiker oder Freunde ausgefallener Accessoires solche Exemplare kaufen. Je nach Typ und Zustand müssen Interessenten einen Betrag von mindestens 600 Euro auf den Tisch legen, um den Zuschlag zu erhalten. So informiert die Telekom, die jene ausrangierten Modelle in ihrem Lager im „Fernmeldezeugamt Berlin, Außenstelle Potsdam“lagert.